Die rheinland-pfälzischen Grünen stellen die Weichen für die Landtagswahl im Frühjahr 2026. Am Donnerstag will die Partei ihre Spitzenkandidatin bekannt geben. Wie die Rhein-Zeitung mit ihren Heimatausgaben und der „Trierische Volksfreund“ aus Parteikreisen vorab exklusiv erfuhren, soll Katrin Eder (48) die Grünen in den Wahlkampf führen. Eder ist derzeit Klimaschutzministerin in der rheinland-pfälzischen Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP.
Drei Spitzenfrauen klären die Frage
Die 48 - Jährige folgte Ende 2021 auf Anne Spiegel, die damals die Landesregierung verließ, um in Berlin Bundesministerin zu werden. Eder lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern in Mainz. Vor ihrer Karriere in der Landespolitik war sie zehn Jahre lang Dezernentin für Umwelt und Verkehr in der Landeshauptstadt.
Für die Spitzenkandidatur kamen auch Integrationsministerin Katharina Binz und die Fraktionschefin im Landtag, Pia Schellhammer, infrage. Dem Vernehmen nach sollen die drei Frauen die Entscheidung in den vergangenen Monaten weitestgehend unter sich ausgemacht haben. Nur ein kleiner Kreis der Grünen war wohl eingebunden. Am Mittwochmittag wurden die Landtagsabgeordneten der Partei informiert, am Abend soll dann auch der erweiterte Landesvorstand zusammenkommen.
Warum die Wahl auf Katrin Eder fiel
Warum die Wahl zwischen den dreien auf Eder fiel, ist nicht genau bekannt. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass die beiden anderen Kandidatinnen weniger Ambitionen hatten, im Wahlkampf in der ersten Reihe zu stehen. Dagegen gilt Eder als ehrgeizig und durchaus machtbewusst.
Binz ist derzeit zwar stellvertretende Ministerpräsidentin, aber eher für ihre zurückhaltende Art bekannt. Sollten es die Grünen bei der Wahl 2026 erneut in eine Regierungskoalition schaffen, wäre Binz diesen Posten zugunsten von Eder wohl los. Und Schellhammer sitzt zwar schon seit 2011 für die Grünen im Landtag, die 40-Jährige führt die Fraktion allerdings erst seit zwei Jahren an.

Bei der Grünen-Basis dürfte Eder wohl die beliebteste der drei Frauen sein. Sie steht für die Kernthemen der Partei wie Klima-, Umwelt- und Artenschutz. Seit Beginn der Wahlperiode hat sie viele Dinge angepackt: Jagdgesetz, Wärmewende, Klimaschutzgesetz. Die dazugehörigen Gesetzesvorhaben wurden allerdings bislang allesamt nicht umgesetzt. Vor allem von den Jägern gab es unerwartet harten Gegenwind.
Beim Klimaschutzgesetz musste sie auf Druck der Koalitionspartner und Wirtschaft deutliche Zugeständnisse machen, manche Beobachter sprechen in Mainz mittlerweile von einem zahnlosen Tiger. Parteiübergreifende Anerkennung gab es für das 250 Millionen Euro schwere Klimaschutz-Förderprogramm, das in Eders Haus maßgeblich entstand.
Eder ist unkonventionell, Eder polarisiert
Eder ist die unkonventionellste der drei Grünen-Politikerinnen – und auch im gesamten Landeskabinett. Ihre Kommunikation ist offen und ehrlich. Viele schätzen das, aber damit eckt sie auch an. Klassische Lager gibt es bei den rheinland-pfälzischen Grünen offiziell nicht. Politische Gegner halten Eder aber eher für ideologisch. Das polarisiert.
In Mainz ist ihre Politik bis heute hoch umstritten. Als Verkehrsdezernentin und leidenschaftliche Fahrradfahrerin trat Eder konsequent für eine Verkehrswende mit mehr Radverkehr ein. 2020 setzte die Grünen-Politikerin auf wichtigen Mainzer Verkehrsachsen Tempo 30 durch, um so ein Diesel-Fahrverbot abzuwenden. Die Opposition hielt ihr vor, den Autoverkehr in der Landeshauptstadt massiv auszubremsen. Eder wurde so schnell zu einer Reizfigur, die auch viel Kritik und Häme einstecken musste.

Die spannende Frage lautet, ob die Mainz-05-Anhängerin auch auf dem Land breite Wählerschichten ansprechen kann. Integrationsministerin Binz steht eher für eine pragmatischere Haltung und vertritt in der Migrationspolitik nicht selten Positionen, die bei Grünen außerhalb von Rheinland-Pfalz heftigen Gegenwind erfahren würden.
Parteitag wählt im Mai in Idar-Oberstein
Der Parteitag der Grünen muss die Spitzenkandidatin noch bestätigen. Die Delegierten kommen am 10. und 11. Mai in Idar-Oberstein zusammen. Dort wird auch die gesamte Landesliste der Partei für die Landtagswahl nominiert. Danach wird Eder dasselbe Problem haben wie viele Landespolitiker. Trotz ihres Ministeramts hält sich ihre Bekanntheit stark in Grenzen. Das wird in der Kürze der Zeit auch schwer aufzuholen sein.
Eine besonders große Rolle für das Wahlergebnis der Partei dürfte die Spitzenkandidatur deshalb eher nicht spielen. 2021 landeten die Grünen bei 9,3 Prozent. Ein zweistelliges Ergebnis würde wohl jeder Grüne unterschreiben.
Bei der Landtagswahl 2026 wird Eder gegen den amtierenden Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer von der SPD und Gordon Schnieder von der CDU antreten. Andere Parteien haben noch keine Spitzenkandidaten nominiert oder bekannt gegeben.