Die Asiatische Hornisse breitet sich bei uns aus. „Jetzt haben wir sie doch hier“, sagte Hornissenexperte Carsten Emser, zertifizierter Wespen- und Hornissenumsiedler und langjähriger Imker kürzlich bei einem Vortrag in der Eifel. Emser referierte in Bitburg-Mötsch auf Einladung des örtlichen Bienenzuchtvereins über die Auswirkungen der Asiatischen Hornisse auf unsere Natur und gab wertvolle Tipps im Hinblick auf den Umgang mit dem Insekt. Denn Aufklärung hierzu wäre auch Bevölkerungsschutz. Das Thema ist brisant, daher möchte der Experte möglichst viele Imkervereine mit einbinden, um ihnen die Gefahren durch die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zu zeigen.
Im vergangenen Jahr breitete sich die Asiatische Hornisse rasant in Westeuropa aus. An der Saar ist sie bereits im dritten Jahr gesichtet worden, inzwischen auch in weiteren Regionen von Rheinland-Pfalz, etwa rund um Cochem, aber auch bei Kobern-Gondorf, am Rhein bei St. Goar sowie bei Mendig und bei Neuwied, Diez und sogar im Westerwald bei Westerburg, wie aus dem “Artenfinder Rheinland-Pfalz„ hervorgeht, einer interaktiven Karte im Internet. Auf dem Portal können direkt Sichtungen gemeldet werden.
Zahlreiche Meldungen bei der SGD – auch fehlerhafte
“In den vergangenen Wochen und Monaten haben uns aus dem Zuständigkeitsbereich der SGD Nord zahlreiche Meldungen erreicht„, bestätigt auf Anfrage die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord – bei der Behörde in Koblenz ist die Obere Naturschutzbehörde angesiedelt, die die Meldungen bearbeitet. “Viele Meldungen haben sich nach erfolgter Prüfung jedoch als fehlerhaft herausgestellt. Schon auf den beigefügten Fotos war erkennbar, dass es sich um andere Arten handelte„, ergänzt eine Sprecherin.
Eine gesetzliche Meldepflicht besteht nicht, betont die SGD weiter. Und erklärt: “Eine genaue Beschreibung des Standortes sowie ein Foto des Nestes sind für die SGD Nord in diesem Zusammenhang besonders hilfreich, damit der Fund verifiziert werden kann und im Anschluss Hornissenbekämpfer beauftragt werden können." Informationen zu den Charakteristika der Asiatischen Hornisse sowie den Unterscheidungsmerkmalen finden sich unter www.ku-rz.de/hornisse
Ein Volk Asiatischer Hornissen vernichtet bis zu elf Kilogramm Insekten pro Jahr
„Alle Asiatischen Hornissenköniginnen in Westeuropa stammen von einer einzigen ab, die 2004 in Bordeaux angekommen ist“, sagte Carsten Emser in seinem Vortrag. Dies wurde anhand intensiver DNA-Untersuchungen festgestellt. Die Tiere bevorzugen Flusstäler und Wasser. Die Einschleppung der Asiatischen Hornisse hat negative Folgen für die heimischen Lebensräume. Fachleute sind besorgt, allerdings nicht nur wegen der Gefahr, gestochen zu werden, sondern aus einem ganz anderen Grund: Sie frisst andere Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge, Libellen und Wespen. Ein Volk Asiatischer Hornissen vernichtet bis zu elf Kilogramm Insekten pro Jahr.
Und auch Honigbienen fallen ihr zum Opfer, wenn es an anderen Insekten mangelt. „Zwischen fünf bis zehn Asiatische Hornissen töten ein Bienenvolk.“ Was das bedeutet, liegt auf der Hand. Keine Bienen: keine Befruchtung. Keine Befruchtung: kein Obst. Zudem schädigt die invasive Art die Landwirtschaft, da sie Obst und Trauben liebt. Auch für den Menschen kann die Asiatische Hornisse gefährlich werden. Besonders aggressiv reagieren die Asiatischen Hornissen, wenn man sich ihrem Nest nähert. „Sie attackieren in Schwärmen“, warnt Emser eindringlich.
Wirkung der Stiche viel schlimmer als bei Bienen
Ihr Giftstoff ähnelt dem von Reptilien und kann starke allergische Reaktionen hervorrufen oder einen anaphylaktischen Schock auslösen. „Die Wirkung ist viel schlimmer als bei Bienenstichen. Mehr als die Hälfte der Gestochenen landet beim Arzt oder im Krankenhaus. Es wird so weit kommen, dass auch hier irgendwann der Erste stirbt.“
Außerdem können sie ihr Gift über eine gewisse Entfernung spritzen, ohne zu stechen. „Sie brummen nicht, kommen direkt, lassen nicht locker und bleiben hartnäckig am Opfer dran. Der Stich einer Asiatischen Riesenhornisse kann für den Menschen gefährlich sein. Viele Menschen wissen nicht, dass sie von dieser invasiven Art gestochen wurden, was die Gefahr erhöht.“ Obwohl Todesfälle selten sind, gab es in Deutschland bereits zwei Rettungshubschraubereinsätze.
In seinem Vortrag erläuterte Emser die markanten Unterschiede zwischen den Asiatischen und Europäischen Hornissen, ebenso das Jagd- und Territorialverhalten der Asiatischen Hornisse. Europäische Hornissen zählen zur Familie der Wespen und sind nicht gefährlicher als normale Wespen.
So kann man die Arten unterscheiden
Besonders auffällig ist die unterschiedliche Körperfärbung der beiden Hornissenarten: Während bei der Europäischen Hornisse der Kopf rötlich bis schwarz gefärbt ist, haben Asiatische Hornissen einen schwarzen Kopf mit orangefarbener Stirn. Das markanteste Merkmal sind jedoch die gelben Füße, die sonst keine andere Insektenart besitzt. Die Asiatischen Hornissen leben sehr lange und sind sehr resistent. Die Nester unterscheiden sich von denen der Europäischen Hornisse, haben den Eingang meist zur Seite.
Die Bekämpfung erweist sich mitunter als sehr schwierig, da Nester in Höhen von zehn bis 40 Meter hängen können. Sie befinden sich selten im Wald, eher in der Nähe von Menschen, wie in Hecken, an Nistkästen oder sehr häufig an Häusern. Deshalb sei beim Heckenschneiden immer Vorsicht geboten.
Schließlich gab Emser Tipps zur Erkennung und Bekämpfung der Asiatischen Hornisse. Ein Nest kann mehr als 500 Jungköniginnen hervorbringen und ohne Bekämpfung können aus einem Nest innerhalb von fünf Jahren 3125 Nester entstehen. Die Schäden für Biodiversität und Landwirtschaft würden in die Millionen gehen, im Saarland gebe es bereits erste Ernteausfälle. Eine Studie der Europäischen Kommission schätzt, dass in betroffenen Regionen erhebliche wirtschaftliche Schäden durch eine geringere Pflanzenbestäubung verursacht werden. „Das Tier an sich ist faszinierend“, sagt Emser, „aber es gehört nicht hierhin.“
Was tun bei Sichtung einer Asiatischen Hornisse?
Wer eine Asiatische Hornisse entdeckt, sollte das anzeigen. Über den „Artenfinder“ (artenfinder.rlp.de) kann die Sichtung einer Asiatischen Hornisse – am besten mit Foto – gemeldet werden. Von dort aus werden die Informationen an das Umweltministerium weitergeleitet. Anhand der Fotos wird verifiziert, ob es sich wirklich um die Asiatische Hornisse handelt. Bei positivem Ergebnis werden dann die Informationen weiter an die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord oder Süd und von dort aus an zertifizierte Wespen- und Hornissenumsiedler gegeben. Die Obere Naturschutzbehörde sorgt nach einer Meldung über den „Artenfinder“ dafür, dass ein Experte das Nest entfernt. Dies ist für den Melder kostenfrei. red