Die Vulkan-Brauerei in Mendig macht sich fit für die Zukunft. Seit etwa einem Dreivierteljahr laufen dazu groß angelegte Umbau- und Sanierungsarbeiten – ein Großteil davon soll in Kürze abgeschlossen sein. Bei den Arbeiten geht es um Modernisierung, mehr Nachhaltigkeit, aber auch die Erweiterung der Produktpalette der Brauerei aus der Eifel. Geschäftsführer Malte Tack hat unserer Zeitung einen Einblick in die Bauarbeiten gegeben – sowie in die Geschäftsstrategie seines Hauses. In dieser spielt die Umstellung auf die Bioqualität der Produkte im Jahr 2022 eine zentrale Rolle.
„Ende 2023 haben wir die Bauanträge eingereicht“, erklärt Malte Tack. Die Baugenehmigung erhält die Brauerei im darauffolgenden Sommer. Erste Arbeiten starten im September 2024. Insgesamt investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben ungefähr 9 Millionen Euro. „Das ist mit Abstand die größte Investition, die wir hier am Standort und in der Unternehmensgeschichte getätigt haben“, sagt Tack. Die Bauarbeiten lassen sich in drei Abschnitte unterteilen: die Arbeiten am Außengelände, den Neubau von Shop- und Verwaltungsgebäude sowie Bauarbeiten am Bestand. Hier ein Überblick über die Baustelle und ein Einblick in die Bierbranche:
1Das Außengelände: „Wir machen die gesamten Oberflächen des Außengeländes neu – von der Einfahrt über den kompletten Innenhof, bis hin zu allen Parkplätzen“, erläutert Tack. Erneuert wurden dabei im Untergrund auch das Kanalnetz für Abwasser und Frischwasser sowie elektrische Leitungen.
Im Zuge der Arbeiten seien viele Flächen entsiegelt worden. Die Böschung soll neu begrünt werden. Für die Parkplätze habe die Brauerei eine offene Pflasterung verbaut. „Wir haben unsere Parkfläche jetzt deutlich erweitert“, sagt der Geschäftsführer. Eine gute Parkplatzstruktur sei wichtig für die Brauerei. Denn: „Wir sind in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, unser Brauhaus hat einen sehr hohen Besucherdruck.“ Die Vulkan-Brauerei empfange 250.000 Gäste im Jahr, die größtenteils mit dem Auto anreisten.
Ebenso werden gesonderte Busparkplätze geschaffen. Entstehen soll eine 600 Quadratmeter große, überdachte Fläche, die künftig wahlweise auch als Eventfläche genutzt werden kann. „Wir haben hier jedes Jahr Großveranstaltungen wie zum Vatertag oder ein Oktoberfest“, erklärt Tack, „dafür braucht man eine Fläche mit direkt vorhandener Infrastruktur für Strom, Wasser und Abwasser.“ Die Überdachung in sieben Metern Höhe soll auch an den Seiten verkleidet werden können, sodass kein Zelt aufgebaut werden muss.
Auf dem Dach des neuen Shop- und Verwaltungsgebäudes ist eine extensive Dachbegrünung angebracht worden. „Zudem wird die gesamte Fläche Anfang Juli bereits komplett mit Photovoltaik bespielt“, kündigt Malte Tack an. Zwei weitere PV-Anlagen sollen auf einer Überdachung für E-Fahrzeug-Parkplätze mit Ladesäulen sowie auf der Überdachung der Eventfläche entstehen. Die Anlagen sollen eine Leistung von 200 Kilowattpeak haben.
„Wir decken mit der Anlage etwa 20 Prozent unseres Energiebedarfs“, sagt Tack. Die Brauerei habe durch Gerätschaften in der Küche, aber auch durch zwei neue Brennereien einen relativ hohen Stromverbrauch im Vergleich zu Gas oder anderen Betriebsmitteln. „Deswegen schafft die PV-Anlage, die wir jetzt bauen, obwohl sie schon ziemlich groß ist, nur 20 Prozent – aber es ist eben auch die erste Ausbaustufe“, sagt Tack. Weitere Dächer sollen mit Photovoltaik bestückt werden. Zudem beschäftige sich die Brauerei aktuell damit, wie sie selbst produzierte Energie speichern könne, um sie für Spitzenlasten abrufen zu können.
2Der Neubau des Shop- und Verwaltungsgebäudes: Für den Bau des neuen Gebäudes musste eine alte Lagerhalle weichen. „Im Erdgeschoss ist unser Shop als richtige Einkaufswelt neu entstanden, im Obergeschoss sind unsere neuen Büroräume“, erklärt Tack die Gebäudeaufteilung. Realisiert worden sei das Gebäude mit einem Spezialisten für Holzfertigbau aus dem Brohltal.
„Holz ist für uns ein nachwachsender, nachhaltiger Rohstoff“, sagt Tack. Hinzu komme, dass das Thema Fertigbau bei Bauarbeiten im laufenden Betrieb eine gewisse Relevanz habe. „Wir haben am 1. Oktober mit dem Bau des Neubaus begonnen und saßen etwa ein Dreivierteljahr später hier in diesem Gebäude“, berichtet der Geschäftsführer. Das alte Verwaltungsgebäude wurde – nach einer Prüfung, ob es wirtschaftlich instand gesetzt werden kann – abgerissen, ebenso ein zusätzlich von der Brauerei erworbenes Gebäude. Auf der frei gewordenen Fläche entsteht nun die Eventfläche beziehungsweise der Busparkplatz.
Um die WC-Anlagen im Hauptgebäude erweitern zu können, musste der ursprünglich dort untergebracht Shop umziehen. „Das war die einzige Fläche, die perspektivisch für den Ausbau von WC-Anlagen herhalten konnte“, erklärt Malte Tack. Daher brauchte es eine neue Unterbringung für den Verkaufsraum. „So kam die Idee zu sagen: Wir bringen Shop und Büro zusammen“, sagt Tack. Ein Hingucker im neuen Shop: Zwei alte Sudkessel, die für die Bauarbeiten abgebaut werden mussten, sind in einen Kassenbereich sowie ein Regalsystem integriert worden.
Die neuen Büroräume sind hell und lichtdurchflutet. „Wir waren schnell an dem Punkt, dass wir gesagt haben: Wir wollen immer mit zwei Personen in einem Büro sitzen“, erzählt Tack. Jedoch sollten die Mitarbeiter die Verbindung zueinander nicht verlieren, erklärt der Geschäftsführer. Die Lösung: Zwischen den Büroräumen sind die Wände ab 1,50 Metern mit schalldichten Fenstern bestückt. „So hat man permanent zumindest den Sichtkontakt in die anderen Büros“, sagt Tack. „Das schafft eine gewisse Verbindung, man sieht aber auch, ob der Kollege, zu dem man gleich will, gerade am Telefonieren ist.“
15 Mitarbeiter hat die Brauerei in der Verwaltung, insgesamt hat das Unternehmen etwa 175 Beschäftigte, die sich auf die Verwaltung, den Shop, die Brauerei, die neue Brennerei sowie die Gastronomie im Brauhaus verteilen. „Wobei wir natürlich auch einige Teilzeitkräfte haben, also in Vollzeit kann man so 120 bis 140 Stellen sagen“, erläutert Tack.
3Die Bauarbeiten im Bestand: Die Brauerei hat eine neue Schroterei bekommen. War bislang eine einheitliche, feine Körnung möglich, können in der neuen nun unterschiedliche Mahlgrade eingestellt werden. „Für manche Spezialmalze ist es besser, den Mahlgrad anders einzustellen“, erklärt Tack, „und das kann unsere neue Anlage vollautomatisch nach hinterlegten Rezepten. Das heißt, wir können künftig noch tiefer in alle Rezepturen eingreifen.“ Zudem sei die Rohstoffausbeute in der neuen Schroterei besser, es würden fast 15 Prozent weniger Malz verbraucht.
Auch zwei neue Brennereien sind in der Vulkan-Brauerei geschaffen worden: eine Verschlussbrennerei, die vor allem zur Whisky-Herstellung genutzt werden soll, sowie eine Geistanlage, mit der unter anderem Gin produziert werden kann. Whisky hat die Vulkan-Brauerei bereits im Angebot. „Bislang haben wir unsere vergorene Malzwürze aber in eine Brennerei gefahren, um den Alkohol zu destillieren“, erklärt Tack. Der Brennvorgang kann künftig selbst übernommen werden: „Jetzt nehmen wir dieses Gärerzeugnis, fahren es über unsere Verschlussbrennerei und brennen daraus etwa 85- bis 90-prozentigen Rohalkohol.“
Für die Vulkan-Brauerei sei Whisky ein spannendes Produkt, da es von der Fassreifung lebe. Und der hauseigene Bierkeller in 30 Metern Tiefe eigne sich hervorragend für die Reifung von Spirituosen in Holzfässern. „Denn Sie brauchen eine höhere Luftfeuchtigkeit, um ihn schonend und lange in Fässern reifen lassen zu können und vor allem eine gleichbleibende Temperatur – und das ist beides gegeben“, betont der Geschäftsführer. Das Unternehmen lässt sich für den Whiskey neue Großfässer mit einem Fassungsvermögen von 700 Litern bauen. Aber es ist noch etwas Geduld gefragt: „Der erste, eigens hergestellte Whisky, der wird mindestens drei Jahre brauchen“, sagt Tack. „Das ist das Mindestalter, um Whisky auch so nennen zu dürfen.“
„Der erste, eigens hergestellte Whisky, der wird mindestens drei Jahre brauchen.“
Malte Tack
Die zweite neue Brennerei ist eine sogenannte Geistanlage. Mit dieser werde bereits fertig versteuerter Alkohol verarbeitet. „Auf dieser Anlage verarbeiten wir quasi alle Erzeugnisse, die aus unserem vorher hergestellten Rohalkohol entstehen“, sagt Tack. „Dort wollen wir eigene Gins herstellen, aber auch Kräuterliköre und Co.“ Auch die neuen Spirituosen werden Bioprodukte sein. Im April 2022 hat die Brauerei ihre Produkte auf Bioqualität umgestellt. Sie arbeitet nach den Richtlinien des Verbands Bioland.
Zu den Umbauarbeiten im Bestand gehört auch der neue WC-Bereich. Dieser wurde erweitert, und es wurde eine barrierefreie Toilette installiert, wie Tack erläutert. Außerdem entsteht ein Tasting- und Tagungsraum, in dem Bier- und Spirituosenverkostungen sowie Veranstaltungen stattfinden sollen. In etwa eineinhalb Monaten will die Brauerei den Großteil ihrer Bauarbeiten abgeschlossen haben. „Wir haben dann noch weitere Bauabschnitte in Planung“, erläutert Tack. „Wir wollen noch mehr Tasting- und Tagungsräume einrichten.“ Derzeit gehe er davon aus, dass der entsprechende Umbau zum Jahreswechsel 2026/27 stattfindet.
4 Die Lage in der Branche und wie sich die Vulkan-Brauerei positioniert: Insgesamt geht in der Branche der Bierabsatz im Inland seit Jahren zurück, wie das Statistische Bundesamt im April dieses Jahres berichtete. 2024 wurden demnach hierzulande 15,1 Prozent weniger Bier abgesetzt als noch zehn Jahre zuvor. Auch im Ausland ist deutsches Bier nicht mehr so gefragt. Bierexporte, so das Statistische Bundesamt, seien 2024 gegenüber 2014 um 6 Prozent zurückgegangen. Alkoholfreies Bier ist in der Statistik nicht berücksichtigt.
„Grundsätzlich kämpfen wir sicherlich mit den Problemen, die die ganze Branche bewegen“, sagt Vulkan-Brauerei-Geschäftsführer Malte Tack. Allerdings sieht er von dem Absatzschwund vor allem Marken betroffen, die Produkte im Preiseinstiegssegment anbieten. „Wir haben uns schon immer als hochwertiges Genussprodukt gesehen und uns auch entsprechend qualitativ ausgerichtet“, betont Tack. Gehe es dem Verbraucher um Genussmomente, so glaubt der Geschäftsführer, greife er weiterhin zum Vulkanbräu.
Die Umstellung auf Bioprodukte habe sich zudem bewährt. Auf den Flaschen prangt seit April 2022 das Label des Verbands Bioland. Vertreten ist die Brauerei mit ihren Produkten im klassischen Einzelhandel sowie im Biofachhandel. „Unsere Absätze steigen“, sagt Tack. Von Januar bis Mai dieses Jahres liege der Bierabsatz der Brauerei 22 Prozent über dem Vorjahreswert – allein im Mai seien es mehr als 40 Prozent. Die alkoholfreien Biere seien hier mit eingerechnet.
Ohnehin werden die alkoholfreien Produkte immer wichtiger. „Das ist ein Thema, das einfach total zieht“, sagt der Geschäftsführer. Im Zuge der Bio-Umstellung habe die Brauerei begonnen, vor allem auch Kompetenzen im Bereich der alkoholfreien Biere zu erwerben. „Das ist auch der Bereich, der bei uns aktuell am stärksten wächst“, betont Tack. Angefangen habe die Brauerei mit einem alkoholfreien Hellen, erweitert wurde das Angebot zunächst um ein alkoholfreies Radler.
Seit dem vergangenen Jahr kooperiere die Vulkan-Brauerei für ihre Mischgetränke mit dem niedersächsischen Biosafthersteller Voelkel, wie Tack berichtet: „Unsere Mixprodukte bestehen immer aus 60 Prozent alkoholfreiem Bier und 40 Prozent Limonade, die in Zusammenarbeit mit Voelkel direkt für uns entwickelt wird.“
In diesem Jahr neu herausgebracht hat die Mendiger Brauerei einen alkoholfreien Weizenmix mit Grapefruit sowie ein alkoholfreies Hazy IPA mit natürlicher Trübung. Und wer denkt, die Vulkan-Brauerei setze mit der neuen eigenen Brennerei ausschließlich auf Hochprozentiges, der irrt: „Ich kann jetzt nicht zu viel verraten, aber wir werden künftig auch auf der Brennerei alkoholfreie Spirituosen herstellen.“