Die Gülle der Anderen: Warum Rheinland-Pfalz so viel Jauche produziert
Die Produktion von Jauche in Rheinland-Pfalz ist extrem angestiegen. dpa
Immer wieder rollen Gülletanks mit niederländischem Kennzeichen durch Rheinland-Pfalz. Das Ergebnis stinkt vielen Anwohnern – und zwar nicht im übertragenen Sinne. Doch tatsächlich hat der Ärger über Importgülle auch eine zweite Ebene. Für einen rheinland-pfälzischen Landespolitiker ist es nicht weniger als eine gesellschaftspolitische und ethische Frage. „Wir unterstützen damit im Prinzip eine extrem intensive Tierhaltung“, sagt Marco Weber, landwirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Weber betreibt in der Eifelgemeinde Lissendorf gemeinsam mit Bruder Udo eine Schweinezucht. Er weiß, warum gerade niederländische Viehwirte Gülle exportieren. „Ich habe dort schon Betriebe gesehen, wo der Rasentraktor das einzige landwirtschaftliche Gerät war“, sagt er. Und wer kein Land hat, kann auch seine Abfälle nicht verteilen. Die Zahlen geben ihm recht. In den Niederlanden kommen auf einen Hektar Land drei sogenannte Großvieheinheiten (das entspricht einer Kuh). Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz ist es praktisch eine Dreiviertelkuh.
„Ich bin Anhänger einer Kreislaufwirtschaft“, sagt Weber. „Man sollte nur so viele Tiere halten, wie man auch ernähren und anschließend ihre Exkremente wiederverwerten kann.“ Für einen Betrieb mit 100 Kühen sind das nach seiner Einschätzung eben 100 Hektar Land.