Handwerkskammer Koblenz schlägt Alarm
Handwerkskammer Koblenz schlägt Alarm: Müsste ein Brot eigentlich 8 Euro kosten?
Die energieintensive Produktion im Bäckerhandwerk ist besonders betroffen von der Krise. Foto: HwK Koblenz/Stefan Keller
Stefan Keller Fotografie

Koblenz. Der Mittelstand und die steigenden Energiepreise – intensiver Diskussionsstoff an der Ladentheke und im Handwerk. Die Handwerkskammer (HwK) Koblenz wollte in einer Blitzumfrage von Unternehmern und Obermeistern ganz unterschiedlicher Branchen wissen: Ist die Energiekrise bereits in den Betrieben angekommen? Mit welchen Folgen?

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Das Ergebnis der Umfrage ist alarmierend. Nach massiven Preissteigerungen vieler Rohstoffe und zum Teil extremen Lieferengpässen von Holz bis Mehl verschärft die Energiekrise für fast alle befragten 250 Handwerksbetriebe und Innungsobermeister die Lage – zum Teil dramatisch. „Neun von zehn Betrieben berichten über einen Anstieg der Energiepreise. Keiner redet dabei von 10 oder 20 Prozent, eher von Verdopplung bis Verdreifachung.

Das rollt nun auf uns zu in den nächsten Wochen“, sagt HwK-Präsident Kurt Krautscheid. Gerade die fehlende Perspektive hin zu einer Entlastung beschreiben viele Handwerker als das Kernproblem. Wie lange man in der angespannten Marktlage noch betriebswirtschaftlich vertretbar agieren könne, sei ungewiss, sagen viele. „Die Stimmung unter unseren Betrieben ist eher so, dass man mit weiteren Schwierigkeiten rechnet, die sich aus dem laufenden Szenario ergeben“, erklärt Krautscheid und fügt hinzu: „Psychologisch ist diese Planungsunsicherheit ein nicht zu unterschätzendes Problem.“

Einkaufspreise verdoppelt

Gerade die Bäckereien bestätigen: Die Einkaufspreise für viele Produkte haben sich in den zurückliegenden Monaten verdoppelt, der Druck am Arbeitsmarkt mit Fachkräftemangel und Mindestlohnerhöhung ab Oktober tut sein Übriges. Die Preise für Gas, Heizöl oder Strom für die Backproduktion schießen rasant in die Höhe. Sauber kalkulierte Preise für Brötchen und Brot sehen viele bereits bei 80 Cent beziehungsweise 8 Euro.

Das wird sich kaum beim Verbraucher durchsetzen lassen. Auf der anderen Seite arbeiten Bäckereien mit Defizit, wenn sie die Preise auf altem Niveau stabil halten wollen. Und sie sehen natürlich auch die bereits gravierende Inflation, die längst auch das Kaufverhalten der Kunden prägt. „Das lässt sich weder mit betrieblichen Effektivprogrammen oder kreativem Unternehmertum ausgleichen. Über dieses Stadium sind wir längst hinaus“, weiß Krautscheid aus seinen Betriebskontakten. So hat sich die Zahl der Betriebsabmeldungen im Bäckerhandwerk bei der HwK im Vergleich zu 2020 in diesem Jahr bereits verdoppelt.

Kritik am Entlastungspaket

Kritik von allen befragten Unternehmen gibt es am jüngst von der Bundesregierung beschlossenen dritten Entlastungspaket. „Mittelständische Betriebe finden sich darin mit ihren Problemen nicht wieder und werden in der Energiekrise sich selbst überlassen“, sagt Krautscheid und fordert: „Die Versäumnisse im dritten Entlastungspaket müssen korrigiert werden.“ Die bereits von der Bundesregierung initiierten Unterstützungsprogramme für Unternehmen zur Abfederung der Folgen des Ukraine-Krieges kommen laut Handwerkskammer trotz breiter Betroffenheit bisher nicht an. Der Grund: Das Antragsverfahren ist zu kompliziert. „Das Antragsprozedere muss praktikabel und überschaubar bleiben, die beizubringenden Antragsunterlagen müssen auch von Kleinstbetrieben bewältigt werden können“, mahnt Krautscheid.red

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