Von unserer Redakteurin Ursula Samary
Aus der Sicht von VBE-Vorsitzendem Gerhard Bold fehlen schon jetzt „mindestens 500 Lehrkräfte, ganz abgesehen vom zusätzlichen Bedarf an Sozialpädagogen und Sozialarbeitern“. Weil die Länder die neue Integrations- und Bildungsaufgabe finanziell nicht allein stemmen könnten, fordert Bold einen umgehenden Bildungsgipfel von Bund und Ländern. Für das Mainzer Bildungsministerium ist die VBE-Prognose „nicht nachvollziehbar“. Der VBE aber hält sie für solide, weil sich seine Berechnung an aktuellen Zahlen der Bundesregierung orientiere.
Bildungsministerin Vera Reiß betont kurz vor dem Schulstart zu Wochenbeginn: „Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen Vorsorge getroffen in unserer Personalplanung für die Schulen. Das Ziel ist: Wir dürfen kein Kind und keinen Jugendlichen vor der Tür stehen lassen. Dafür sorgen wir mit allen Kräften.“ Sie will heute erklären, wie ihr Konzept aussieht.
Mehr Deutschkurse
Fest steht bereits: Die Sprachförderkurse für Flüchtlinge an Schulen sollen und müssen aufgestockt werden. Im vergangenen Schuljahr wurden landesweit 151 sogenannte Deutsch-Intensivkurse mit bis zu 20 Wochenstunden im Schulunterricht angeboten. Derzeit geht man von mehr als 200 aus, wie es im Bildungsministerium heißt. Die Mittel werden nach der Planung von Mitte August von 1,6 Millionen Euro auf 2,6 Millionen Euro aufgestockt. Dabei wird versichert, dass das Land den Schulen je nach Entwicklung bedarfsgerecht helfe.
Die Lehrkräfte, die zuletzt den Schulen für Deutschkurse zugewiesen wurden, entsprachen „rund 350 Vollzeitstellen“. Für Hausaufgabenhilfe mit Sprachtraining sind bisher 922 000 Euro zugesagt. Inzwischen gibt es landesweit 37 runde Tische, an denen in den Regionen Sprach- und Integrationsangebote abgestimmt werden.
Während die Landes-CDU fordert, die Deutsch-Intensivkurse dem Schulbesuch vorzuschalten, hält es das Bildungsministerium für besser, die Flüchtlingskinder nicht zu separieren. Die Kinder und Jugendliche lernen bis zu 20 Stunden pro Woche in Deutsch-Intensivkursen, beteiligen sich aber auch am Unterricht – anfangs in Fächern, in denen es nicht nur auf die deutsche Sprache ankommt. Dies kann etwa Sport und Kunst sein, aber auch Englischunterricht, wenn diese Sprache beherrscht wird. So würden die Flüchtlinge direkt in die Klassen und schrittweise auch in den normalen Unterricht integriert.
VBE fordert mehr Personal
Nach der Kritik des VBE hinkt der Ausbau der Sprachförderung dem Bedarf hinterher. Für Klassen mit Flüchtlingen fordert er eine Doppelbesetzung – notfalls auch durch pädagogische Fachkräfte (Erzieher) oder Pensionäre, die dann aber keine negativen Folgen für die Pension haben dürften. „Besondere Situationen erfordern auch besondere Lösungen“, erklärt Bold. GEW-Landesvorsitzender Klaus-Peter Hammer rechnet damit, dass die bisher geplanten Finanzmittel nicht ausreichen. Für Schulen mit besonders vielen Flüchtlingen, fordert er die Möglichkeit, kleinere Klassen bilden zu können.