Rheinland-Pfalz
Christian Kunst zur Stiko-Empfehlung zum Impfen bei Kindern: Eine kluge Entscheidung mit Weitblick

In der teils sehr erhitzt geführten Debatte über die Corona-Impfung von Kindern sollte man sich eines klarmachen: Impfen ist der Königsweg aus der Pandemie, doch dieser Weg darf nur einer sein, der auf der selbstbestimmten und informierten Entscheidung jedes Einzelnen fußt.

Es ist zwar richtig, dass in dieser Pandemie das individuelle Handeln immer auch Konsequenzen für die Gemeinschaft hat – jedem wird in dieser Krise bewusst, wie eng Freiheit und Verantwortung verknüpft sind. Zugleich gilt aber: Die von vielen ersehnte Herdenimmunität – das Kernziel der Corona-Eindämmungspolitik – darf kein Selbstzweck sein, der alle Mittel heiligt wie das Impfen von Kindern.

Vor diesem Hintergrund ist die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), nur Kinder zwischen 12 und 17 Jahren zu impfen, die bestimmte Vorerkrankungen haben, eine kluge Entscheidung. Denn eine Impfung ist immer eine Risiko-Nutzen-Abwägung. Wenn nicht klar ist, dass der Nutzen bei Kindern die Risiken deutlich überwiegt, dann ist es die Pflicht der Stiko, dies in ihrer Empfehlung deutlich herauszustellen. Damit setzt das Gremium den vermeintlichen Schlingerkurs bei Astrazeneca nicht fort oder blockiert gar den Weg raus aus der Pandemie, wie dies einige kritisieren. Keiner hindert Eltern und ihre Kinder daran, sich für einen Piks zu entscheiden, auch wenn keine Vorerkrankungen vorliegen – genauso wie sich Menschen unter 65 Jahren zum Piks mit Astrazeneca entschließen können. Aber die Stiko schafft mit ihrer Empfehlung die Grundlage für eine selbstbestimmte Entscheidung von Eltern und Kindern und stellt ihnen dafür alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Verfügung.

Vieles spricht dafür, dass dies der beste Weg ist, um möglichst viele Menschen von einer Impfung zu überzeugen. Denn oft emotional grundierte Vorbehalte lassen sich nur durch Argumente, durch ein Wissen um die Vorteile und Risiken einer Impfung auflösen. Dieser Gedanke dürfte schon bald sehr wichtig werden, wenn alle Impfwilligen ihren Piks bekommen haben, es aber gilt, die vielen Impfskeptiker zu überzeugen, um das Ziel der Herdenimmunität zu erreichen. Für politisch Verantwortliche wie Gesundheitsminister Jens Spahn bedeutet dies zweierlei: Erstens müssen erst einmal die Hausaufgaben gemacht werden – das heißt ausreichend Impfstoff beschaffen. Zweitens sollte sich die Politik trotz Wahlkampfes davor hüten wie bei der Impfung von Kindern vorzupreschen, bevor sich Experten wie die Stiko geäußert haben. Das schafft nur Verwirrung und trübt das Vertrauen in die Corona-Politik.

E-Mail: christian.kunst@rhein-zeitung.net

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