Wer im Supermarkt an der Kasse steht, muss schon seit einigen Monaten deutlich tiefer in die Tasche greifen: Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke waren im Oktober laut Statistischem Bundesamt 19,2 Prozent teurer als noch ein Jahr zuvor. Wo lässt sich beim Essenskauf sparen – ohne dass es zulasten der eigenen Gesundheit geht? Caroline Ludwig, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, gibt einige praktische Tipps, wie Gesundes im Einkaufswagen landet, ohne dass die Kosten explodieren. Und: Einsparpotenzial gibt es auch beim Kochen und Lagern der Lebensmittel zu Hause.
1.Woran liegt es, dass Lebensmittel so teuer geworden sind? Das liegt an vielen verschiedenen Faktoren. „Zum einen sind da die extrem angestiegenen Kosten für Energie, die natürlich auch die Lebensmittelbranche beeinflussen“, erklärt Caroline Ludwig. Dazu kommen die ebenfalls stark gestiegenen Dünge- und Futtermittelpreise. Auch der Arbeitskräftemangel in der Lebensmittelbranche und der gestiegene Mindestlohn wirken sich auf die Verbraucherpreise aus. Aber: „Nicht alle Preissteigerungen sind transparent und nachvollziehbar“, sagt Ludwig.
Aufgrund vieler Beschwerden über die Teuerungen hatte das Bundeskartellamt einzelne Hersteller zu Stellungnahmen bezüglich der Preisentwicklung aufgefordert. Wie die Pressestelle der Behörde unserer Zeitung auf Anfrage erklärt, habe sich daraus aber kein Anfangsverdacht auf kartellrechtswidriges Verhalten, wie etwa Preisabsprachen, ergeben.
Nicht alle Preissteigerungen sind transparent und nachvollziehbar.
Caroline Ludwig, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
2. Ist es sinnvoll, vor dem Einkauf eine Einkaufsliste zu schreiben? Die klare Antwort von Verbraucherschützerin Caroline Ludwig lautet: „Auf jeden Fall.“ Vor dem Einkauf sollte man nachsehen, welche Vorräte man noch zu Hause hat. Sinnvoll ist es außerdem, so Ludwig, sich zu überlegen, was man die nächsten Tage essen will und einen Speiseplan aufzustellen. Wenn man weiß, welche Lebensmittel man noch daheim hat und was man kochen möchte, kann man eine Einkaufsliste schreiben. „Eine solche Liste hilft enorm, im Supermarkt wirklich nur das zu kaufen, was man auch für die nächsten Tage braucht – und keine spontanen Impulskäufe zu tätigen“, sagt Ludwig.
Ihr Tipp: Bei der Einkaufs- und Essensplanung helfen können auch Rezepte-Apps wie die des Projekts „Zu gut für die Tonne!“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums. In die App kann man Lebensmittelreste eintragen, die man noch verwerten möchte, und erhält daraufhin Rezeptvorschläge. Zudem könne es helfen, vor dem Einkauf ein Maximalbudget festzulegen. „Dass man sagt, ich möchte bei diesem Einkauf maximal 50 oder 100 Euro ausgeben – und dann schaut, dass man das nicht überschreitet“, erklärt Caroline Ludwig.
3. Mit welchen Lebensmitteln sollte ich mit Blick auf den Geldbeutel sparsam umgehen? „Was man eher in Maßen genießen sollte, sind tierische Lebensmittel“, sagt Ludwig, „die sind auch in den letzten Monaten deutlich teurer geworden.“ Man könne sie gut durch pflanzliche Lebensmittel ersetzen. Statt zu Fleisch kann man beispielsweise zu Hülsenfrüchten wie Linsen, Kichererbsen oder Sojabohnen greifen, „die liefern auch sehr viel Eiweiß und sind eine super Alternative“, so Ludwig. Zudem stecken Ballaststoffe, B-Vitamine und Eisen in Hülsenfrüchten.
Die sind teuer, und die braucht es auch nicht unbedingt.
Die Expertin zum Thema Süßigkeiten.
Auch ein sparsamer Umgang mit hochverarbeiteten Produkten wie Fertigpizza empfiehlt sich: „Die sind oft teuer und überhaupt nicht notwendig für eine ausgewogene Ernährung“, sagt die Ernährungsexpertin. In anderen Fertigprodukten wie Krautsalat verstecke sich unter Umständen eine Menge Zucker, oder aber es seien Zusatzstoffe enthalten. Zudem empfiehlt die Expertin wenig bis keine Süßigkeiten: „Die sind teuer, und die braucht es auch nicht unbedingt.“
4. Welche Lebensmittel sollte ich mit Blick auf eine ausgewogene Ernährung nicht aussparen? Caroline Ludwig empfiehlt, reichlich pflanzliche Lebensmittel zu essen. „Die sind auch gar nicht so extrem im Preis angestiegen wie andere Lebensmittel und Produkte“, sagt die Verbraucherschützerin. Als grober Richtwert gelte: drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag, zudem etwa vier Portionen Getreide und Kartoffeln. Gerade Getreideprodukte und Kartoffeln machen satt und liefern Kalorien. „Am besten ist es, zu Vollkorn zu greifen“, sagt Ludwig, die eine ballaststoffreiche Ernährung empfiehlt.
5. Komme ich günstiger weg, wenn ich mich strikt an saisonale Ware halte? In der Regel schon, denn: „Meistens ist das Gemüse, das gerade Saison hat und auch in Deutschland angebaut wird, preiswerter“, erklärt Caroline Ludwig. Die Lebensmittel müssen nicht so weit transportiert und nicht aufwendig gekühlt werden. Jetzt im November hat zum Beispiel Kohl Saison, und es gibt auch noch Kürbisse. Die Verbraucherzentrale bietet auf ihrer Internetseite einen Saisonkalender an, auf dem man sehen kann, welches Obst und Gemüse gerade als Freilandprodukt wächst, welches gelagert oder im Treibhaus herangezogen wird (Saisonkalender hier downloaden).
Günstiger kauft man unter Umständen auch auf dem Wochenmarkt ein, so Ludwig: „Besonders, wenn man am Ende des Markttages zum Wochenmarkt geht“, sagt die Verbraucherschützerin. Dann sei Restware auch mal günstiger bei den Händlern zu haben, teils auch günstiger als im Supermarkt.
6. Sind tiefgekühlte Gemüsemischungen eine preisgünstigere und empfehlenswerte Variante zu frischem Gemüse? Das, so Ludwig, lasse sich nicht pauschal beantworten. „Es kann preiswerter sein, da lohnt es sich wirklich, genau hinzuschauen, wie teuer so eine Gemüsemischung ist und was sie überhaupt enthält“, sagt die Verbraucherschützerin. Die Zutatenliste verrät Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr über die Zusammensetzung der Mischung. „Da müssen die Zutaten nach Gewichtsanteil sortiert sein“, erklärt Ludwig. Ganz vorn auf der Liste steht also das Gemüse, das am meisten in der Packung enthalten ist, ganz hinten das mit dem geringsten Anteil. So lässt sich einschätzen, wie hochwertig die Gemüsemischung tatsächlich ist.
Gut zu wissen: Das Schockfrosten bei Tiefkühlgemüse kann dazu führen, dass teils mehr Vitamine als im frischen Gemüse enthalten sind. Denn je länger man etwa den frischen Blumenkohl lagert, desto mehr Vitamine gehen verloren. „Wichtig ist es bei TK-Gemüse, zu naturbelassenem Gemüse zu greifen, welches keine Zusatzstoffe enthält und im besten Fall auch nicht viel Butter oder Sahne“, sagt Ludwig.
Damit die Tiefkühlware nicht antaut, ist es ratsam, sie erst am Ende des Einkaufs in den Wagen zu legen und sie in einer Kühltasche nach Hause zu transportieren. Caroline Ludwigs Fazit: „Die Tiefkühlkost hat Vorteile, aber verursacht deutlich mehr Treibhausgase als wenn ich saisonale, unverarbeitete Produkte kaufe.“ Das liegt an einem teils weiten Transport für das Gemüse sowie der notwendigen Kühlung. Die Verbraucherzentrale rät generell eher zu frischen, saisonalen und regionalen Produkten.
7. Lohnt es sich, auf sogenannte „Bückware“ und Kilopreise zu achten? Wer vor einem Supermarktregal steht, sollte sich nicht nur öfter zu den Produkten weiter unten bücken, sondern sich zwischendurch auch auf die Zehenspitzen stellen. Denn: „Nicht nur in den unteren Regalen, sondern manchmal auch ganz oben finden sich die preiswerteren Lebensmittel“, erklärt Ludwig. In der eigenen Komfortzone auf Augenhöhe sind meist die teuren Markenprodukte untergebracht.
Außerdem sollte man auf die Kilo- und die Literpreise achten, den sogenannten Grundpreis. Denn die einzelnen Produkte haben zum Teil unterschiedliche Füllmengen, sodass sich die Preise nicht so gut vergleichen lassen. Vor allem dieser Tage sei der Blick auf den Grundpreis zu empfehlen, „denn in den vergangenen Monaten hatten wir viele versteckte Preiserhöhungen“, sagt Ludwig. Dabei bleibt der Preis für ein Produkt derselbe, die Füllmenge wird aber weniger. Das mag zunächst nicht so auffallen, aber hat die Packung weniger Inhalt, wird sie schneller leer.
8. Was kann man beim Kochen und Lagern der Lebensmittel zu Hause beachten? Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum beim Joghurt oder anderen Lebensmitteln überschritten, ist das nicht zwangsläufig ein Grund, die Produkte wegzuwerfen. „Das Mindesthaltbarkeitsdatum sollte man einfach nicht zu ernst nehmen“, empfiehlt Caroline Ludwig. Am besten, man vertraut auf seine eigenen Sinne: Sieht das Lebensmittel noch gut aus, riecht es noch so, wie es riechen sollte? Ist das der Fall, kann man einfach ein Stück oder ein Löffelchen davon probieren.
„Wenn es noch gut schmeckt, kann es noch konsumiert werden“, sagt Ludwig. So landet weniger Essen in der Tonne. Beim Verbrauchsdatum für Fleisch oder Fisch verhält es sich anders. Diese Lebensmittel, so die Ernährungsexpertin, sollten wirklich bis zum Verbrauchsdatum verzehrt sein – und ansonsten entsorgt werden.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum sollte man einfach nicht zu ernst nehmen
Caroline Ludwig, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Generell ist es sinnvoll, seine Mahlzeiten selbst zuzubereiten. „Denn das ist meist deutlich günstiger, als zu Fertiggerichten oder Lieferdiensten zu greifen“, sagt die Verbraucherschützerin. Zudem weiß man, was in den Speisen steckt: Man kann auf Zusatz- und Farbstoffe verzichten und selbst bestimmen, wie viel Salz und Zucker ins Essen kommt. Beim Kochen lässt sich zudem Energie sparen, indem man auf Töpfe immer Deckel setzt und die zur Topfgröße passende Kochstelle verwendet – also die kleine Herdplatte für den kleinen Topf.
Auch Restwärme lässt sich gut nutzen, wenn man danach auf der derselben Herdplatte etwas anderes erwärmt oder im Backofen zuerst das Brot bäckt und gleich im Anschluss den Auflauf reinschiebt. Zudem kann man den Ofen ein paar Minuten früher ausschalten, da die restliche Wärme gut reicht, damit das Essen fertig wird.
Weitere Infos
Das Projekt „Zu gut für die Tonne!“ bietet über seine Rezepte-App und eine Online-Datenbank Ideen zur Resteverwertung.