Ob die neue Bundesregierung das Heizungsgesetz tatsächlich wieder abschafft, steht noch nicht fest. Klar ist aber, wie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Verbraucher zum Umstieg auf klimafreundliche Heizungen und Autos bewegen will: Öl, Gas, Benzin und Diesel sollen teurer werden. Statt Verboten soll Preisdruck zur Verhaltensänderung führen. Der Mechanismus dahinter heißt CO2-Preis. Es gibt ihn zwar schon seit 2021, aber in den kommenden Jahren wird er an Bedeutung gewinnen.
Obwohl jeder den CO2-Preis für klimaschädliche fossile Energie zahlt, können viele damit wenig anfangen. Und die Verbraucher wissen kaum, was da auf sie zukommt, wie etwa eine Umfrage des Energieunternehmens Aira zeigt. Demnach schätzen nur fünf Prozent der Deutschen die jährlichen Mehrkosten durch den CO2-Preis beim Heizen in den kommenden Jahren richtig ein.

„Der CO2-Preis ist genau das richtige Instrument, um die Klimaziele zu erreichen – wir machen das Böse teurer“, erkärt Henrik te Heesen, Professor für „Erneuerbare Energien“ am Umweltcampus Birkenfeld. Teurer heißt: Der CO2-Preis ist in den vergangenen Jahren schrittweise gestiegen. Von zunächst 25 Euro pro ausgestoßener Tonne im Jahr 2021 auf 55 Euro in diesem Jahr.
Te Heesen rechnet vor, was das für Verbraucher bedeutet: Schon aktuell macht der CO2-Preis das Tanken von Benzin spürbar teurer – gut 15 Cent pro Liter. Das ist ein Plus von drei Cent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im kommenden Jahr wird der Preis weiter steigen.
Ein sprunghafter Anstieg droht 2027. Dann regelt nicht mehr der Staat, sondern der Markt den Preis. Entsprechend schwer lässt sich die Entwicklung absehen. Was aber feststeht: „Der CO2-Preis macht Heizen und Autofahren in den kommenden Jahren viel teurer“, sagt te Heesen. Über den ungefähren Preis gehen die Prognosen auseinander. „Zu erwarten ist mindestens eine Preisverdopplung binnen fünf Jahren.“
„Der CO2-Preis ist genau das richtige Instrument, um die Klimaziele zu erreichen – wir machen das Böse teurer.“
Henrik te Heesen, Professor für „Erneuerbare Energien“ am Umweltcampus Birkenfeld
Am Beispiel Tanken bedeutet das: Bei einer Laufleistung von 15.000 Kilometern pro Jahr verursacht der CO2-Preis derzeit jährliche Zusatzkosten von etwa 190 Euro. 2030 wären es bei vorsichtiger Rechnung schon etwa 340 Euro pro Jahr. Am Beispiel einer Gasheizung hieße das: Bei einem Verbrauch von 18.000 kWh pro Jahr verursacht der CO2-Preis derzeit jährliche Zusatzkosten von etwa 213 Euro. 2030 wären es bei vorsichtiger Rechnung schon etwa 390 Euro pro Jahr.
Wie sich der Preis entwickelt, wird auch davon abhängen, wie stark CO2 durch andere Klimaschutzmaßnahmen eingespart wird – etwa durch Verbote oder Förderprogramme. Passiert das nicht „in großem Umfang“, geht das Mercator Forschungsinstitut für Klimawandel (MCC) in einer Analyse sogar von einem extremen Anstieg der CO2-Preise aus.
Die Folge wäre ein Benzinpreis von weit mehr als 2 Euro im Jahr 2030 und 2045 sogar knapp unter drei Euro. Für eine vierköpfige Familie, die einen Verbrenner nutze und mit Öl heize, würde sich ohne Anpassungen in 20 Jahren eine mittlere Belastung durch den CO2-Preis von 31.000 Euro (im Mehrfamilienhaus in der Stadt) oder 35.000 Euro (im Einfamilienhaus auf dem Land) ergeben.

Adieu, Heizungsgesetz? Was Verbraucher beachten sollten
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Die Verbraucherzentrale RLP rät selbst bei moderater Steigerung des CO2-Preises trotz höherer Anschaffungskosten zur Wärmepumpe, die in der Regel über die Jahre günstiger als Öl- und Gasheizungen sei.
„Die Regierung sollte die Einnahmen an die Bevölkerung zurückgeben“, sagt te Heesen. Vor allem einkommensschwache Haushalte würden ansonsten darunter leiden. Die Vorgängerregierung hatte deshalb ein sogenanntes Klimageld geplant. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist davon nichts mehr zu lesen.
Stattdessen könnte es Entlastung über niedrigere Strompreise geben, wovon vor allem aber jene profitieren würden, die bereits auf E-Autos und Wärmepumpe umgestiegen sind. Auch verspricht die Regierung, Instrumente einzusetzen, um Preissprünge zu vermeiden. Te Heesen sieht insbesondere auf Mieter ein Problem zukommen. Sie seien machtlos gegen den CO2-Preis beim Heizen, weil sie nicht einfach ihre Heizung austauschen könnten.