Die neuesten Zahlen zu Sitzenbleibern in den rheinland-pfälzischen Grundschulen haben eine Diskussion über die Bildungspolitik im Land ausgelöst. Kürzlich hatte unsere Zeitung Daten veröffentlicht, wonach in Rheinland-Pfalz immer mehr Kinder bereits in der Grundschule sitzen bleiben. Demnach war die Zahl der Wiederholer mit 2,8 Prozent dieses Schuljahr so hoch wie sonst nie im analysierten Zeitraum (2018: 2,2 Prozent). Das löst nun heftige Kritik durch den Oppositionsführer aus.
„Alarmsignale nicht ignorieren“
Diese Alarmsignale könne und dürfe die Landesregierung nicht länger ignorieren, sagte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Gordon Schnieder, unserer Zeitung. „Die Zahlen lügen nicht – sie stehen für das Bildungsversagen der rheinland-pfälzischen Landesregierung.“ Bildungsministerin Hubig setzte mit ihrer Politik die Bildungschancen und Bildungsbiografien ganzer Schülergenerationen aufs Spiel, so Schnieders Kritik.
Die Christdemokraten hatten kürzlich im Landtag Vorschulklassen gefordert, um die Kinder bestmöglich auf die Grundschule vorzubereiten – mit verpflichtenden Sprachstandserhebungen für alle und verbindlicher Sprachförderung. Zudem müsse es Intensivklassen geben für alle Kinder und Jugendlichen mit nicht deutscher Herkunftssprache, so die CDU. Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hatte den Antrag im Landtag jedoch abgelehnt.
Vorwürfe ans Bildungsministerium
Grundschulpädagogen beklagten zu Recht, dass der Förderbedarf bei den Erstklässlern stetig zunehme, sagte CDU-Fraktionschef Schnieder. „Das Problem lässt sich nicht länger wegreden – auch wenn die Landesregierung genau das versucht.“
Auch der rheinland-pfälzische Philologenverband hatte heftige Vorwürfe gegen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) erhoben. Es sei „etwas ins Rutschen geraten, das wir kaum noch aufhalten können“, sagte die Vorsitzende des Philologenverbands, Cornelia Schwartz. Wenn die Grundlagenbildung „auf Sand gebaut ist, können wir alles andere vergessen“. Die Sprachlücken würden die Schüler ansonsten bis in die weiterführenden Schulen mitschleppen.