Am späten Abend des 6. August vergangenen Jahres ist es im Moselort Kröv zur Katastrophe gekommen: Das obere Geschoss des Hotels Reichsschenke – Zum Ritter Götz ist eingestürzt. Zwei Menschen starben, mehrere Hotelgäste waren stundenlang unter den Trümmern begraben. Nun steht fest, warum es zu dem Unglück kam.
Am Tag nach dem Unglück wurde bekannt, dass vor dem Einsturz Risse an den Wänden des auf das historische Gebäude aufgebauten Hotels festgestellt worden waren. Inzwischen ist klar: Die Risse deuteten daraufhin, dass tragende Holzbauteile wegen Fäule nachgegeben haben. Dazu kam es zu Spannungen in den Außenwänden, die dann zu den von außen sichtbaren Rissen in der Giebelwand geführt haben. Der von der Staatsanwaltschaft Trier nach dem Unglück beauftragte Gutachter kam zu dem Schluss, dass die Ursache für den Einsturz Materialversagen war.

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Eigentlich sollte Marina Petri an dem Mittwoch vor sechs Wochen von ihrem Wanderurlaub an der Mosel wieder nach Hause kommen. Doch die 64-Jährige kam nicht mehr. Wir haben mit ihrem Sohn gesprochen.
Vor über 40 Jahren war das zweigeschossige Hotelgebäude auf das bestehende hintere Teil der unter Denkmalschutz stehenden Weinstube gebaut worden. Laut Gutachten wurden bei den Arbeiten vom damaligen Statiker und Architekten verschiedene Vorgaben des Prüfstatikers der Baugenehmigungsbehörde nicht beachtet und umgesetzt. Dies habe zur Folge gehabt, dass die Last aus der neuen Konstruktion für die erhaltene alte Bausubstanz zu hoch gewesen sei und letztlich zu einer Überlastung der Struktur geführt habe, teilt der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen mit. Bis zum 6. August vergangenen Jahres hielt die Konstruktion.
Was dem Statiker vorgeworfen wird
Nachdem die Risse sichtbar geworden waren, sollen die Hotelbetreiber einen Statiker mit der Prüfung beauftragt haben. Am Tag des Einsturzes wurde am Hotel gearbeitet. „Durch die unter Leitung des Statikers veranlassten Bauarbeiten sei das Gebäude in einen labilen Zustand geraten, der letztlich zum Einsturz geführt habe“, so Fritzen. Der von ihm beauftragte Sachverständige sei zu dem Schluss gekommen, dass der Einsturz hätte vermieden werden können durch rechtzeitig durchgeführte fachgerechte statische Maßnahmen.
Die von dem Statiker angeordneten Abstützmaßnahmen seien unzureichend gewesen. „Für einen Fachkundigen sei während des Fortschreitens der Bauarbeiten erkennbar gewesen, dass ein labiler Zustand des Gebäudes vorliege.“ Wegen der fehlerhaften Einschätzung der tatsächlichen Gefahr durch den Statiker sei versäumt worden, den Hotelbetrieb einzustellen. Die Staatsanwaltschaft Trier hat Ermittlungen gegen den Statiker wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und der fahrlässigen Baugefährdung eingeleitet.

Überlebende des Einsturzes haben berichtet, dass sie vor dem Unglück laute Knackgeräusche gehört hatten. Die Hotelbesitzer hatten kurz vor der Katastrophe alle Gäste aufgefordert, ihre Zimmer zu verlassen.
Bei dem Einsturz starb eine 64-jährige Frau, die Gast im Hotel war, sowie der 59-jährige Hotelbetreiber. Sieben Menschen waren stundenlang unter den Trümmern begraben. Über 200 Rettungskräfte aus der gesamten Region waren tagelang im Kröv im Einsatz.