Versorgung Warum die Liberalen eine Quote ablehnen und auf andere Anreize setzen
FDP will junge Ärzte vom Land überzeugen
Kühe, Wald und Wiesen: Die landärztliche Idylle in Vorabendserien fasziniert Fernsehzuschauer. Sie lockt aber kaum noch junge Mediziner aus den Ballungszentren heraus. Die FDP setzt nun auf Gewöhnung statt Quote. Foto: dpa
Marco2811 - stoc

Rheinland-Pfalz. Landärzte brausen im Cabrio zu ihren Patienten, sind im ganzen Ort beliebt und bekommen natürlich auch die schönsten Frauen ab. Das ist leider nur noch in Vorabendserien der Fall. Die Realität: Ländliche Regionen sind für Absolventen der Universität oft kein Magnet. Sie zieht es – wie die meisten ihrer Altersgenossen – in die Ballungszentren von Rheinland-Pfalz. Die wohnortnahe medizinische Versorgung für die 29 Prozent der Landesbevölkerung, die im ländlichen Raum lebt, ist deshalb eine knifflige Aufgabe für die Politik. Die FDP-Fraktion lehnt eine Quotenlösung (mit Stipendien), wie sie die CDU vorschlägt, ab – und entwirft ein Gegenkonzept.

Ein neues Anreizsystem

Im Positionspapier mit dem Titel „Chancen erkennen – Herausforderungen meistern“ schlagen die Liberalen ein anderes Anreizsystem vor. Sie wollen die medizinische Ausbildung stärker regionalisieren, dazu in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer medizinische Weiterbildungszentren in ländlichen Regionen installieren. „Außerdem planen wir, ein Praktisches Jahr in Hausarztpraxen zu fördern“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher Steven Wink, der auf die Überzeugungskraft des Faktischen setzt: „Wer schon einmal in den ländlichen Regionen gearbeitet hat, wird sich viel eher dafür entscheiden.“

Er lobte in diesem Zusammenhang auch Ideen wie Gemeinschaftspraxen oder kommunale Gesundheitszentren wie in Katzenelnbogen. „Das sind Zukunftsmodelle“, erklärte er, „weil sie den modernen Lebensentwürfen Rechnung tragen.“ Die FDP verweist auch auf die Befürchtung vieler Mediziner, in der Fläche vom medizinischen Fortschritt abgeschnitten zu werden. Das sollen die Weiterbildungszentren verhindern. Darüber hinaus sollen in diesen Zentren innerhalb der Semesterferien Jobs für Medizinstudenten angeboten werden.

Die Quote ergibt aus Winks Sicht keinen Sinn. „Wir haben festgestellt, dass die meisten Studenten im Laufe des Studiums bis zu viermal ihre Ausrichtung ändern“, sagte er. „Eine Verpflichtung zu Studienbeginn ist deshalb nicht praktikabel.“ Er bezweifelt auch, dass man die wechselwilligen Studenten effektiv sanktionieren kann. „Mittelfristig ist es gerade für Mediziner keine Schwierigkeit, auch eine finanzielle Entschädigung zu leisten.“ Stichwort mittelfristig: Die FDP fordert 40 zusätzliche Studienplätze für Mediziner.

Telemedizin für mehr Kontakt

Neben der reinen Manpower ist auch Telemedizin ein Thema im Positionspapier. Wink setzt auf verschiedene Säulen. Neben der Dezentralisierung von Forschung hofft er auf Chancen durch Telemonitoring, Fernbehandlungen und die elektronische Verwaltung. „Ganz klar, unser Ziel ist nicht, dass die Menschen keinen Arzt mehr zu Gesicht bekommen“, erklärte er. Das Gegenteil sei der Fall: „Wir sehen die Digitalisierung als Hilfsmittel, damit dort, wo es nötig ist, wesentlich mehr Zeit für den menschlichen Kontakt besteht.“ Den soll es schließlich in Zukunft nicht nur in der heilen Welt der TV-Bergdoktoren geben.

Von unserem Redakteur Carsten Zillmann

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