Von unserem Redakteur Michael Defrancesco
Deutlicher hätte das Plädoyer für einen unabhängigen Qualitätsjournalismus nicht ausfallen können. „Der Theodor-Wolff-Preis gilt als Gradmesser für den publizistischen Anspruch, dem sich alle unsere Zeitungen jeden Tag stellen. Er belohnt die hohe Qualität einer redaktionellen Leistung. Und genau diese Qualität ist das zentrale Kriterium für den Erfolg unseres Mediums – ganz gleich, ob es auf Papier oder auf einem Display gelesen wird“, erklärte Hermann Neusser, Verleger des Bonner „General-Anzeigers“ und Vorsitzender des Kuratoriums des Theodor-Wolff-Preises, bei der Verleihung der Urkunden im Theater Koblenz. „Hinsehen, nachdenken, recherchieren – und dann klar sagen, was ist und was das alles zu bedeuten hat“, skizzierte Neusser die Aufgabe der Medien.
Der Theodor-Wolff-Preis ist das Gütesiegel für Qualitätsjournalismus.
Auch Walterpeter Twer, Verleger und Geschäftsführer des Mittelrhein-Verlags, betonte in seiner Festrede die Bedeutung insbesondere der regionalen Tageszeitungen. „Wir Regionalzeitungen durchziehen und verbinden das ganze Land“, sagte Twer. „Kernaufgabe unserer Verlage ist: Wir ermöglichen das unabhängige Publizieren von Inhalten, die für unsere Leser und für unser Land relevant sind. Kernaufgabe unserer Redaktionen ist es, relevanten Content zu generieren, professionell, hochwertig, engagiert und mutig.“
Zeitungen und deren Internetangebote legten offen, was unserem Land hilft und schadet, sagte Twer. „Verlage stärken die Demokratie. Verlage dienen unserer Gesellschaft. Diesem Auftrag und dieser Freiheit werden wir gerecht – bewusst und verantwortungsbewusst.“ Walterpeter Twer nutzte die Anwesenheit der zahlreichen Verleger und Chefredakteure für einen Appell: „Wir sollten uns bewusst werden, dass unsere Inhalte unser wichtigstes Gut sind und damit einen Wert haben – unabhängig vom Produktionskanal.“ Was im Bereich der gedruckten Zeitung außer Frage stehe, sei aber im Internet nicht üblich – dort werden Inhalte weitgehend verschenkt. „Wir beweisen, dass unsere Inhalte auch im Netz verkaufbar sind“, sagte Twer mit Verweis auf Rhein-Zeitung.de. „Wir sind davon überzeugt, dass wir eine Bezahlkultur im Netz etablieren können. Nicht nur wir, sondern wir alle gemeinsam.“
RZ-Chefredakteur Christian Lindner (von links), Dr. Olaf Theisen, Gesellschafter des Mittelrhein-Verlags, Dr. Maria Stockinger und dem Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig. Foto: Weber/Rühle Dr. Olaf Theisen, Gesellschafter des Mittelrhein-Verlags, seine Partnerin Dr. Maria Stockinger und der Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig. Foto: Weber/Rühle Dr. Richard Rebmann, Vize-Präsident des BDZV, und RZ-Chefredakteur Christian Lindner. Foto: Weber/Rühle CDU-Chefin Julia Klöckner (von links), Susanne Graf-Lindner, Manuela Twer und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Foto: Weber/Rühle Blick in die erste Reihe: Verleger Walterpeter Twer, seine Gattin Manuela Twer, Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, BDZV-Präsident Helmut Heinen und seine Stellvertreter Richard Rebmann und Christoph Barnstorf-Laumanns. Foto: Weber/Rühle Im historischen Stadttheater zu Koblenz spielte sich der Festakt ab. Foto: Weber/Rühle Auch Walterpeter Twer, Verleger und Geschäftsführer des Mittelrhein-Verlags, betonte in seiner Festrede die Bedeutung insbesondere der regionalen Tageszeitungen. „Wir Regionalzeitungen durchziehen und verbinden das ganze Land“, sagte Twer. Foto: Weber/Rühle Das Theater Koblenz lieferte eine Kostprobe seines Könnens – hier mit einem Ausschnitt aus dem Ballettabend „Die 28 Jahreszeiten“. Foto: Weber/Rühle Das Theater Koblenz lieferte eine Kostprobe seines Könnens – hier mit einem Ausschnitt aus dem Ballettabend „Die 28 Jahreszeiten“. Foto: Weber/Rühle Das Theater Koblenz lieferte eine Kostprobe seines Könnens – hier mit einem Ausschnitt aus dem Ballettabend „Die 28 Jahreszeiten“. Foto: Weber/Rühle Das Theater Koblenz lieferte eine Kostprobe seines Könnens – hier mit einem Ausschnitt aus dem Ballettabend „Die 28 Jahreszeiten“. Foto: Weber/Rühle Das Theater Koblenz lieferte eine Kostprobe seines Könnens – hier mit einem Ausschnitt aus dem Ballettabend „Die 28 Jahreszeiten“. Foto: Weber/Rühle Preisträger Bernd Ulrich (Die Zeit) im Gespräch mit Jury-Mitglied Wolfgang Büscher. Foto: Weber/Rühle Bernd Ulrich freut sich über die besondere Auszeichnung. Foto: Weber/Rühle Für ihr Lebenswerk wurde die freie Publizistin Barbara Sichtermann mit dem Theodor-Wolff-Preis geehrt, Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (Bild) hielt die Laudatio. Foto: Weber/Rühle Schon in den 80ern hatte Sichtermann (rechts) in ihrer Schrift „FrauenArbeit“ für eine Gleichstellung von Frauen im Berufsleben plädiert. Foto: Weber/Rühle Jury und Kuratorium würdigten die Journalistin und Schriftstellerin als eine geistreiche und streitbare Autorin, die sich für die Chancengleichheit von Männern und Frauen einsetzt. Foto: Weber/Rühle Barbara Sichtermann mit Moderator Jörg Thadeusz. Foto: Weber/Rühle Impressionen vom Festakt im Koblenzer Stadttheater. Foto: Weber/Rühle Impressionen vom Festakt im Koblenzer Stadttheater. Foto: Weber/Rühle
Ausgezeichnet mit dem Preis, der an den legendären Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“ erinnert und mit 30.000 Euro dotiert ist, wurden in Koblenz sieben Journalisten. Tobias Großekemper von den „Ruhr Nachrichten“ gewann in der Kategorie Lokales. Er hinterfragte in seinem Text, warum in Dortmund so viele Bürger rechtsradikal denken und was das alles mit dem verfallenen Häuserblock „In der Westerfilder Spirale“ zu tun haben könnte. Ebenfalls für das Lokale gewann das Autorenteam Rudi Kübler und Christine Liebhardt einen Preis. Die beiden blickten in ihrer Onlinereportage „Die Nacht der 100.000 Bomben“ für die „Südwest Presse“ Ulm ins Jahr 1944. Damals legten 330 Bomber Ulm in Schutt und Asche.
Roland Schulz vom Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ gewann in der Kategorie Reportage: Er porträtierte einen Kriminalhauptmeister in München, dem das Aufklären zweier Mordfälle zur Lebensaufgabe wurde. Ausgezeichnet wurden auch Konrad Schuller von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ für sein Essay über ukrainische Demonstranten und deren Motive sowie Bernd Ulrichs Analyse in der „Zeit“ über die aktuellen Krisen und Kriege in der Welt.
Um den Journalistenpreis der deutschen Zeitungen hatten sich in diesem Jahr 395 Journalisten beworben. Unter ihren 375 Beiträgen wurden einige ausschließlich auf den Internetseiten der Zeitungen veröffentlicht. Mehr als die Hälfte aller Einsendungen (218) stammte von Journalisten aus regionalen oder lokalen Verlagen. Beiträge von Autoren überregionaler Tageszeitungen machten ein Viertel aller Einsendungen (94) aus, 60 Artikel kamen von Wochen- und Sonntagszeitungen, drei von der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Er ist die angesehenste und bedeutendste Auszeichnung für Journalisten in Deutschland, der Theodor-Wolff-Preis. Am Mittwoch, 9. September, wird er erstmals in Koblenz verliehen. Zu den Preisträgern gehören (von links) Konrad Schuller, Barbara Sichtermann, Rudi Kübler, Roland Schulz, Tobias Großekemper und Christine Liebhardt. Tobias Großekemper hat sich in seinem Artikel „In der Westerfilder Spirale“ (Ruhr-Nachrichten, Dortmund) die Frage gestellt, warum in seiner Stadt Bürger Rechtsradikale wählen und was dies mit einem verfallenden Stadtteil zu tun haben könnte. Großekemper erhält den Theodor-Wolff-Preis in der Kategorie „Lokaljournalismus“. Ebenfalls in der Kategorie „Lokaljournalismus“ erhalten Rudi Kübler und Christine Liebhardt den Theodor-Wolff-Preis für ihren Onlinebeitrag „Die Nacht der 100.000 Bomben“. Mithilfe von Zeitzeugen rufen sie Lesern den 17. Dezember 1944 in Erinnerung. Damals legten britische Bomber Ulm in Schutt und Asche. Die Multimediadokumentation ist auf der Internetseite der Südwest-Presse (Ulm) erschienen. Konrad Schuller beschreibt in seiner preisgekrönten Reportage „Dann nehmen sie Anlauf und werfen“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) fesselnd und authentisch Menschen, die an und hinter den Barrikaden in Kiew für ihre Stadt und ihr Land kämpfen. Roland Schulz (SZ-Magazin, München) porträtiert in seinem ausgezeichneten Beitrag „Die Polizei, dein Freund und Vater“ einen Kriminalhauptmeister, dem zwei seiner Berufsfälle zur Lebensaufgabe wurden: Der Beamte adoptierte zwei Jungen, deren Mütter ermordet wurden – von den eigenen Vätern. Ausgezeichnet wird auch der Beitrag "Die Welt ist verrückt - und was machen wir?" von Bernd Ulrich (Die Zeit, Hamburg). Der Autor analysiert die Vielzahl der Krisen von der Ukraine über Gaza bis hin zu Syrien und dem Irak und fordert den Westen dazu auf, vermeintliche politische Gewissheiten und gesellschaftliche Ideale zu überprüfen und neu zu justieren. Der Lebenswerk-Preis geht an Barbara Sichtermann. Jury und Kuratorium unter Vorsitz von Hermann Neusser, Verleger des Bonner General-Anzeigers, würdigen die Journalistin und Schriftstellerin als eine geistreiche und streitbare Autorin, die sich für die Chancengleichheit von Männern und Frauen einsetze.
Bei bestem Spätsommerwetter hatten Preisträger, Jury und Kuratorium schon den ganzen Tag in Koblenz verbracht. Altstadt-Original Manfred Gniffke hatte die Gäste mit der Seilbahn hoch zur Festung begleitet und bei einem Stadtrundgang zu den Sehenswürdigkeiten der mehr als 2000 Jahre alten Stadt geführt.
Theodor Wolff gilt bis heute als einer der bedeutendsten deutschen Publizisten.
Am Abend im Theater standen dann die Werke der Journalisten im Vordergrund. Bei der von Jörg Thadeusz kurzweilig moderierten Preisverleihung lasen Schauspieler des Theaters Koblenz Auszüge der preisgekrönten Texte vor. Applaus dafür gab es auch von BDZV-Präsident Helmut Heinen und Dr. Olaf Theisen, Gesellschafter des Mittelrhein-Verlags.
Für ihr Lebenswerk wurde die freie Publizistin Barbara Sichtermann geehrt, Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hielt die Laudatio. Schon in den 80ern hatte Sichtermann in ihrer Schrift „Frauenarbeit“ für eine Gleichstellung von Frauen im Berufsleben plädiert. „Ihre Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit will ich als Arbeitsministerin natürlich ganz besonders nennen und auch ganz nachdrücklich unterstreichen“, sagte Nahles. Die Ministerin nannte Sichtermanns Schriften einen Ansporn fürs eigene Handeln – besser kann die Bedeutung des Wortes, die Bedeutung von Qualitätsjournalismus kaum benannt werden.
Schauspieler des Theaters Koblenz haben die Beiträge der Geehrten eingesprochen. Sie sind hier zu hören: