Von unserer Redakteurin Doris Schneider
Der Lennégarten zwischen Schloss und Rhein war schon im Buga-Jahr 2011 einer seiner Lieblingsplätze. Einen Ausflug nach Koblenz hat der ehemalige Geschäftsführer der Buga GmbH nun gern genutzt, um gemeinsam mit der RZ einen Spaziergang über die drei ehemaligen Buga-Bereiche zu machen.
Und er ist sichtlich stolz. „Natürlich ist das ja nie das Werk eines Einzelnen, und ich bin auch gar nicht der Mann, der große Ideen hat, sondern nur einer, der Menschen, Planungen und Dinge zusammenbringen kann. Aber ja: Wenn ich mich hier so umschaue, bin ich schon stolz auf das, was wir in Koblenz verändert haben.“
Den Lennégarten zum Beispiel. Dass es hier mal einen wilden Dschungel gab, den man nicht betreten konnte, weiß heute kaum jemand mehr. „Und jetzt das: die Hecken wunderbar geschnitten, die roten Blumen als Farbtupfer, die geharkten Wege, die Damen, die im Café sitzen – wunderbar.“ Dieser Platz, da ist er sicher, ist heute sogar noch schöner als in der Buga-Zeit. „Erst jetzt wachsen die Stauden die Mauer richtig zu, die Pergola-Bepflanzung ist perfekt.“ Nur die Stühle in dem Café-Garten, die müssten grade stehen, sagt er dann. Naja, da ist er ein bisschen zwanghaft, gibt er lächelnd zu. In der Buga-Zeit mussten zum Beispiel die Liegestühle jeden Morgen alle in eine Richtung geschoben werden. Sonst gefällt ihm das nicht.
Großen Gefallen findet Faas dagegen an der Wasserfläche auf der linken Seite vor dem Schloss. „Klasse, die Stauden und die Bäume“, sagt er mit großem Lob an Stadtgärtner und Buga-Freunde. Überhaupt die Buga-Freunde: Das große bürgerschaftliche Engagement des Vereins vor, während und auch nach der Buga ist für ihn nach wie vor überwältigend. Denn anfangs hatte die Buga keinen guten Stand in Koblenz, das hat er nie vergessen. „Bei meinem allerersten Vortrag stand ein Mann nachher auf und sagte, das ist ja alles schön und gut, aber in Koblenz läuft so was nicht“, erinnert sich Faas. Wie die Stimmung dann langsam kippte, wie immer mehr Bürger begeistert von der Idee waren und die Buga nachher zum Koblenzer Sommermärchen wurde, das ist eine seiner schönsten Erinnerungen.
Aber tatsächlich misst er die Erfolge seiner Arbeit nicht an dem halben Jahr Buga, sagt Faas, während es weiter vom Schloss zur Seilbahn geht. „3,8 Millionen Besucher sind natürlich eine Hausnummer“, sagt er dann ein bisschen kokett. „Aber es geht um mehr.“ Es geht darum, eine Stadt zu verändern. Das ist auch das, was er an seiner neuen Aufgabe, der Buga 2019 in Heilbronn, so besonders schätzt. Hier ist es noch ein bisschen größer dimensioniert als in Koblenz. Denn die städtebauliche Dimension der geplanten Gartenschau ist enorm, beschreibt er.
Aber zurück zu Koblenz. Mit schnellen Blicken verschafft Faas sich beim Spaziergang einen Überblick. Dass die Promenade zwischen Schloss und Seilbahn nicht allen gefällt, weil sie manchen zu viel Grau und zu viel Beton hat, kann er nur halb nachvollziehen. „Es ist jetzt eben ein richtiger Boulevard“, sagt er ein bisschen verteidigend. Und: „Bei allem, was man heute sieht, muss man sich immer wieder vor Augen führen, wie es vor der Buga aussah. Das ist die Messlatte.“ Deshalb trauert er auch der Blumenkrone vor dem Schloss nicht nach. „Es war klar, dass das nur eine temporäre Sache sein kann. Aber dass die Autos da weg sind und die Leute durchs Schloss gehen können, das ist das wichtige!“
Apropos Autos, eines seiner Lieblingsthemen. Dass der Clemensplatz jetzt grün ist, freut ihn beispielsweise sehr, auch wenn es viele Theaterbesucher gibt, die dem Parkplatz noch immer nachtrauern. „Ich bin kein Autohasser, im Gegenteil, ich fahre sogar ausgesprochen gern Auto.“ Aber warum man die schönsten Flecken der Stadt mit hässlichen Pkw vollstellt, das versteht er nicht. Wie zum Beweis stehen im Blumenhof ein paar Wagen. Faas schüttelt missbilligend den Kopf. Dann aber lässt er wieder genießerisch den Blick schweifen: Der Paradiesgarten hinter der Kastorkirche hatte es ihm immer besonders angetan. Die Ruhe, die gedämpften Farben, die Wasserfläche. „Friedlich ist es hier“, sagt er und freut sich zu hören, dass hier vor Kurzem ein Tiergottesdienst gefeiert wurde. Die Orte zu beleben, das war immer sein Ziel.
Aber nun hat er ein anderes klares Ziel: die Seilbahn. „Ich weiß nicht, wie viele Hunderte Male ich schon gefahren bin“, sagt er. Manchmal zehnmal am Tag. Wenn er privat unterwegs war, hat er sich in die Schlangen eingereiht und gelauscht, was die Leute drumrum gesagt haben. Wenn er dienstlich fahren musste, hatte er diese Zeit natürlich nicht. „Aber es ist mir nie langweilig geworden“, sagt er, steigt in die Kabine ein und setzt sich auf die zweite Bank. Hier sieht man besser als in der ersten Reihe, findet er.
Nicht auszudenken, wenn die Bahn weggemusst hätte, sagt er. „Das wäre eine Katastrophe gewesen!“ Denn nicht nur für die Buga sei die Seilbahn ein Alleinstellungsmerkmal gewesen, das sei sie jetzt eben für Koblenz. Das sagt der Mann, der in Touristikzahlen denkt. Aber dann auch wieder der, der die Stadt vor allem für die Koblenzer selbst verändern wollte – und verändert hat. „Seilbahn zu fahren, ist einfach immer wieder ein Erlebnis.“ Und, genauso wichtig: Die Bahn rückt die Festung an die Stadt heran. „Diese Weite!“, sagt Faas, als er aus der Gondel heraustritt. Das gab es vor der Buga nicht, stattdessen Tennisplätze, einen Parkplatz und einen unordentlichen Grünstreifen. Und jetzt: ein großes Plateau, wenn es auch manchem zu kahl ist. „Nein, das finde ich nicht“, sagt er und weist auf die Stauden, auf die hölzerne Aussichtsplattform, die noch von der Buga zeugt, und in der Ferne auf den Spielplatz.
Ganz zu schweigen von der Festung selbst, die einen ganz anderen Stellenwert als Kultur- und Veranstaltungsort bekommen hat als noch 2010. „Es ist einfach schön hier“, sagt Faas. Einen Gutschein für ein Wochenende in Koblenz hat er noch liegen, den er zu seiner Verabschiedung bekommen hat. „Den werd ich jetzt mal so schnell wie möglich einlösen.“ Und dann? Die Buga 2019 in Heilbronn wird seine letzte sein, danach geht der gelernte Gärtner und studierte Gartenbauer und Landschaftspfleger in Ruhestand. Dann will er auch endgültig wieder nach Memmingen zurück, wo seine Frau und die beiden 18 und 22 Jahre alten Töchter leben, während er in Heilbronn eine kleine Wohnung hat. Wird dann nur noch der eigene Garten gepflegt? „Im Gegenteil“, sagt der 60-Jährige und lächelt. „Dann wollen wir das Haus mit Garten verkaufen und in eine Stadtwohnung ziehen.“
Und wenn er das Bedürfnis nach Gärten hat: In München, Würzburg, Ingolstadt, Heilbronn und vielen anderen Städten hat er seine Spuren hinterlassen. Und auch in Koblenz.