Mendig
Grüne Landtagsabgeordnete Müller-Orth bricht mit ihrem Ortsverband
Andreas Walz

Mendig - Nicole Müller-Orth, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, ist aus dem Mendiger Ortsverband der Grünen ausgetreten. Ausschließlich persönliche Gründe hätten den Ausschlag gegeben, den Ortsverband (OV) zu verlassen, sagte Müller-Orth auf Anfrage der Rhein-Zeitung.

Mendig – Nicole Müller-Orth, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, ist aus dem Mendiger Ortsverband der Grünen ausgetreten. Ausschließlich persönliche Gründe hätten den Ausschlag gegeben, den Ortsverband (OV) zu verlassen, sagte Müller-Orth auf Anfrage der Rhein-Zeitung.

„Es hatte keine politischen Gründe. Die Arbeit in der Stadtratsfraktion klappt gut.“ Ihre kommunalpolitische Arbeit will die Grüne denn auch nach dem Bruch mit dem Ortsverband fortsetzen und ihr Mandat im Stadtrat weiterhin wahrnehmen.

Müller-Orth ist nach wie vor Parteimitglied; sie gehört dem Kreisverband Mayen-Koblenz der Grünen an.

Mit dem Austritt von Müller-Orth haben die Mendiger Grünen dem Vernehmen nach nicht gerechnet. „Dieser Schritt kam für uns überraschend“, sagt ein OV-Mitglied, und ein anderes ergänzt: „Es ist nichts vorgefallen. Keiner weiß, was ihre Gründe sind.“ Nicole Müller-Orth hingegen betont, dass sie sich den Austritt nicht leicht gemacht habe.

„Das war durchaus eine Entscheidung, die ich länger mit mir herumgetragen habe. Das hat sich über zwei Jahre hingezogen.“ Den Austritt habe sie mit dem Kreisverband der Grünen besprochen und auch auf dessen Empfehlung hin vollzogen.

Offenbar geriet Müller-Orth – vor allem nach ihrem Einzug in den Landtag im Mai 2011 – in Mendig zunehmend in die Isolation. „Sie hatte es mit einem renitenten Ortsverband zu tun“, sagt jemand, der sich in der Mendiger Politik auskennt. Bei den dortigen Grünen spiele die Unterscheidung zwischen Fundis und Realos eine große Rolle. Die Realpolitikerin Müller-Orth habe mit ihren Ansichten im eher grün-fundamentalistisch geprägten Ortsverband oft allein dagestanden. „Sie hat kein Bein mehr auf die Erde bekommen. Alles, was sie tat, wurde zerrissen.“

Dass es Differenzen gegeben hat, bestätigen auch Mitglieder des Ortsverbands. Sie sehen aber Müller-Orth in der Verantwortung. Von Unstimmigkeiten zwischen der Abgeordneten und der Basis ist die Rede. Müller-Orth habe Absprachen nicht eingehalten, eine Kommunikation über Sachthemen sei nicht mehr möglich gewesen. „Da wurde der Ton auch schon mal schärfer“, sagt ein Grüner.

Auch Müller-Orths Ambitionen, in die Bundespolitik zu wechseln, seien nicht gut angekommen, heißt es. Als sie sich im vergangenen Herbst um einen Listenplatz für die Bundestagswahl bewarb, habe das in Mendig Kritik provoziert. „Der ein oder andere hat sich gefragt, warum sie nach Berlin will und nicht erst ihren Job in Mainz erledigt“, erzählt ein OV-Mitglied.

Öffentlich sichtbar wurde die Tatsache, dass die Chemie zwischen Müller-Orth und anderen Mendiger Grünen nicht stimmt, im vergangenen Juni. Damals schloss die Landtagsabgeordnete ihr Regionalbüro, das erst zwei Monate zuvor eröffnet worden war. Der Grund: persönliche Differenzen zwischen Müller-Orth und ihrer Mitarbeiterin Bibiana Koch-Mittler. In der politischen Szene in Mendig war von einem „Zickenkrieg“ die Rede – was Koch-Mittler bestreitet. Müller-Orth „will kein Öl ins Feuer gießen“ und äußert sich dazu nicht.

Ohne Rückhalt im Ortsverband steht hinter Müller-Orths kommunalpolitischer Zukunft ein dickes Fragezeichen. Schließlich ist es der Ortsverband, der die Kandidatenliste für die Kommunalwahl 2014 aufstellt. „Das dürfte für mich schwierig werden“, sagt Müller-Orth. Diese Einschätzung teilen auch die Mitglieder des Ortsverbands. „Ich wäre überrascht, wenn sich jemand findet, der sie auf die Liste setzt“, sagt ein Mitglied. „Wir müssen die Zeit bis zur Wahl jetzt mit Anstand überstehen.“

Die RZ hat sich auch um Stellungnahmen der Sprecher des Ortsverbands, Ivette Mittler und Joachim Heuft, bemüht. Beide waren nicht zu erreichen.

Von unserem Redakteur Hilko Röttgers

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