Die rheinland-pfälzische FDP-Landtagsfraktion bringt in der Diskussion rund um das Thema Fachkräftemangel einen eigenen Vorschlag ein: FDP-Landtagsfraktionschef Steven Wink schlägt eine einmalige Ausbildungsprämie in Höhe von 1000 Euro für alle junge Menschen unter 25 Jahren vor, die in Rheinland-Pfalz eine Ausbildung beginnen. Die Kosten soll zunächst das Land im Rahmen einer Wirtschaftsförderung übernehmen, langfristig dann der Bund. Wink rechnet mit Ausgaben von etwa 30 Millionen Euro pro Jahr.
Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert der FDP-Fraktionschef, dass er fest davon überzeugt sei, mit der Ausbildungsprämie mehr Jugendliche in eine Ausbildung bringen zu können. Wink sagt: „1000 Euro sind für einen 16- oder 17-Jährigen keine Kleinigkeit. Ich glaube wirklich, dass wir mit dem Zuschuss einen Anreiz für eine Lehre setzen können.“ Wink geht es aber noch um etwas anderes – nämlich die Gleichstellung zwischen Studium und Berufsausbildung.
„Es gibt schon heute ein größeres Ungleichgewicht zwischen Berufsausbildung und Studium. Das dürfen wir nicht weiter forcieren – im Gegenteil: Wir müssen es abbauen.“
Steven Wink, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion
Seit dem Wintersemester 2024/2025 gibt es, initiiert durch den Bund, eine Studienstarthilfe von 1000 Euro für Studienanfänger unter 25 Jahren mit Sozialhilfebezug. Die Starthilfe ist ein einmaliger Zuschuss, muss also nicht zurückgezahlt werden. Wink findet es nur fair, wenn vergleichbar zur Studienstarthilfe auch Auszubildende eine 1000 Euro-Prämie erhalten würden. Der Freie Demokrat sagt: „Es gibt schon heute ein größeres Ungleichgewicht zwischen Berufsausbildung und Studium. Das dürfen wir nicht weiter forcieren – im Gegenteil: Wir müssen es abbauen.“
In der Tat herrscht beim Vergleich der Zahl der Auszubildenden und Studierenden in Rheinland-Pfalz ein Ungleichgewicht. Nach Angaben des Statistischen Landesamts standen im vergangenen Jahr den rund 58.500 Lehrlingen 110.000 Studis gegenüber. Die Zahl der Azubis nahm dabei in den vergangenen Jahren kontinuierlich ab. Im Jahr 2018 lag sie noch bei rund 65.000. Auch die Zahl der Studierenden war hierzulande zuletzt rückläufig, für das Wintersemester 2018/2019 registrierte das Statistische Landesamt 124.000 in Rheinland-Pfalz.
Klar ist: Junge Menschen, die eine Hochschule oder Universität besuchen, sind in Rheinland-Pfalz deutlich in der Überzahl. Das darf und muss sich nach Ansicht von FDP-Fraktionschef Wink ändern, vor allem, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Stichwort: Infrastruktur-Sondervermögen und dessen Umsetzung. Und: In Rheinland-Pfalz setze man auf die Gleichrangigkeit von Studium und Lehre. Der Meister sei im Bundesland genauso viel wert wie ein Masterstudienabschluss, sagt Wink.
So zahlt das Land Rheinland-Pfalz etwa freiwillig den Aufstiegsbonus I – eine staatliche Prämie von 2000 Euro für diejenigen, die erfolgreich eine berufsbezogene Aufstiegsfortbildung abgeschlossen haben. Damit will das Land die berufliche Weiterbildung und Qualifizierung, zum Beispiel zum Betriebs-, Industrie- oder Wirtschaftsfachwirt oder Industrie-, Küchen- oder Sommeliermeister, fördern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Zuständig für den Antrag sind die Kammern.
Daneben gibt es noch das sogenannte Aufstiegs-Bafög. Dabei erhalten Arbeitnehmer finanzielle Unterstützung, um mit einer Fortbildung einen höheren Berufsabschluss oder eine berufliche Selbstständigkeit zu erlangen – zum Beispiel den Meister, Fachwirt oder Betriebswirt. Teilnehmer bekommen eine einkommensunabhängige Förderung der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren bis zu 15.000 Euro, die Hälfte davon ist ein Zuschuss, die andere Hälfte ein Darlehen. Eine Kombination mit dem Aufstiegsbonus I ist möglich. Für die Förderanträge zuständig sind in der Regel die Kreise oder kreisfreien Städte.
Steven Wink fordert neben der Prämie auch eine bessere Vernetzung zwischen Unis und Betrieben, um zum Beispiel Studienabbrecher gezielt anschreiben und für eine Ausbildung werben zu können. Außerdem seien Investitionen in die digitale Infrastruktur der (Berufs-)Schulen nötig, damit Azubis optimal auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt vorbereitet würden.
Hier gibt es weitere Informationen:
Weitere Informationen zum Thema Weiterbildung gibt es bei Laura Baukelmann von der Industrie- und Handelskammer Koblenz, Telefon 0261/106159, oder im Internet