Serie: Mein Lieblingsplatz - Bettina Reiter wohnt im reizvollen Langweiler - Paradies für Wanderer und Spaziergänger
Die Heimat der Edelsteinkönigin: Bettina Reiter wohnt im reizvollen Langweiler
Langweiler – unweit von Idar-Oberstein gelegen – ist die Heimat der Deutschen Edelsteinkönigin Bettina Reiter. So befindet sich zum Beispiel ein Einstieg in den Köhlerpfad in Langweiler.
Michael Defrancesco

Ein buchstäblich hochkarätiges Treffen: Wenn man der Deutschen Edelsteinkönigin Bettina Reiter begegnet, dann strahlt die 29-Jährige mit ihrem Diadem um die Wette. „Herzlich willkommen in Langweiler“, begrüßt die junge Frau den Besucher, der nach einer reizvollen Fahrt durch den Nationalpark Hunsrück-Hochwald aus dem Auto aussteigt. Langweiler – noch bevor man schlechte Wortspiele macht, nimmt Bettina Reiter einem den Witz weg: „Langweiler bedeutet nicht, dass es hier bei uns langweilig ist, sondern dass man hier lange verweilt“, schmunzelt die Edelsteinkönigin. Und was es in ihrem Heimat- und Wohnort so alles zu sehen gibt, dass will sie uns heute bei einem Spaziergang zeigen.

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Langweiler – unweit von Idar-Oberstein gelegen – ist die Heimat der Deutschen Edelsteinkönigin Bettina Reiter. So befindet sich zum Beispiel ein Einstieg in den Köhlerpfad in Langweiler.
Michael Defrancesco
Bettina Reiter zeigt uns das reizende 300-Seelen-Dorf, das auch ein Paradies für Wanderer ist.
Michael Defrancesco
Ein Paradies für Naturliebhaber.
Michael Defrancesco
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Vor allen Dingen gibt es immer wieder Möglichkeiten, sich bei einem Regenguss unterzustellen. „Das ist heute definitiv einer unserer Vorteile“, sagt Bettina Reiter und blickt sorgenvoll zum Himmel hinauf. Eigentlich scheint die Frühlingssonne auf uns herab, aber der Wind treibt dunkle Schauerwolken heran, die dann ihren Inhalt sintflutartig über uns ausschütten.

So stranden wir zunächst an der überdachten Langweiler Bushaltestelle. „In einem kleinen Ort mit 300 Einwohnern ist so eine Bushaltestelle durchaus auch eine Sehenswürdigkeit“, sagt Bettina Reiter lachend, während um uns herum die Welt untergeht. „Einmal am Tag kommt der Bus. Für uns Kinder und Jugendliche war das damals der Weg in die große Stadt“, erzählt sie. Idar-Oberstein liegt nicht weit entfernt – heute arbeitet Bettina Reiter dort in einer Anwaltskanzlei.

Die Bushaltestelle befindet sich gegenüber dem Bürgermeisterhaus. „1992 wurde Langweiler selbstständig“, erzählt die Königin. „Und wir haben immer noch den ersten Bürgermeister von damals. Er wurde immer im Amt bestätigt.“ Das ist die Beständigkeit auf dem Land, sagt Bettina schmunzelnd.

Je höher, desto schöner

In der Kapelle des Klosters Marienhöh wurde Bettina Reiter gekrönt.
Michael Defrancesco

Der Regenschauer lässt nach, und wir können unseren Spaziergang fortsetzen. Es geht eine steile Straße hinauf: die Kuhtreppe. „Das ist gutes Training, oder?“, fragt die Königin, die eiligen Schrittes voranschreitet. Der Besucher ist schon längst außer Atem, hält sich die stechende Seite und ist im Stillen voll des Mitgefühls für die armen Rindviecher, die dereinst über diesen Weg getrieben wurden.

Doch die Mühe lohnt sich. Je höher wir kommen, desto schöner wird der Blick über Langweiler. Wir passieren die Pfarrkirche. „Hier bin ich schon zur Erstkommunion gegangen und war auch Messdienerin“, erzählt Bettina. Wir nähern uns dem ehemaligen Kloster Marienhöh. „In der Kapelle, die zum Kloster gehörte, fand damals meine Krönung als Edelsteinkönigin statt“, erzählt Bettina. Inzwischen ist das Kloster aufgelöst, die Schwestern haben sich zurückziehen müssen. „Aber in meiner Kindheit waren wir hier oft zu Gast. Wir sind gern nach der Schule zu den Schwestern gegangen, haben mit ihnen musiziert und gespielt und auch immer etwas Süßes bekommen“, erinnert sich Bettina Reiter.

Das ganze Dorf hat sich gefreut

Bei ihrer Krönung war noch nicht öffentlich bekannt, wer die neue Edelsteinkönigin werden würde, erzählt sie. „Auch mein Papa hatte noch keine Ahnung.“ Es hieß lediglich, dass Langweiler als Krönungsort feststeht, „aber das hätte ja nicht zwingend bedeuten müssen, dass auch eine Langweilerin gekrönt wird“. Entsprechend groß war das Hallo, als sie die Bühne betrat, erinnert sich Bettina. Und das ganze Dorf freute sich. Auch bei unserem Spaziergang merkt man, wie nah man sich ist. Auf Schritt und Tritt werden wir gegrüßt, Bettina bleibt zu einem kurzen Schwatz stehen. „Wir sind hier einfach eine große Familie“, sagt sie. Deshalb wohnt sie auch nach wie vor gern in ihrer Heimat. Hier kann sie auch perfekt ihrem großen Hobby frönen, wenn sie nicht gerade ehrenamtlich als Königin unterwegs ist: „Ich liebe es, Motorrad zu fahren“, erzählt Bettina. „Vor allen Dingen eignet sich die Deutsche Edelsteinstraße dafür, herrliche Spritztouren zu unternehmen.“ Natürlich. So ganz kann sie die Botschafterin der Heimat nicht ablegen oder? Wir müssen beide lachen. „Ist aber auch die Wahrheit: Die Strecken hier sind großartig zum Motorradfahren.“

Wir haben die Höhe erreicht – nach einem weiteren kurzen Regenstopp, bei dem Bettina Reiter die abenteuerliche Geschichte ihrer Geburt erzählt. Sie sei fast in einem Lkw zur Welt gekommen, erzählt sie. Mit diesem raste ihr Vater nämlich mit der hochschwangeren Königinmutter nach Idar-Oberstein ins Krankenhaus. Doch alles ging gut – glücklicherweise.

Oberhalb von Langweiler fühlt man sich wie im Allgäu. Die Wiesen duften, die Luft ist herrlich würzig, Schafe und Pferde sind zu sehen, die Vögel zwitschern so laut, dass es eine Freude ist. Wir bleiben stehen und genießen den Ausblick auf die Steinbachtalsperre und den Sonnenmoment.

Region ein Traum für Wanderer

Ein hölzernes Tor markiert den Einstieg in den Köhlerpfad. „Ab hier kann man einen wunderschönen Wanderweg unternehmen, das lohnt sich wirklich“, schwärmt Bettina Reiter. Auf mehreren Kilometern kann der Wanderer den Hunsrücker Hochwald erkunden und landschaftliche Höhepunkte genießen. „Wir werden demnächst auch hier einen barrierefreien Wanderweg eröffnen“, erzählt Bettina Reiter. Dieser soll auch mit kleinen Überraschungen bestückt werden, zum Beispiel soll es ein Bienenhotel geben, das bestaunt werden kann. „Für Wanderer und Spaziergänger ist die Region oberhalb von Langweiler einfach ein Traum“, freut sich Bettina Reiter.

Geschmückt wird der Köhlerpfadeinstieg von Kunstwerken von Gerd Edinger, der aus dem benachbarten Sensweiler stammt. „Darauf sind wir besonders stolz, dass wir hier auch Kunst von ihm zeigen dürfen“, sagt die Königin. „Man sieht, dass die Edelsteinregion eine Menge zu bieten hat.“

Auch Kunstwerke von Gerd Edinger sind in Langweiler zu besichtigen.
Michael Defrancesco

Das hat sie wirklich – und nicht nur Natur und Kunst, sondern eben auch Edelsteine. „Als Edelsteinkönigin habe ich immer eine Schatztruhe dabei, wenn ich auf Messen gehe“, erzählt sie. „Dann dürfen sich die Kinder oder Erwachsenen einen kleinen Stein zur Erinnerung mitnehmen.“ Wenn nicht gerade ein Malheur passiert: „Ich hatte mal eine Autogrammstunde in der Marienhöh, und dabei hat mein Vater die Truhe falsch angefasst, sodass sie aufgesprungen ist und alle Edelsteine sich über den Boden ergossen haben“, erzählt Bettina lachend. Man mag sich vorstellen, wie die Königin im Ornat mit vielen Helfern auf dem Boden herumkrabbelte, um all die edlen Stücke wieder aufzusammeln.

„Ja, als Königin erlebt man so einiges“, sagt Bettina und muss sofort an Hongkong denken. „Als ich dort war, wurde ich von Mädchen angesprochen, als ich gerade eine große Straße auf einem riesigen Zebrastreifen überquerte.“ Die Mädchen waren auf ihr Diadem aufmerksam geworden und wollten ein Selfie. „Also haben wir uns hingestellt und ein Selfie gemacht – und auf einmal kamen Dutzende andere Menschen und wollten dasselbe. Ein richtiger Menschenauflauf mitten auf der Straße.“

Ein Video des Ausflugs sehen Sie im Internet unter der Adresse kurz.de/bettinareiter

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