Die Sicherheitsnetze sind gespannt, der Lift abfahrbereit: Der Wintersportverein (WSV) Salzburger Kopf im Hohen Westerwald hat seinen Hang für den kommenden Winter schon komplett vorbereitet. „Wir versuchen immer, sobald der Schnee da ist, die Möglichkeit zum Skifahren zu bieten“, sagt Vereinsvorsitzender Markus Jung im Gespräch mit der Rhein-Zeitung.
Schneekanonen gibt es hier, auf dem höchstgelegenen Skihang des Westerwalds, nicht. Man sei komplett auf Naturschnee angewiesen, erklärt Jung. In die Karten spielt den Betreibern hier die geografische Lage in einem sogenannten Schneeloch. Dieser Umstand bescherte dem WSV unter anderem in der vergangenen Saison 24 Skilift-Tage, erzählt Jung.
In der Eifel soll die Saison besser werden als die vergangene
Kontrastprogramm in der Eifel: Nur an zwei Tagen hatte der Skilift in Arft 2021/22 für Wintersportler geöffnet. „Unterdurchschnittlich“, wie Peter Weiler, Vorsitzender des betreibenden WSV Mayen, resümiert. „Im Schnitt haben wir zwischen 15 und 18 Lift-Tage“, merkt er an. Wie viele es diesmal werden, könne man nicht voraussagen. „Die Winter sind extremer geworden“, findet Weiler.
Jahre ohne einen einzigen Lift-Tag seien genauso drin, wie überdurchschnittlich erfolgreiche Winter. Insgesamt habe das Skigebiet Arft aber an Schnee und Frost eingebüßt, so sein Eindruck. Der WSV ist hier ebenfalls auf Naturschnee angewiesen. Schneekanonen seien zu teuer, „man bräuchte wegen unserer Kessellage zu viele davon. Man hofft auf Schnee von oben.“
Skifahren in Arft wird mehr kosten
Wer in der neuen Saison eine Tageskarte am Skilift in Arft kaufen will, muss sich auf gestiegene Preise einstellen. 13 Euro soll eine Tageskarte für Erwachsene kosten, 4 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Fünf Jahre habe man die Preise nicht erhöhen müssen, jetzt habe man wegen der gestiegenen Strompreise jedoch dazu gezwungen gesehen, so Weiler. Immerhin: Den Flutlichtbetrieb will der WSV nicht einschränken.
Im Gegensatz dazu fällt das Skifahren unter Flutlicht am höchsten Berg von Rheinland-Pfalz, dem Erbeskopf im Hunsrück, aus. Wegen des hohen Energiebedarfs der Lichtanlagen enden die Liftzeiten spätestens zum Einbruch der Dunkelheit, kündigte Vera Höfner, Vorsitzende des Zweckverbands Erbeskopf, an. Schneekanonen kämen erst als Ergänzung bei einer ausreichenden Grundlage aus Naturschnee und auch erst bei Temperaturen von fünf Grad minus oder kälter zum Einsatz, so Höfner weiter. Preiserhöhungen sind derweil am Erbeskopf nicht vorgesehen.
Am Salzburger Kopf müssen sich Wintersportler dagegen ebenfalls auf Preiserhöhungen einstellen. „5 bis 7 Prozent mehr“, so Jung. Auch hier fallen die gestiegenen Energiepreise ins Gewicht. Der Fairness halber habe man sich aber dazu entschlossen, die Liftzeiten für Besucher um eine Stunde am Abend zu verlängern.
Gibt es dieses Jahr wieder Skibetrieb auf dem Erbeskopf? In den Vorjahren war Wintersport auf den Hängen der höchsten Erhebung in Rheinland-Pfalz so gut wie unmöglich. Und das aus ganz unterschiedlichen Gründen: Hatte sich in der Vorsaison der Schnee rargemacht, sodass es lediglich für Kinder zum ...Vorbereitungen für den Winter laufen: Kein Nachtskibetrieb mehr auf dem Erbeskopf
Preiserhöhungen auch im Westerwald?
Über schneefreie Winter in Dauerschleife macht man sich in Höhn im Westerwald noch keine Gedanken, obwohl man auch hier nur mit reinem Naturschnee arbeitet – und spürbar niedriger liegt als etwa der Salzburger Kopf (508 Meter). Die Vorbereitungen für die neue Saison laufen „ganz normal“, erzählt Steffen Osterkamp, Vorsitzender des ortsansässigen Skiclubs. Anfang Dezember werde der Hang eingerichtet.
Der vergangene Winter habe mit elf Lift-Tagen im Durchschnitt gelegen, führt Osterkamp weiter aus. Ob in Höhn die Preise für Wintersportler steigen werden, entscheidet sich in der anstehenden Mitgliederversammlung. Osterkamps Tendenz: „Ich denke wir werden die Preise bedingt anpassen müssen.“
Davon will man im nahegelegenen Bad Marienberg absehen. „Eine Anpassung der Liftpreise ist nicht beabsichtigt“, sagt Marco Stalp, Vorsitzender des Skiclubs Bad Marienberg-Unnau. Nach drei Jahren, in denen corona- und wetterbedingt kaum Ski gefahren werden konnte (2021/22 nur fünf Lift-Tage), hofft Stalp in dieser Saison vor allem auf anhaltende Minusgrade und ein bisschen Schnee.
In Bad Marienberg habe man dann die Möglichkeit, mit Kunstschnee nachzuhelfen. Allerdings sei es in Zeiten der Energiekrise noch schwieriger, abzuwägen, ob ein Einsatz der Schneekanonen sinnvoll erscheine oder nicht. „Wir haben uns darauf verständigt, dass der Vorstand darüber kurzfristig entscheidet“, so Stalp.
Alternativen zum Skifahren werden gesucht und gefunden
Dass das Hoffen auf Naturschnee in Zukunft immer häufiger enttäuscht werden könnte, ist Stalp bewusst. „Wir merken ja selbst, dass es hier mittelfristig weniger Schnee gibt.“ Vom reinen Skibetrieb hat sich der Club allerdings schon vor einigen Jahren verabschiedet. Im Sommer brettern die Mountainbiker den Hang auf extra angelegten Rails hinunter. Ein „zweites Standbein“, nennt das Stalp, damit der Skiclub auch ohne Schnee fortbestehen kann.
Das Projekt „Bikepark“ findet auch in Wissen im Kreis Altenkirchen Anklang. Der Skiclub Wissen plant auf seinem Gelände ebenfalls einen modernen Bikepark. Skiclub-Vorsitzender Frank Stöver sagt: In Zeiten des Klimawandels habe man sich die Frage gestellt, wohin die Entwicklung des Vereins führe. Das Wintersportgebiet liegt auf einer Höhe von 210 bis 267 Metern.
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Wintersport soll so lange wie möglich im Mittelgebirge bleiben
Auf den Höhen des Westerwalds ist man, was Alternativen angeht, noch zurückhaltender. Der Salzburger Kopf wird wohl auch in Zukunft noch von seiner Lage profitieren. „Wir haben mit dem Salzburger Kopf, dem Stegskopf und der Fuchskaute eine Höhenlage, wo der Schnee, egal von welcher Seite er kommt, runterregnen muss“, betont WSV-Vorsitzender Jung. In Höhn lässt Osterkamp seine Gedanken kreisen. „Ob man da jetzt noch groß in die Modernisierung zum Beispiel der Liftanlage investieren muss“, grübelt er, „würde ich infrage stellen.“
Normalerweise sei Arft in der Eifel immer ein Schneegebiet gewesen, erinnert sich dort Vereinsvorsitzender Weiler. Doch Zeiten ändern sich. „Ich denke schon, dass es schwieriger wird, aber wir werden auf keinen Fall aufgeben.“ Dafür hätten frühere Generationen einfach zu viel investiert, um jetzt den Wintersport in Arft komplett sein zu lassen.
An diesem Punkt herrscht Einigkeit: Solange es geht, werden die Skiliftbetreiber im nördlichen Rheinland-Pfalz weiterhin alles dafür tun, Menschen das Skifahren zu ermöglichen. Theoretisch könnte es für dieses Jahr jetzt losgehen. Und es beginnt wieder: das Warten auf den Schnee.