Bundesarchiv dringt auf fachgerechtes Heizen und Klimatisieren, um Bestände nicht zu gefährden - Das könnte immer teurer werden
Bundesarchiv dringt auf fachgerechtes Heizen und Klimatisieren: Archivare warnen vor zu viel Energiesparen
Tobias Herrmann zeigt in einem Archivraum im Bundesarchiv Koblenz Filmrollen, die gekühlt gelagert werden müssen. Das kostet allerdings viel Energie. Foto: Thomas Frey/dpa
dpa

Koblenz/Berlin. Empfindlichen historischen Dokumenten kann bei falscher Klimatisierung zum Beispiel Schimmelbildung drohen. Schimmel kann etwa dann entstehen, wenn die Kühlung nicht mehr ausreichend gewährleistet ist, weil Archive oder Museen Energie einsparen müssen.

Der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, warnt daher vor negativen Folgen der explodierenden Energiepreise als Folge des Ukraine-Krieges. „Ich mache mir große Sorgen, ob wir die Kosten tragen können“, teilte Michael Hollmann der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die Arbeit des Bundesarchivs mit Hauptsitz in Koblenz und weiteren 22 Standorten in Deutschland müsse sichergestellt werden, denn es sei eine besondere und auf Dauer angelegte Kultureinrichtung. Längst werde hier schon überall Energie gespart, wo es möglich sei. „Wir sind verantwortlich für ein wichtiges Stück Kulturerbe, das wir erhalten und weitervererben müssen. Das darf nicht in Gefahr geraten“, mahnte Behördenchef Hollmann. Er erwarte die Unterstützung der Politik, „damit wir steigende Kosten ausgleichen können, das Archivgut bestmöglich geschützt bleibt und wir nicht am Ende die Türen für die Nutzer schließen müssen“.

Gedächtnis der Nation

Das Bundesarchiv wird auch als Gedächtnis der Nation bezeichnet. Sein Sprecher Elmar Kramer sagt zum nötigen Heizen, Belüften und Klimatisieren: „Papierakten zum Beispiel müssen bei rund 18 Grad und Fotomaterialien bei etwa 12 Grad gelagert werden, sonst zersetzt sich das Material.“ Einsparungen im Haus könnten aber etwa erreicht werden mit der Drosselung der Temperatur in Büroräumen auf 19 Grad und auch, wie schon seit Jahren praktiziert, mit „Energieferien“ zwischen Weihnachten und Neujahr.

Die gleiche Schließungsphase prüft jetzt nach eigener Auskunft zum Beispiel die Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz in ihren Lesesälen. Heizungen, Beleuchtung und Versorgung mit Warmwasser würden in ihren sieben angemieteten Gebäuden optimiert. „Weiterhin werden Notfallpläne erarbeitet für den Fall, dass es zu Engpässen bei der Strom- und Wärmeversorgung kommt“, hieß es in Koblenz.

Verband fordert Energiesparen ein

Der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare mit Sitz in Fulda forderte Bund, Länder und Kommunen ebenfalls auf, das Beheizen, Belüften und Klimatisieren in Magazinräumen sicherzustellen. Verbandschef Ralf Jacob betonte: „Keine Demokratie ohne Archive! Archive spielen für die Entwicklung einer demokratischen Wissensgesellschaft durch die Erhaltung unersetzbarer und authentischer Dokumente eine zentrale Rolle.“ Beim Abschalten technischer Anlagen seien irreparable Schäden bei Dokumenten nicht auszuschließen.

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