Schule
Die Grundschule rückt in den Landtagswahlkampf
Unterricht in einem Klassenraum
Unterricht in einem Klassenraum
Julian Stratenschulte. DPA

Immer wieder Unterrichtsausfall und Probleme beim Schreiben und Lesen nach der vierten Klasse. Das will die CDU ändern. Bildungsminister Teuber hält nichts von dem Vorstoß der Opposition.

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Mainz (dpa/lrs) - Der rheinland-pfälzische CDU-Chef Gordon Schnieder und seine Landtagsfraktion wollen mit einer «Grundschulgarantie» im Wahlkampf punkten. «Wir wollen, dass die Kinder durch mehr Zeit für das Lernen und für Üben – und zwar in der Schule – nach dem vierten Schuljahr auch so geformt sind, dass sie dann auch an den weiterführenden Schulen ohne Probleme ihre Bildungskarriere fortsetzen können», sagte Schnieder in Mainz. 

«Deswegen möchten wir verbindlich für alle Kinder sechs Stunden Grundschulzeit am Tag haben, vom ersten bis zum vierten Schuljahr.» Die Garantie solle montags bis freitags von 8.00 bis 14.00 Uhr gelten, auch damit Familie und Beruf besser vereinbart werden könnten. 

Garantie für eine gute Ausbildung in Lesen, Schreiben, Rechnen 

Die Grundschullehrer und -lehrerinnen sollen selbst entscheiden können, «wann sie was am Tag machen», sagte Schnieder. Aber es solle eine «Garantie» für eine ordentliche Ausbildung in den Schwerpunktkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen geben. 

Der verbindliche Grundschultag solle ein kostenfreies Mittagessen enthalten und Zeit für Hausaufgaben. Wenn die Kinder nach Hause kommen, sollten sie einen freien Nachmittag vor sich haben. An diesem könnten sie sich auch beim Sport, bei der Feuerwehr oder in der Musik einbringen. Denn das Ehrenamt sei auch wichtig. 

Der Bedarf an Lehrern ist noch unklar

Englisch- oder Französischunterricht soll es den Plänen der CDU zufolge erst an den weiterführenden Schulen geben. Das Konzept der sogenannten Grundschulgarantie will die Union voraussichtlich im zweiten Halbjahr auch ins Parlament einbringen. Wie viele Lehrer und andere Kräfte für die Umsetzung gebraucht würden, sei noch offen. 

Vorschlag geht an Bedürfnissen von Kindern und Familien vorbei

Bildungsminister Sven Teuber (SPD) wies die Forderung der Christdemokraten zurück. Der Vorschlag gehe an den Bedürfnissen vieler Kinder und vieler Familien vorbei, da er de facto eine Reduzierung der Zeit für Förderung bedeuten würde. «Eltern wünschen sich Verlässlichkeit, Qualität und Auswahlmöglichkeiten, gleichwohl nehmen wir auch den Wunsch nach einem flexibleren Angebot wahr und ernst.»

In Rheinland-Pfalz werde bereits seit mehr als 20 Jahren an einem nachhaltigen Ganztagsangebot gearbeitet «Und die Akzeptanz spricht dafür, dass wir die Bedürfnisse von Kindern und Familien damit gut erfüllen», sagte Teuber. Dabei gehe es um vielfältige Ganztagsangebote, gezielte Förderung in den Basiskompetenzen, die Stärkung der Persönlichkeit der Kinder sowie engagierten Teams an den Schulen. 

Wahlrecht der Eltern berücksichtigen

Fast 90 Prozent der Grundschulen in Rheinland-Pfalz haben nach Angaben des Bildungsministeriums ein Ganztagsangebot. Jedes Kind, das einen Ganztagsplatz möchte, bekomme auch einen Platz. Das Angebot werde durch ausgebildete Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte getragen und durch weitere Angebote von Vereinen, aus dem Ehrenamt und der Gesellschaft ergänzt.

Der schulische Ganztag werde vom Land finanziert, was die Kommunen bei der Realisierung des Ganztagsanspruchs ab 2026 erheblich entlaste, teilte das Bildungsministerium mit. In Rheinland-Pfalz gebe es ein differenziertes Bildungsangebot, das Kinder individuell unterstützt und Schulen die nötige Gestaltungsfreiheit lässt. Der Willen und das Wahlrecht der Eltern nach unterschiedlichen Angeboten müsse respektiert werden, statt starre Vorgaben zu machen.

© dpa-infocom, dpa:250625-930-714904/2

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