Ein Vorfall, der sich im Dezember 2023 im Wald von Bausendorf (Landkreis Bernkastel-Wittlicher) ereignet haben soll, erzürnte Tierschützer ebenso wie Einwohner und Waldbesitzer. Der Vorwurf hatte auch reichlich Unruhe in die Jägerschaft gebracht, denn das Geschehen soll allen Regeln der Jagd widersprochen haben.
Was war passiert? Mit einem großen Geländewagen und Anhänger sollen Jäger im Dezember 2023 zahmes Damwild, das aus einem Wildgehege stammen und vor dem Transport narkotisiert worden sein soll, in einem Jagdrevier bei Bausendorf ausgesetzt haben.
Waldbesitzer informierte die Behörden
„Sie waren so zahm, dass ich sie sogar aus dem Autofenster heraus streicheln konnte: ein ganz merkwürdiges Verhalten“, erinnerte sich ein Waldbesitzer, der dem Fahrzeug gefolgt war und die Tiere dort entdeckt hatte. Am folgenden Tag soll dort eine Treibjagd stattgefunden haben, bei der laut Augenzeugen auch Damwild erlegt wurde. Der Waldbesitzer machte schließlich die Behörden auf den Fall aufmerksam.
Aufgrund der Hinweise suchte die Untere Jagdbehörde und das Veterinäramt des Kreises die Anschrift des Jagdleiters auf. Dabei stellten Mitarbeiter das erlegte Damwild sicher. „Dank der detaillierten Zeugenaussagen liegt der dringende Verdacht nahe, dass es sich dabei um eben jenes Gatterwild handele, das für den Transport narkotisiert und aus rein kommerziellem Jagd-Interesse im dortigen Revier ausgesetzt worden war“, erklärte die Kreisverwaltung ehemals.
Das Wildfleisch, das möglicherweise noch Rückstände von Beruhigungsmitteln enthielt, wurde aus dem Verkehr gezogen. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft, denn „Gatterwild unterliegt nicht dem Jagdrecht und somit liegt kein vernünftiger Grund vor, der das Töten der Damwildtiere rechtfertigen könnte.“ Damit könnte dem Täter eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe drohen.
Der Vorfall sorgte für Aufruhr auch in der Jagdszene. Im Fachmagazin „Wild und Hund“ aus dem Paul-Parey-Verlag Singhofen (Rhein-Lahn-Kreis) war von einer „abartigen Schießorgie“ die Rede. Betäubtes Gatterwild auszusetzen, um es an nächsten Tag totzuschießen, sei eine Form von Perversion. Der Vorgang sei dazu geeignet, die gesamte Jägerschaft in Verruf zu bringen.
Doch in der schlimmen Geschichte gibt es noch ein Kapitel, das bislang nicht erzählt wurde: Für ein paar Tiere des ausgesetzten Damwildrudels – und das hat der „Trierische Volksfreund“ (TV) erst kürzlich erfahren – ist die Sache nämlich gut ausgegangen. Manche Tiere haben die Treibjagd demnach überlebt.
Im Frühjahr wurde in einem rheinland-pfälzischen Wald zahmes Damwild ausgesetzt und angeblich auch bejagt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Aber welche Konsequenzen hat das vor Ort im Jagdrevier Bausendorf (Kreis Bernkastel-Wittlich)?Tiere betäubt, ausgesetzt, getötet? Welche Folgen der mutmaßliche Jagdskandal von Bausendorf hat
Doch erst im Sommer – und damit viele Monate, nachdem sie im Wald ausgesetzt worden sein sollen – konnten sie im Ort eingefangen werden. Wie Ortsbürgermeister Heiko Jäckels sagt, hätten die Tiere den Kontakt zu Menschen gesucht und seien bis ins Dorf gelaufen. „Sie haben sich immer an einer Pferdekoppel herumgetrieben.“ Es seien auch Kälber dabei gewesen. Drei Tiere seien von einem sachkundigen Bürger eingefangen und in ein Damwildgehege nach Bengel in Sicherheit gebracht worden.
Auf Anfrage des TV bestätigt das auch die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich: Das Veterinäramt sei mehrfach durch die Bevölkerung über frei laufendes Damwild in Bausendorf informiert worden. So auch im Juni. „In Abstimmung mit dem zuständigen Jagdpächter wurden drei Tiere durch einen Sachverständigen immobilisiert und in ein Damwildgatter verbracht. Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Teil der Gruppe handelt, die ausgesetzt wurde.“ Ob es sich dabei aber auch um Kälber, die im Wald von Bausendorf das Licht der Welt erblickt haben, gehandelt habe, kann die Kreisverwaltung nicht bestätigen.
Verfahren liegt bei der Staatsanwaltschaft
„Über Nachkommen der Tiere liegen uns keine Informationen vor. Eine Altersbestimmung der Tiere wurde nicht durchgeführt. Ab einem Alter von circa sechs Monaten kann aufgrund der äußeren Erscheinung nicht mehr zwischen einem Jungtier (Kalb) und einem älteren Tier unterschieden werden“, erklärt zumindest das Veterinäramt.
Was passiert jetzt mit dem Damwild, das die Treibjagd überlebt hat? Darf das im Wald bleiben und sich dort ansiedeln? Die Art ist ja da eigentlich nicht heimisch, und bejagt werden durfte es ehemals ja angeblich auch nicht. Wie sieht da also die Lösung aus? „Bei dem ausgesetzten Damwild, das die Treibjagd überlebt hat, sind grundsätzlich die Eigentumsverhältnisse noch nicht abschließend geklärt. Das Verfahren liegt derzeit bei der Staatsanwaltschaft. Da die Tiere aber ausgesetzt wurden, gehen wir davon aus, dass die Tiere herrenlos sind und außerhalb eines Bewirtschaftungsbezirkes somit auch dem Jagdrecht unterliegen.“
Das sehen auch die Experten bei „Wild und Hund“ so: „Soweit der Besitzer nicht ermittelt und die Verfolgung aufgegeben wird, gelten sie als Wild und werden auch so behandelt“, erklärt Chefredakteur Heiko Hornung gegenüber unserer Zeitung. „Da Bausendorf nicht in einem Damwildbewirtschaftungsgebiet liegt, müssen die Tiere im damwildfreien Gebiet nach dem Gesetz abgeschossen werden.“
In Rheinland-Pfalz komme das Damwild nur in einzelnen Gebieten in größerer Anzahl vor. Wer wirklich handzahmes Damwild im Wald innerhalb des Landkreises Bernkastel-Wittlich entdecke, der solle die Untere Jagdbehörde informieren.