Ryanair winkt ab
Im Stehen vom Hahn nach Malle fliegen? Wohl kaum!
So präsentierte der italienische Sitzhersteller Aviointeriors im Jahr 2010 seinen Prototyp "Skyrider" - eine Art Stehsattel als Flugzeugsitz. Die Idee stammte damals angeblich von Ryanair-Chef Michael O'Leary. Im Jahr 2025 ist der "Skyrider" plötzlich wieder ein Thema - die aktuell online gezeigten Sitze unterscheiden sich optisch leicht von diesem Modell.
EPA/ANSA/picture alliance/dpa

Im Internet kursieren Bilder von angeblichen Stehplätzen, die schon 2026 zum Einsatz kommen könnten – unter anderem bei Ryanair. Geht es dann also günstig im Stehen vom Flughafen Hahn in den Süden? Wir haben bei der Airline nachgefragt.

Lesezeit 6 Minuten

Michael O’Leary sind viele Mittel Recht, um seine Billigfluglinie Ryanair, Platzhirsch am Flughafen Hahn im Hunsrück, ins Gespräch zu bringen. Der Ire provoziert gern – und liebt es, mit Ideen in die Schlagzeilen zu kommen, die auf den ersten Blick wie Aprilscherze klingen. Vor einigen Jahren etwa war mal kurzzeitig die Rede davon, dass man künftig eventuell für Toilettengänge an Bord von Ryanair-Jets bezahlen müsse. Und 2012 kokettierte O’Leary auch damit, Stehplätze anbieten zu wollen – zu Preisen von einem Pfund.

Plötzlich hat das Stehplatz-Thema seit einigen Tagen wieder neue Fahrt aufgenommen. Ein Instagram-Post fand große Verbreitung. Ist da wirklich etwas dran? Kann man irgendwann im Stehen vom Hahn nach Mallorca fliegen?

Auslöser der aktuellen Aufregung ist ein Posting auf dem Account @entrepeneurshipquote, der mit (vermeintlichen) News und Zitaten aus der Welt der Wirtschaft immerhin 2,8 Millionen Follower erreicht. Auf dem Account erschienen am 20. Mai mehrere Fotos von sehr platzsparenden Flugzeugsitzen in den typischen Ryanair-Farben Gelb und Blau, flankiert von einem Text in englischer Sprache, wonach mehrere Billigairlines „standing-only seating options“, also Stehplätze, ab 2026 einführen werden.

So präsentierte der italienische Sitzhersteller Aviointeriors im Jahr 2010 seinen Prototyp "Skyrider" - eine Art Stehsattel als Flugzeugsitz. Die Idee stammte damals angeblich von Ryanair-Chef Michael O'Leary. Im Jahr 2025 ist der "Skyrider" plötzlich wieder ein Thema.
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So präsentierte der italienische Sitzhersteller Aviointeriors im Jahr 2010 seinen Prototyp "Skyrider" - eine Art Stehsattel als Flugzeugsitz. Die Idee stammte damals angeblich von Ryanair-Chef Michael O'Leary. Im Jahr 2025 ist der "Skyrider" plötzlich wieder ein Thema.
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So präsentierte der italienische Sitzhersteller Aviointeriors im Jahr 2010 seinen Prototyp "Skyrider" - eine Art Stehsattel als Flugzeugsitz. Die Idee stammte damals angeblich von Ryanair-Chef Michael O'Leary. Im Jahr 2025 ist der "Skyrider" plötzlich wieder ein Thema.
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So präsentierte der italienische Sitzhersteller Aviointeriors im Jahr 2010 seinen Prototyp "Skyrider" - eine Art Stehsattel als Flugzeugsitz. Die Idee stammte damals angeblich von Ryanair-Chef Michael O'Leary. Im Jahr 2025 ist der "Skyrider" plötzlich wieder ein Thema - die aktuell online gezeigten Sitze unterscheiden sich optisch leicht von diesem Modell.
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Auf das Posting stürzten sich mehrere Boulevardmedien weltweit. Die Story klingt aber auch zu verlockend: Die Stehplätze vom Typ „Skyrider 2.0“ des italienischen Herstellers Aviointeriors könnten Flugtickets wieder billiger machen, hieß es. Besonders auf Kurzstrecken könnten so mehr Passagiere in der Kabine untergebracht werden. Der neuartige Platzspar-Sitz habe entsprechende Sicherheitschecks bestanden, hieß es im Insta-Text von@entrepeneurshipquote.

Dem wiederum trat relativ bald Hersteller Aviointeriors selbst entgegen – wiederum auf Instagram: Bei dem gezeigten Sitz handele es sich um einen „conceptual prototype“, der nicht zum offiziellen Verkaufsportfolio des Sitzherstellers zähle. Es handele sich vielmehr um „eine provokante Übung in Designinnovation“, die die Grenzen dessen auslotete, wie Flugreisen eines Tages aussehen könnten. Es gebe keine Zertifizierung durch eine Luftfahrtbehörde.

Ryanair-Chef Michael O'Leary liebt es, mit kuriosen Ideen zu provozieren - und seine Airline so in die Schlagzeilen zu bringen. Gratis-Werbung für die Fluggesellschaft, die am Hahn den Ton angibt.
Roland Schlager. picture alliance/dpa/APA

Die bereits vor 2012 gezeigten ersten Prototypen von Aviointeriors unterscheiden sich optisch von den Sitzen, deren bildliche Darstellung derzeit im Internet kursiert. Die angedachte Funktionsweise aber ist ähnlich: Die Fluggäste würden auf einer Art Sattel recht aufrecht sitzen, sodass sie weniger Platz für ihre Beine brauchen und man so mehr Sitzreihen auf denselben Platz quetschen könnte. Ob das aber wirklich die Kapazität von Flugzeugen wie der Boeing 737-800 erhöhen würde, wie Ryanair sie unter anderem auf dem Hahn einsetzt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Denn die Kapazitätshöchstgrenze einer Flugzeugkabine richtet sich auch und vor allem nach der Zeit, in der im Notfall eine Evakuierung möglich wäre. Ryanair lässt deshalb in seine neuen, intern 737-8200 genannten Boeings, die 197 (verkaufbare) Sitze haben und damit acht mehr als die bisherigen 737-Varianten, zusätzliche Notausstiege einbauen. Außerdem bemisst sich auch die Menge des Kabinenpersonals an der Kapazität – mehr Passagiere bedeuten mehr Personalaufwand. Ob also zusätzliche (Steh-)Plätze der Airline überhaupt eine Ersparnis bringen, ist zumindest fraglich. Vom zusätzlichen Gewicht mal ganz abgesehen.

Ryanair ist und bleibt der Platzhirsch am Flughafen Hahn.
Thomas Banneyer. picture alliance/dpa

Aus welchen Gründen auch immer – von Stehplatz-Reisen aus dem Hunsrück ans Mittelmeer sind wir noch viele Flugmeilen entfernt. Ryanair hat jedenfalls keine Pläne, Stehplätze einzuführen, erklärt eine Sprecherin der Airline auf Anfrage unserer Zeitung. Damit räumen die Iren das Thema diesmal also selbst ab – ganz anders als 2012.

Damals hatte Michael O’Leary noch erklärt, für die Stehplätze seien nicht einmal Sicherheitsgurte vorgesehen, sondern nur Haltegriffe „wie in der Londoner U-Bahn“. Wenig später aber untersagte eine Luftfahrtbehörde dem Unternehmen angeblich Testflüge. Es gab offenbar Sicherheitsbedenken.

Nachtflugverbot in München: Condor-Jet zum Hahn umgeleitet

Hahn statt München: Wegen einer geringfügigen Verspätung musste eine Condor-Maschine aus Mallorca in der Nacht zum Dienstag kurzfristig umgeleitet werden und bescherte mehr als 200 Passagieren so einen unerwarteten nächtlichen Hunsrückausflug. Wie zuerst „Bild“ berichtete, war der Airbus bereits im Landeanflug auf die bayerische Landeshauptstadt, als sich herausstellte, dass er wegen des dortigen Nachtflugverbots dort nicht mehr aufsetzen durfte. Angeblich ging es um eine Überziehung von zehn Sekunden. Also startete er durch – und flog nach Rheinland-Pfalz. Auf dem Hahn darf die ganze Nacht hindurch gestartet und gelandet werden, was ihn insbesondere für das Frachtgeschäft attraktiv macht. Circa 45 Minuten später setzte der Jet am Hahn auf, und die Passagiere fanden sich im menschenleeren Terminal wieder. Condor organisierte dann einen Bustransfer nach Frankfurt, von dort ging es per Flugzeug weiter nach München. Dort kamen die Gäste gegen 8 Uhr morgens an. tim

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