Dafür fliegen viele Worte zwischen Zürich und Koblenz hin und her, irgendwann in diesem Gespräch wird die evangelische Christin sagen: „Ich bin eine Ermutigerin.“ Sie wolle Menschen Mut zusprechen, dass es Gutes gibt auf der Welt und sich dafür einzusetzen. Dass es sich lohnt, mit Hoffnung und Zuversicht durchs Leben zu gehen – gerade auch in Krisenzeiten. Sie tut das, angetrieben und bestärkt durch ihren Glauben an Gott. Auf ihrer Internetseite heißt es: „Ich habe das Privileg, das Evangelium zu verkünden, und die Begabung, mit Worten umzugehen und Menschen zu begeistern.“ Hören wir ihr also zu.
Da sind zunächst Erinnerungen, die Jana mit uns teilt. Ein kurzer Blick auf eine Zeit, in dem die Welt langsam und klein wurde. Frühjahr 2020, in der ersten heißen Phase der Corona-Pandemie. Jana, damals 21, wurde als erste Corona-Infizierte von Koblenz bekannt. 47 Tage steckte sie in Quarantäne, sieben lange Wochen. Rückblickend, sagt Highholder am Telefon, komme ihr ihre Isoliertheit nicht mehr so dramatisch vor – wie das häufig so sei, betrachte man eine Krise mit etwas Abstand. „Aber damals, mitten in der Situation, war ich voller Sorge. Es war eine schwierige Zeit. Keiner wusste, wie es ausgeht.“
„Aber mein Horizont ist viel kleiner als der von Gott – er zeigt neue Perspektiven auf.
Jana Highholder ist ein sehr zuversichtlicher Mensch. Sie vertraut auf Gottes lenkende Hand.
Sie hatte dunkle Stunden, gibt sie zu. Tiefer als diese Finsternis aber reichte ihr Glaube, dass Gott sie aus dieser Situation führen werde – so wie er generell an und auf ihrer Seite ist. Sie lebe in dieser „gewissen Zuversicht, dass da jemand – Gott – ist, der es gut mit mir meint“, erklärt sie. So begeistert und überzeugt sie am Telefon klingt, lächelt sie vermutlich bei diesen Worten im kalten Zürich.
In den sozialen Netzwerken zeigt sich Jana Highholder als lebensfroher Mensch. Ihre Bilder auf Instagram etwa versprühen Positivität. Da ist eine strahlende Person zu sehen, jemand, der nahbar und wach durch dieses Leben geht. Sie weiß es zu genießen und durchaus auch smart und angesagt zu inszenieren – flankiert allerdings von einem dankbaren, bescheidenden Ton. Tenor: Gott lenkt im Guten wie im Schlechten. Er meint es gut mit uns.
Unerschütterliche Zuversicht
Aus dieser Formel zieht Jana High-holder diese unerschütterliche Zuversicht. Die sie in der Corona-Isolation stützte. Oder die ihr im April Kraft gab, als einen Tag nach dem Examen ihres Medizinstudiums ihre Beziehung zerbrach und bisherige Lebensträume perdu waren. „Ich habe in so mancher Krise viele Tränen geweint und damit gehadert, wieso dieses oder jenes so gekommen ist. Aber mein Horizont ist viel kleiner als der von Gott – er zeigt neue Perspektiven auf. Nur musste ich dafür loslassen.“
Aufgewachsen ist Jana Highholder in Koblenz – christlich sozialisiert, wie sie sagt. Das sei aber nicht der Grund für ihren tiefen Glauben, heißt es aus dem Telefon. Da war die eigene Krebserkrankung, die sie als Kind durchstehen musste – „eine schon oft erzählte Geschichte“, meint Jana. Ihrer verzweifelten Mutter habe sie damals gesagt: Gott stützt uns. Ein kindlicher Glaube. Und sie wurde nicht enttäuscht, sondern gesund.
Wirklich zu Gott habe sie allerdings durch die Bibel gefunden, die sie als Fünftklässlerin in die Hände bekam: „Wir mussten damals eine Bibel für den Unterricht haben – die habe ich dann einfach zu lesen begonnen.“ Sie dachte damals, dass, wenn es Gott wirklich gäbe, es doch auch sehr schlau wäre, ihn kennenzulernen. Dafür musste sie, ähnlich wie man eine Freundschaft aufbaut, Zeit mit ihm verbringen – über die Bibel und im Gebet. „Und ich habe so einen Reichtum gefunden.“
In Gott und auf sein weitsichtiges Lenken zu vertrauen, ist auch die Botschaft, die Highholder als Speakerin bei Veranstaltungen aussendet oder auch in ihren Büchern. Sechs sind es, der aktuelle Titel „Jung und gläubig: Gedanken, die deinen Alltag verändern“ ist in diesem Jahr erschienen: Baut auf Gott, auf sein wohlwollendes, weitsichtiges Tun, „dann kann man in jedem Chaos, in Schmerz, Leid und Trauer einen Frieden und eine stärkende Zuversicht finden“, sagt sie. Für sie sei dieses Vertrauen, dieser bedingungslose Glaube, die Basis, um das Leben mit all seinen Hochs und Tiefs angehen zu können. Die gebe es ganz klar nun einmal, da könne Gott niemanden vor bewahren.
Trösten auf der Palliativstation
Dies wird ihr in der Züricher Klinik vor Augen geführt – im Praktischen Jahr lernt sie von der Akut- bis zur Palliativmedizin alles kennen. Und vor allem dort, auf der Palliativstation, wo Jana Highholder mit Menschen in den letzten Momenten ihres Lebens zu tun hat, begegnet ihr viel Leid. Angehörige, die bis zum letzten Atemzug begleiten, verzweifelt, traurig, ohne Hoffnung. „Ich denke dann oft, wie gut es wäre, wenn sie Jesus kennen würden. Er könnte ihnen Trost, Ruhe und vor allem Perspektive geben. Denn wer sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, der ist all das auch im Angesicht des Todes.“
Ob sie mit ihrem Glauben in solchen Momenten Menschen trösten kann, die nicht gläubig sind? „Ich missioniere nicht im Krankenhaus, das steht mir nicht zu. Aber ich bringe aus meinem Glauben und meiner Zuversicht ganz viel Menschlichkeit mit und kann sie geben. Das halte ich für sehr wichtig. Medizin ist mehr als nur reine Wissenschaft.“
Überhaupt: Menschen, die generell nicht gläubig sind oder die Kirche verlassen haben, begegnet Jana Highholder oft. Allein im Jahr 2021 sind deutschlandweit fast 360.000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten (laut Deutscher Bischofskonferenz), bei den Protestanten waren es 280.000 (laut evangelischer Kirche). Insbesondere für junge Menschen hat die Kirche kaum noch eine Relevanz, wie eine Umfrage des Bistums Mainz im Jahr 2020 ergab: Lediglich 9 Prozent der unter 18-Jährigen sehen die Kirche „uneingeschränkt als eine mögliche Gesprächspartnerin für ihre Lebensthemen“. Befragt wurden 1095 junge Menschen, die sich als selbst als kirchennah betrachten.
„Ich will Mut zusprechen, dass es sich lohnt, für Themen, Dinge und Menschen einzustehen.“
Jana Highholder über ihr Selbstverständnis als Influencerin, Autorin und Rednerin
Jana Highholder muss sich häufig für ihren Glauben rechtfertigen. Das sind nicht ihre direkten Worte, diese Aussage schwingt aber mit, wenn sie am Telefon Sätze sagt wie: „Wir leben in einer Zeit, in der alle Glaubens- und Lebenseinstellungen okay sind, aber in Bezug auf das Christentum, da wird es ganz schwierig.“ Wobei sie auch sagt: Bekehren, jemanden davon zu überzeugen, dass an Gott zu glauben richtig und wichtig ist, „das kann, will und muss ich nicht. Ich kann nur näherbringen, was Gott für mich bedeutet und woher meine Zuversicht rührt.“
Gleichwohl gelingt ihr auf diese Weise oft eine Ansprache: Indem sie ihre Gedanken zu Gott auf sozialen Kanälen teilt, über ihre Bücher und ihre Auftritte als Speakerin erreicht sie Menschen: „Mir haben Menschen schon oft gesagt, dass das, was ich tue – zum Beispiel die Bücher, die ich geschrieben habe – ihr Leben verändert hat.“
Aktiv und handlungsbereit bleiben
Es ist ihr wichtig, nicht nur Gottes Botschaft und ihren Glauben zu vermitteln – es geht ihr darum, Zuversicht und Freude im Herzen zu verbreiten. Ein Vertrauen aufs Leben, gerade auch angesichts vieler Krisen, die unsere Gesellschaft beschäftigen.
„Ich äußere mich zwar selten zu politischen Themen wie Klimaprotesten, Menschenrechten und vielem mehr. Aber ich ermutige Menschen dazu, nicht in eine Starre zu verfallen und aktiv mit dem Herzen zu sein, handlungsbereit zu bleiben. Ich will Mut zusprechen, dass es sich lohnt, für Themen, Dinge und Menschen einzustehen, und dass es Gutes gibt auf der Welt.“ Da ist sie also, die „Ermutigerin“. Und sollte doch einmal alles zu viel für den Moment werden und das Herz verzagen, rät Jana Highholder: innehalten. Den Kopf heben, in Richtung Himmel blicken. Schlicht ein Perspektivwechsel, ein Ruhepol. Wer aber möchte, könne allein dieses Tun schon als Gebet verstehen, denn: „Gott schaut auf dich – und du kannst seinen Blick erwidern.“
Das Telefon zeigt gut 50 Minuten Redezeit an. In Zürich wird noch immer spaziert und gesprochen, in Koblenz werden all die Worte mitgeschrieben. Ein letzter Gedanke ist Jana wichtig: „Gerade jetzt, wenn wir an Weihnachten die Hoffnung beleuchten und das Jahr reflektieren, finde ich wichtig zu sagen: Wir haben einen Ganzjahresgott. Hoffnung ist keine Frage der Holiday Season, also der Weihnachtszeit. Hoffnung hat im Januar ihre Gültigkeit, im Februar Bestand und im Juli nichts von ihrer Relevanz verloren.“