Toptipp: Die Marksburg lädt auch im Winter täglich ins Mittelalter ein
Hofnarr, Butterfass und Taschenlampen: Die Marksburg lädt auch im Winter täglich ins Mittelalter ein
Die Marksburg thront auf hohem Felsen über Braubach am Rhein.
Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Braubach. Der Haustürschlüssel von Stefan Hirtz ist so riesig, dass er in keine Hosentasche passt. Mit Familie und Hund wohnt der Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung wie alle seine Vorgänger seit mehr als einem Jahr auf der Marksburg hoch über Braubach.

Die Marksburg thront auf hohem Felsen über Braubach am Rhein.
Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Bei den derzeitigen Temperaturen ist das schon eine Herausforderung. Die Mauern des romanischen Palas, dem ältesten Teil der Marksburg, sind dick, aber nicht isoliert und die Fenster nur einfach verglast. Und das muss schon wegen des Denkmalschutzes so bleiben. Für einen Burgherrn hat ein kalter Winter bei den aktuell steigenden Heizkosten eine andere Dimension als für Eigenheimbesitzer. Das Problem mit der Kälte gab es auch schon vor Jahrhunderten und veranlasste damalige Burgherren, einige Fenster einfach zu verkleinern, was man heute von außen noch gut erkennen kann.

Auch wenn die Burg im Energiesparmodus ist und in einigen Bereichen das Heizen sowieso gar nicht möglich, werden zumindest einige Räume beheizt, schon, um die Ausstellungsstücke zu schützen. Mehr als 19 Grad sind aber nicht drin. Das gilt zum Beispiel auch für die Rüstkammer, in der die lebensgroßen Figurinen der „Gimbelschen Sammlung“ die Entwicklung des „gepanzerten“ Kriegers von der Antike bis in die Neuzeit zeigen. Bei dieser seltenen Kollektion wurden für die Ausstattung der einzelnen Krieger Materialien wie Leder, Stoffe und Metall sowie wertvolle Originalteile verwendet, die keinen Schaden nehmen dürfen.

Rüstkammer ist ein Besuchermagnet

Die Rüstkammer ist ein Höhepunkt jeder Burgbesichtigung, die auf der Marksburg täglich von 11 bis 16 Uhr angeboten werden. Sie ist sehr lohnend, denn es gibt eine Menge zu sehen. In 800 Jahren wurde das Gemäuer nie zerstört und ist heute der Inbegriff einer mittelalterlichen Ritterburg. Im Laufe der Jahrhunderte gab es allerdings einige bauliche Veränderungen. Im Mittelalter gelangte man zu Pferd über eine Reitertreppe durch mehrere Tore bis hinauf zur Kernburg. Deshalb waren die Tore damals noch viel breiter als heute.

Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sie verkleinert, um sie im Falle eines Angriffes besser verteidigen zu können. Am Schartentor ist noch ein Wehrerker zu sehen. Er hatte im Boden Falltüren, die bei einem Angriff geöffnet werden konnten, um die ungebetenen Gäste mit Pfeilen oder Steinen zu vertreiben. Burgführer Max Lemacher weist an dieser Stelle darauf hin, dass diese Erker gern auch als Pechnasen bezeichnet werden, weil lange geglaubt wurde, dass heißes Öl oder Pech auf die Angreifer gegossen worden wäre: „Pech war damals viel zu wertvoll, um es auf die Feinde zu kippen.“

Wuchtiger und weithin sichtbarer Mittelpunkt der Burganlage auf dem höchsten Punkt des Felsens ist der fast 40 Meter hohe Bergfried. Diente der Bergfried in anderen Burgen am Rhein als Wohnturm, war das auf der Marksburg nicht der Fall. Bei einem Grundriss von sechs mal sechs Metern und einer Mauerdicke von zwei Metern ist der Innenraum dafür viel zu klein. Die Grafen von Katzenelnbogen sorgten im 15. Jahrhundert dafür, dass der Turm seinen Butterfass-Aufsatz bekam.

Was im Alltag auf den Tisch kam

In der großen Gesindeküche wurde nicht nur gekocht, sondern auch gelebt und auf Strohsäcken rund um das Herdfeuer geschlafen. Was im Alltag auf den Tisch kam, war nicht nur für die Bediensteten eher bescheiden: Gemüse aus dem Burggarten, Brot- und Getreidebrei sowie Fleisch, wenn es eine erfolgreiche Jagd gab. Anders war es, wenn sich Besuch angesagt hatte. Der wurde im Rittersaal empfangen und fürstlich bewirtet. „Es ging immer darum zu zeigen, dass man reich war“, sagt Burgführer Max Lemacher. Richtig gemütlich sieht es in der Kemenate aus. So werden auf Burgen alle Räume genannt, die beheizbar sind. Der Name leitet sich vom Kamin ab. Geradezu einladend sind die langen Bänke in den Fensternischen. Dort saß wohl einst das Burgfräulein über ihren Stickrahmen gebeugt oder ein Buch lesend.

Stefan Hirz, Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung, schließt die Tür zum Palas auf, in dem sich seine Wohnung befindet.
Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz To

Um Energie zu sparen, wird die Marksburg in diesem Winter nicht von außen beleuchtet. Unter dem Motto „Im Dunkeln zeigt auch das kleinste Licht den Weg“ bietet die Marksburg von Dezember bis Januar von Freitag bis Sonntag ab 18 Uhr Taschenlampenführungen an. Speziell für Kinder zwischen sechs und elf Jahren gibt es die Führung „Hannes auf der Suche nach dem verlorenen Amulett“, bei der Hofnarr Hannes die Hilfe und den Beistand seiner Gäste braucht. Die Kinderführung findet vom 26. bis zum 30. Dezember jeweils um 14.30 statt. Die Teilnahme kostet für beide Führungen pro Person jeweils 15 Euro und muss vorab im Internet unter www.marksburg.de gebucht werden.

Nähere Informationen: Romantischer Rhein Tourismus, An der Königsbach 8, Koblenz, www.romantischer-rhein.de, www.marksburg.de, www.rlp-tourismus.de/romantischer-rhein

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