Es war schließlich der rheinland-pfälzische SPD-Fraktionschef Alexander Schweitzer, der vielen Genossen aus dem Herzen sprach. „Die SPD muss die Rolle der Opposition wahrnehmen“, meinte er. Ähnlich äußerte sich Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) gegenüber unserer Zeitung: „Wir können der AfD nicht die Rolle des Oppositionsführers überlassen.“
In der rheinland-pfälzischen SPD tendieren die Fürsprecher einer erneuten Großen Koalition absolut gegen null. Die weitaus meisten Genossen wollen einen Neuanfang in der Opposition. Und das, obwohl zwei der aktuellen Bundesminister aus Rheinland-Pfalz kommen. Arbeitsministerin Andrea Nahles hat in den vier Jahren ihrer Amtszeit den Respekt vieler rheinland-pfälzischer Sozialdemokraten gewonnen. Sie würde sicher gern weiter amtieren. Aber manch einer in ihrem Heimatverband räumt ihr auch Chancen ein, erneut ein SPD-Spitzenamt auszuüben. Wird sie nun SPD-Fraktionschefin in Berlin – als eine Art Doppelspitze neben dem gescheiterten Spitzenkandidaten und Parteichef Martin Schulz? Oder zählt auch sie bereits zu sehr zur alten Riege?
Rückhalt in Rheinland-Pfalz genießt auch Familienministerin Katarina Barley (SPD). Doch so sehr viele der hiesigen Genossen der Juristin aus Trier, einer Vertrauten von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), ein paar Jahre in ihrem Regierungsamt wünschen, scheinen diese Befindlichkeiten belanglos gegen die allgemeine Grundstimmung: auf keinen Fall eine Große Koalition.
Schließlich stellt sich die Frage, ob nicht Malu Dreyer künftig eine gewichtigere Rolle in der Bundes-SPD spielen wird. Den Genossen gehen die Gewinnertypen aus. Die Begehrlichkeiten in Richtung Dreyer dürften wachsen. Doch die rheinland-pfälzische Regierungschefin scheint bei allem, was man aus der Staatskanzlei hört, nicht gewillt, sich der Belastung eines weiteren Spitzenamtes in Berlin auszusetzen.
Auch der Mainzer Politikwissenschaftler Gerd Mielke empfiehlt der SPD die harten Oppositionsbänke. „Ansonsten wird es für das Gedeihen der Partei schauerlich“, sagte er unserer Zeitung. Widersprechen wollte ihm niemand.