Fast 90 Prozent der Bevölkerung glaubt, dass im Pflegefall die gesetzliche Pflegeversicherung nicht alle anfallenden Kosten abdecken kann. Das zeigt eine von der Debeka in Auftrag gegebene Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey. Die Versicherungsgruppe mit Sitz in Koblenz drängt daher auf eine Pflegereform. Ihre Forderung: Die nächste Bundesregierung soll die kapitalgedeckte Altersvorsorge stärken und gezielt staatlich fördern.
Schon im vergangenen Jahr sei davor gewarnt worden, dass ohne ein Eingreifen der Politik in der sozialen Pflegeversicherung Zahlungsunfähigkeiten drohen, erklärt Vorstandsmitglied Paul Stein bei der Jahrespressekonferenz der Debeka-Gruppe. Seitdem habe sich die Situation nur noch verschlimmert: Trotz gestiegener Beiträge zum Jahresbeginn stehe jetzt schon die erste Pflegekasse der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vor der Insolvenz.
„Fakt ist: Wer im Pflegefall finanziell gut abgesichert sein möchte, kommt um Eigenvorsorge nicht herum.“
Paul Stein, Vorstandsmitglied bei der Debeka-Gruppe
Die scheidende Ampel-Regierung versprach zwar in ihrem Koalitionsvertrag eine Zusatzvorsorge für Pflegebedürftige, für die eine Expertenkommission gegründet werden sollte – bis heute sei das aber nicht geschehen. Weil „die Uhr in der Pflege aber auf fünf vor zwölf“ stehe, setzt die Debeka daher auf einen unabhängigen Expertenrat, den sie als Teil des Verbands der Privaten Krankenversicherung ins Leben gerufen hat. Hinter die Vorschläge dieses Expertenrats für eine „obligatorische und solidarische Pflegezusatzversicherung“ stellt sich die Debeka nun.
„Fakt ist: Wer im Pflegefall finanziell gut abgesichert sein möchte, kommt um Eigenvorsorge nicht herum“, sagt Vorstandsmitglied Stein. Die Umlagesysteme müssten nachhaltig entlastet werden, und das gehe nur durch Kapitaldeckung, so die Debeka. Private und betriebliche Zusatzversicherungen seien da bewährte Methoden. „Es liegen also Lösungen und Ideen auf dem Tisch, die funktionieren können. Nun liegt der Ball im Feld der Politik der kommenden Bundesregierung“, betont Stein.
Cyber-Versicherung ist geplant
Trotz wirtschaftlicher und politischer Herausforderungen zieht die Debeka-Gruppe dennoch eine positive Bilanz für das vergangene Jahr. Die Zahl der Neuabschlüsse stieg um 8 Prozent, die Zahl der Mitglieder um 130.000 auf 7,7 Millionen. 2024 lagen die Beitragseinnahmen mit 13,2 Milliarden Euro 3,8 Prozent über denen des Vorjahres. Für das laufende Jahr rechnet die Gruppe mit steigenden Beitragseinnahmen, wegen höherer Nominallöhne und einer geringeren Inflation.
Ihre Produktpalette baut Debeka ebenfalls aus: Ab dem zweiten Quartal 2025 soll es eine Cyber-Versicherung für Privathaushalte geben, die unter anderem eine Cyber-Haftpflicht und eine psychologische Erstberatung bei Cyber-Mobbing umschließt. Zusätzlich sollen in diesem Jahr die Mitglieder mehr Möglichkeiten für einen Online-Abschluss bekommen, zum Beispiel für eine Zahnzusatzversicherung oder Rechtsschutzversicherung.