Die Linke hatte in der rheinland-pfälzischen Landespolitik nie eine große Bedeutung. Bei keiner Wahl gelang ihr bislang der Einzug in den Landtag. Über zwei Jahre hinweg verlor die Linke zudem am meisten Mitglieder im Vergleich zu allen anderen Parteien. Ende 2023 waren nur noch 1313 Menschen in der Partei. Nun gibt es aber eine Trendwende.
Bundesweit meldete die Partei in den vergangenen Wochen Tausende Neueintritte. Und auch im kleinen rheinland-pfäzischen Landesverband tut sich etwas: Seit Jahresbeginn sind 661 Mitglieder eingetreten, wie die Partei auf Anfrage mitteilte.
Linke: Menschen wollen Rechtsruck verhindern
Allein seit den Debatten und Abstimmungen zum Thema Migration im Bundestag vergangene Woche seien 408 neue Mitglieder hinzugekommen. „Wir verzeichnen seit dem Jahreswechsel einen starken Zustrom von Menschen, die uns im Wahlkampf unterstützen“, sagt Pressesprecher Fabian Bauer. Dies habe sich aber „nach der unsäglichen Debatte im Bundestag und dem Tabu-Bruch der CDU noch verstärkt“.
Aus Sicht der Linken wollten die Menschen mit ihrem Beitritt einen „Rechtsruck verhindern“, so Bauer. Man sehe sich als einzigen Anlaufpunkt für Bürger, die sich eine humanitäre Flüchtlings- und Asylpolitik wünschten. Insgesamt kommt die Linke mit den Neueintritten derzeit auf 2212 Mitglieder.
Spaltung in Linke und Bündnis Sahra Wagenknecht
Bundesweit hat die Partei derzeit gut 71.000 Mitglieder – so viele wie zuletzt 2010. Auch in neuen Umfragen liegt die Partei durchweg wieder über der 5-Prozent-Hürde. In den sozialen Medien schafft die Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek millionenfache Aufrufe mit ihren Videos. Ende 2023 spaltete sich die Fraktion der Linken im Bundestag in die beiden Gruppen der Linken und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Beide treten nun auch getrennt zur Bundestagswahl an.

Landesverbände profitieren vom Ampel-Aus
Während das Ende der Ampel-Regierung in Berlin für viel Unzufriedenheit und politisches Chaos sorgte, konnten die meisten Landesverbände in Rheinland-Pfalz einen Mitgliederzuwachs beobachten. Die Grünen profitierten besonders von dieser Entwicklung.
Die Linke befand sich zuvor über mehrere Jahre in einer Krise – unter anderem erschüttert von mehreren Sexismusvorfällen. In Rheinland-Pfalz war die Landesvorsitzende zurück- und aus der Partei ausgetreten. Als Grund nannte sie unter anderem sexistische Beleidigungen. Lange gab es keine Nachfolgerin. Hunderte Austritte folgten. „Die Linke ist im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz nur noch eine Nischenpartei“, sagte der Trierer Politikwissenschaftler Uwe Jun deshalb im vergangenen Jahr. Vor allem in Westdeutschland sei sie auch bei der Russland-Frage gespalten.
Mitgliederrekord bei rheinland-pfälzischen Grünen
Die Linke ist derweil nicht die einzige Partei, die aktuell stark zulegt. Die rheinland-pfälzischen Grünen vermeldeten in dieser Woche sogar einen Mitgliederrekord. Nach Angaben der Landespartei waren es Ende Januar mehr als 7000 Mitglieder.
In nur drei Monaten sei der Landesverband um mehr als 1000 Personen gewachsen – beinahe so viel wie im gesamten letzten Jahr. Auch die Grünen erkennen, wie sie sagen, eine Ursache für den Zuspruch in antidemokratischen Tendenzen im In- und Ausland.