Koblenz/Anhausen
Hells-Angels-Prozess: Prostituierte fühlte sich bedroht

Koblenz/Anhausen. Die Sicherung von Notizen war der Grund für die letztlich tödlich verlaufene Hausdurchsuchung bei Karl-Heinz B. in Anhausen - das Hells-Angels-Mitglied sollte der räuberischen Erpressung einer Prostituierten überführt werden.

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Koblenz/Anhausen. Die Sicherung von Notizen war der Grund für die letztlich tödlich verlaufene Hausdurchsuchung bei Karl-Heinz B. in Anhausen. Wie der zuständige Kripo-Beamte aussagte, sollte das Hells-Angels-Mitglied der räuberischen Erpressung zu Lasten einer Prostituierten überführt werden.

Gestern nun sagte die betroffene „Dame“ vor Gericht aus – und gab dabei eine höchst seltsame Figur ab. „Lola“ (alle Namen geändert beziehungsweise „Künstlernamen“) gab sich überaus forsch, sprach schnell und viel und nicht selten durcheinander.

Und darum ging es: Die heute 50-Jährige hatte in einem Wohnwagen auf einem verkehrsgünstig gelegenen Standplatz im Westerwald angeschafft. Dort stand sie zunächst allein, was aber nicht lange so blieb. Zunächst kam Kollegin „Caroline“, mit der sie sich laut eigener Aussage recht gut verstand (was diese wiederum anders sah), dann stellte mit „Mira“ eine dritte Prostituierte ihren Wohnwagen ab. Das gefiel „Lola“ nicht. „Sie hat richtig Rabatz gemacht, getobt und mir Schläge angedroht“, berichtete „Mira“ vor Gericht. Die Situation beruhigte sich aber wieder.

Es stellten sich dann noch zwei weitere Frauen auf den Parkplatz, die ihre Wohnwagen dort permanent platzierten. Und weil „Lola“ ihren Arbeitsplatz immer mit nach Hause nahm, fühlte sie sich von den Konkurrentinnen „nach hinten geschoben“. Ihr neuer Platz sei jedenfalls sehr ungünstig gelegen gewesen, obwohl sie ihrer Meinung nach älteres Anrecht hatte.

Eine dieser Frauen vor ihr war nun die Freundin eines Hells-Angels-Mitgliedes. Und der Rocker besuchte sie häufig gemeinsam mit Karl-Heinz B.. Dabei knöpften sie sich auch „Lola“ vor, wie die Frau ausführte. „Der tätowierte Mann und der Angeklagte kamen eines Tages und sagten, ich soll verschwinden. Es wäre jetzt ihr Revier“, berichtete sie und gab an, sich „richtig bedroht“ gefühlt zu haben. Auch die Geräusche der häufig vorbeifahrenden Motorräder seien „ganz schlimm“ gewesen. „Der Tätowierte“ habe ihr zudem ein „blaues Wunder“ angedroht, falls seiner Freundin etwas passiert. Auch wenn die Drohung folgenlos blieb, wandte sie sich bei einer Routinekontrolle an die Polizei und traf sich abseits von Platz und Wache mehrfach mit zwei Beamten.

„Lolas“ Problem löste sich dann aber praktisch auf, als das Ordnungsamt den Platz, auf dem die Prostituierten zuvor geduldet wurden, schloss. Welche Rolle dabei ein Zuhälter aus der VG Dierdorf spielte, der „Mira“ und weitere Frauen abwerben wollte, konnte gestern nicht geklärt werden. Der Mann, gegen den ein gesondertes Verfahren läuft, verweigerte die Aussage.

Kleine Notiz noch am Rande: Wie „Mira“ ausführte, war eine ihr von „bild.de“ in den Mund gelegte Aussage, dass es um „die Vorherrschaft auf dem Straßenstrich“ ging, übrigens frei erfunden.

Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh

Der Prozess wird am Montag, 13. Dezember, um 9 Uhr fortgesetzt

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