Geschafft! Na ja, fast. Ein ebenso kurzer wie intensiver Wahlkampf liegt hinter und der Wahlsonntag vor uns. Eine freie Wahl ist immer etwas Besonderes und beileibe nichts Selbstverständliches. Aber der 23. Februar 2025 wird nochmals herausgehobene Bedeutung bekommen - und hat sie längst.
Was werden wir an diesem Tag erleben? Ein Fest der Demokratie, ein Fest für souveräne Bürgerinnen und Bürger und vor allem ein Fest der Meinungsfreiheit. Nichts anderes als das, und das unbedingt. Wir sollten uns auf gar keinen Fall selbst etwas anderes einreden und schon gar nicht einreden lassen. Auch nicht von neuen Sheriffs in Washington, die ihre ganz eigene „Story“ erzählen wollen, aber - das wird täglich deutlicher - von ihr zunehmend selbst aufgefressen werden.
Freiheit beginnt im eigenen Kopf
Donald Trump und erst recht J. D. Vance profitieren von einer Welle, die aggressiv staatsverachtende oder rückgratlos um ihre Geschäfte fürchtende Tech-Milliardäre seit Jahren lostreten. Meinungsfreiheit? Ja klar, aber gefälligst nur, wenn es die unsere ist. Wir können sie uns ja schließlich kaufen und haben es vielfach längst. Die Botschaft des amerikanischen Vizepräsidenten an die Europäer war also „Hände weg von X, Google und Meta“. Wie ein bestellter Claqueur und als reinrassiger Populist hat Vance insbesondere mit Blick auf Deutschland vermeintliche Zustände beklagt, die seine Politik und die anderer in den USA in angeblich notwendiger Radikal-Reparatur eines Gesellschaftswesens erst herbeigeführt haben.
Das schockiert, aber man kann und muss damit umgehen. Der erste Schritt dabei besteht darin, sich weder von breitbeinigen Sheriffs noch von algorithmisierten Verblödungsautomaten die eigene Freiheit aus dem Kopf reden zu lassen. Ja, auch der deutsche Politikbetrieb, unsere Wirtschaft oder wir Medien sind nicht frei von Fehlern. Aber wer ist das schon? In der Summe seiner Teile aber ist dieses Deutschland so frei und so lebenswert wie kaum ein anderer Staat der Welt. Und über unsere Fehler können wir reden. Miteinander. Frei und ohne Sorge, dass man dafür ernsthafte Konsequenzen befürchten muss.
Wer Meinungen will, muss mit ihnen umgehen wollen
Jeder, der etwas anderes behauptet, schaut entweder nicht genau genug hin oder verfolgt nicht unbedingt lautere Motive. Natürlich bedeutet Meinungsfreiheit nicht Einheitsbrei. Die Freiheit der Meinung umschließt die Freiheit meines Gegenübers, eine andere Meinung zu haben als ich selbst. Das war noch nie anders, und eine andere Meinung macht dieses Gegenüber noch lange nicht zum Feind oder Problem. Wohl aber zu einem möglichen Gesprächspartner, mit dem sich zu reden lohnt. Auf der Suche nach einem Kompromiss, der uns beide, unsere Stadt, unseren Betrieb oder unser Land weiterbringt.
Auch das verhandeln wir jetzt an der Wahlurne miteinander. Es stehen viele große Themen an. Um neutral zu bleiben, nenne ich hier bewusst kein einziges. Sie sind alle im Wahlkampf frei und ausgiebig erörtert worden. Jeder kennt sie oder kann sie kennen. Und je nachdem, wie sich eine Mehrheit entscheidet, wird klar sein, wie selbstbestimmt, gerecht und wichtig Deutschland in einer unruhigen Welt für sich und Europa weiter sein kann. Wir alle wirken daran mit, fair und mit gleichen Chancen. So geht Freiheit, und das ist großartig. Lassen Sie uns alle nicht sorglos, aber sicher um uns selbst wissend zu dieser Freiheit stehen - und wählen gehen.