Mittelrhein – Der Masterplan für das Welterbe Oberes Mittelrheintal soll die Bedeutung des Fährverkehrs stärker berücksichtigen. Diese Forderung wurde bei der St. Goarer Konferenz des rheinland-pfälzischen Werkbundes zum Thema „Rheinquerung“ laut.
Hintergrund: Die Landesregierung hatte im Vorfeld der Tagung des Welterbekomitees der Unesco in Brasilia die TH Aachen mit einer Studie über die „verkehrliche Bewertung einer Brücken-, Tunnel oder Fährverbindung im Mittelrheintal bei St. Goar“ beauftragt. Dieses in Englisch abgefasste Gutachten, das erst vor wenigen Wochen ins Deutsche übersetzt wurde, erntete in St. Goar teils heftige Kritik. Stein des Anstoßes war die Feststellung, eine Brücke stelle die wirtschaftlich günstigste Lösung dar.
„Das ist unseriös“, meinte Alexander Fürst Sayn-Wittgenstein, Vorsitzender von „Europa Nostra“. Sämtliche Berechnungen über die Wirtschaftlichkeit der Fähren seien falsch. „Bitte überarbeiten Sie diese schweren handwerklichen Fehler“, lautete sein Appell an die Landespolitik. Seinen Hinweis, die Unesco habe kein grünes Licht für den Bau einer Brücke gegeben, sondern lediglich der Planung einer Brücke zugestimmt, griff Eveline Lemke, Landesvorstandssprecherin der Grünen, auf und ging noch einen Schritt weiter: Die Landesregierung lege den Unesco-Beschluss von Brasilia falsch aus, wenn sie daraus einen Freibrief für den Brückenbau ableite. Vielmehr habe sich das Welterbekomitee kritisch mit der Studie der TH Aachen auseinandergesetzt, weil dort überzeugende Argumente fehlten, wie der Talabschnitt bei Fellen/Wellmich mit einer Brücke noch zum außergewöhnlichen universellen Wert beitragen könne.
Staatssekretär Walter Schumacher, der die rheinland-pfälzische Delegation in Brasilia angeführt hatte, stellte klar, dass es dort lediglich darum gegangen sei, grünes Licht für den Planungsprozess zu bekommen. Zudem müsse das Land der Unesco zum 1. Februar erste Notizen eines Masterplanes vorlegen.
Aus Sicht von Staatssekretär Siegfried Englert und des Vorsitzenden des Zweckverbandes, Günter Kern, können Fährverbindungen, auch wenn sie optimiert würden, eine Brücke nicht ersetzen. Die Brücke sei notwendig, weil sie die Trennung überwindet, die Infrastruktur verbessert und den Bevölkerungsrückgang stoppt. (ww)
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