Auch das Elternhaus prägt die spätere Berufswahl
Das Elternhaus prägt die spätere Berufswahl: Schon Mädchen für Handwerk und Technik interessieren
Viele Betriebe bieten Schnuppertage an, um Mädchen und junge Frauen für handwerkliche und technische Berufe zu interessieren.
picture-alliance / dpa/dpaweb

Noch sind Frauen in „typischen“ Männerjobs unterrepräsentiert. Doch es gibt auch positive Entwicklungen in einigen Bereichen, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) herausgefunden hat.

Lesezeit 2 Minuten

So ist beispielsweise der Anteil der weiblichen Auszubildenden in Berufen wie Bau-, Metall- und Elektroberufen mit 0,2 Prozentpunkten pro Jahr gestiegen. Der ganz große Sprung ist das jedoch auch nicht. Das sieht man im reinland-pfälzischen Familienministerium ebenso und versucht mit verschiedenen Projekten wie dem Girls Day oder dem Ada-Lovelace-Projekt an Schulen, Einfluss zu nehmen auf die Berufswahl von jungen Frauen.

Bereits seit 25 Jahren gibt es das Ada-Lovelace-Projekt an den klassischen Hochschulstandorten in Rheinland-Pfalz, so auch in Koblenz. Hier unterstützt man junge Mädchen darin, sich für Mathematik, Informatik und Technik zu interessieren und sich darin auch auszuprobieren. Doch wie Ruth Sandforth, Projektleiterin in Koblenz, ernüchternd feststellt, gibt es trotz aller Bemühungen nur wenige Erfolge darin, dass sich Mädchen für einen klassischen Ausbildungsberuf im Handwerk entscheiden.

„Das hat vor allem den Grund, dass der Trend zu den akademischen Berufen anhält. Die Ausbildung hat in Deutschland an Wert verloren“, erklärt sie. „Heute muss es mindestens das Fachabitur sein und ein Studium wird angestrebt. Dabei verkennen viele, dass das Ausbildungsprogramm in Deutschland eine gute Qualität hat und als einzigartig gilt.“

Begleitet wird das Projekt von jungen Mentorinnen, die in die Schulen gehen und dort junge Mädchen für technische oder handwerkliche Berufe interessieren möchten. Eine der Mentorinnen, Emily Stätter, ist seit zwei Jahren im Projekt dabei. Sie selbst hat ein Praktikum als Fliesenlegerin absolviert und weiß, wovon sie spricht, wenn sie über den Ausbildungsberuf erzählt. „Mich hat erstaunt, dass viel mehr hinter so einem Beruf steckt als einfach nur das Fliesenlegen. Ich habe richtig viel gelernt. Es war mein bestes Praktikum.“

Schlechtes Image eines Berufs oder falsche Vorstellungen stehen im Weg

Oft ist es einfach eine falsche Vorstellung, die Mädchen und Frauen von einem Beruf haben, oder die Arbeit hat ein schlechtes Image. „Viele haben auch Bedenken wegen der körperlichen Herausforderungen“, so ihre Beobachtung, „doch heute gibt es da ganz andere Voraussetzungen als früher.“ Daher lädt man die jungen Frauen in die Betriebe ein, damit sie sich ein Bild von den Berufen machen können.

Die Firmen machen da auch gern mit und bieten Schnuppertage an. An der Uni Koblenz können zudem spezielle Workshops für die Bereiche Technik und Handwerk kostenfrei besucht werden. Aber auch Programmierkurse werden angeboten. Von den Schulen gibt es jede Menge Anfragen, um das Ada-Lovelace-Projekt im Unterricht aufzunehmen, die jedoch nicht alle bedient werden können, dazu fehlen einfach die Mitarbeiter. „ Es könnte noch viel mehr gemacht werden“, sagt Ruth Sandforth, „es ist derzeit einfach nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Generell, so die langjährige Beobachtung, sollte man schon in früher Kindheit damit beginnen, Mädchen für handwerkliche Themen zu begeistern. Immer noch sind vor allem die Erziehung, der Einfluss der Eltern und von Freunden entscheidend für die Berufswahl. Gerade durch die Eltern werden nach wie vor klassische Rollenerwartungen an Mädchen und Jungen weitergegeben. Somit sind die Werte und Einstellungen schon in frühester Kindheit geprägt. Daher will man mit dem Ada-Lovelace-Projekt jetzt auch zunehmend in die Grundschulen gehen, um früher ansetzen zu können.

Top-News aus der Region

Weitere regionale Nachrichten