„Wir haben WLAN in unseren Schulen, aber ehrlich gesagt, es ist oft ein Glücksspiel“, klagte Landesschülervertreter Pascal Groothuis. In manchen Schulen gebe es akzeptable Internetanbindung mit 100 Megabit pro Sekunde. „Anderswo ist das WLAN so schnell wie eine Schnecke im Winterschlaf.“ Wenn zu viele Schülerinnen und Schüler gleichzeitig online seien, breche die Verbindung ab. „Es ist an der Zeit, unsere WLAN-Infrastruktur in den Schulen auf das Niveau des 21. Jahrhunderts zu bringen.“
Es ist an der Zeit, dass wir sicherstellen, dass Lehrerinnen und Lehrer nicht länger völlig verzweifelt vor dieser Technologie stehen, sondern sie effektiv nutzen können.
Pascal Groothuis
Ähnlich sei die Situation bei den digitalen Endgeräten: Einige Schulen gäben Tablets aus. Da diese aber oftmals zu langsam seien, benutzten in der Oberstufe die meisten Jugendlichen ihre eigenen Geräte, sagte Groothuis. Whiteboards und digitale Tafeln gebe es an manchen Schulen. Aber die Lehrkräfte kämpften trotz angebotener Schulungen immer noch damit, diese zu benutzen. „Es ist an der Zeit, dass wir sicherstellen, dass Lehrerinnen und Lehrer nicht länger völlig verzweifelt vor dieser Technologie stehen, sondern sie effektiv nutzen können.“
In vielen Schulen liege ein Glasfaseranschluss, sagte Landeselternsprecherin Kirsten Hillert. Dieser sei aber oft nicht im gesamten Gebäude verteilt. WLAN funktioniere oft nur in bestimmten Räumen der Schule. Die Ausstattung der Schulen mit Smartboards, Laptops und Tablets sei besser geworden, aber noch nicht ausreichend. Deshalb wäre der „Digitalpakt 2.0“ der Bundesregierung sehr wichtig.
Lehrer für Digitalisierung begeistern
Es gebe auch noch viele Lehrkräfte, die nicht so genau wüssten, wie sie die Digitalisierung in ihren Unterricht integrieren sollten, berichtete die Landeselternsprecherin. Die Lehrkräfte müssten mehr für eine echte Digitalisierung begeistert werden. Dazu seien viele Schulungen nötig. Zudem seien die Lehrkräfte keine Informatiker oder Digitalisierungsfachleute. Es müsse mehr technische Unterstützung geben und regelmäßige Hilfe bei Problemen für die technische Anwendung.
Nach Einschätzung von Klaus-Peter Hammer, Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sind die Schulen im Land im Prinzip gut ausgestattet. Bei der Internetanbindung gebe es regional aber deutliche Unterschiede. Die vorhandenen WLAN-Anschlüsse hätten teils deutlich zu wenig Leistung, damit die Schulen gut digital arbeiten können.
Es braucht Experten vor Ort
Bei der Anwendungsbetreuung gebe es zudem noch großen Bedarf, sagte der Gewerkschafter. Es gehe nicht nur darum, Technik und Geräte bereitzustellen. Gerade wenn etwas nicht laufe, müssten Experten an Ort und Stelle sein, um etwa ausgefallene Bildschirme oder Tastaturen wieder zum Laufen zu bringen. Deswegen sei auch ein weiterer Digitalpakt des Bundes notwendig, um genügend Geld für entsprechendes professionelles Personal zur Verfügung zu stellen.
„Mit der WLAN-Ausstattung an den Schulen kann man größtenteils zufrieden sein“, berichtete Matthias Fehl, Sprecher des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). Knapp 80 Prozent der Schulleitungen gäben an, dass in allen Klassen- und Fachräumen Breitbandinternet und WLAN vorhanden seien. Auch die Verfügbarkeit von mobilen Endgeräten für die Schülerschaft und die Lehrkräfte sei ausgebaut worden, knapp 80 Prozent der Lehrkräfte hätten Zugriff auf ein Dienstgerät. Ebenso seien an knapp 80 Prozent der Schulen Klassensätze an mobilen Endgeräten vorhanden, jedoch nicht für alle Klassen.
Digitalisierung soll bei Ausbildung mehr Raum bekommen
Eine gute technische Ausstattung bedeutet aber noch keine gelungene Digitalisierung, sagte der VBE-Sprecher. Nachgebessert werden müsse bei der Verwaltung der Endgeräte. Ein besser ausgebauter Support sei nötig, damit die Wartung der Endgeräte gewährleistet sei und eventuelle technische Probleme zeitnah und unkompliziert behoben werden könnten. Auch müsse das Thema Digitalisierung mehr Raum in der Ausbildung der Lehrkräfte bekommen, damit diese die zur Verfügung stehenden Mittel pädagogisch sinnvoll und gewinnbringend im Unterricht einsetzen könnten.
Cornelia Schwartz, Landesvorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, warnte dagegen vor einem allzu frühen Einsatz digitaler Medien in der Schule. Aus pädagogisch-didaktischer Sicht wäre das geradezu fatal. „Als Philologenverband betonen wir die Notwendigkeit, digitale Geräte ab einer bestimmten Klassenstufe verwenden zu können.“ So könnten Tabellenkalkulationsprogramme immer mal wieder gewinnbringend zum Beispiel im Mathematikunterricht eingesetzt werden.
Unterricht lebt sowohl vom Medien- als auch vom Methodenwechsel und vom eigenständigen Denken der Schülerinnen und Schüler – mit und ohne Tablet.
Cornelia Schwartz
Gleichzeitig gehörten auch in höheren Klassenstufen neben einem sinnvollen Medieneinsatz unbedingt auch längere Phasen ohne digitale Medien in den Unterricht, betonte die Landesvorsitzende. „Unterricht lebt sowohl vom Medien- als auch vom Methodenwechsel und vom eigenständigen Denken der Schülerinnen und Schüler – mit und ohne Tablet.“ In Kitas, Kindergärten und Grundschulen sollten keine digitalen Medien eingesetzt werden. „Hier steht das Erlernen anderer Fertigkeiten im Vordergrund, die wir hinterher dringend benötigen.“
Nach Angaben von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) verfügen mittlerweile nahezu alle Schulen in Rheinland-Pfalz über eine WLAN-Basisausstattung. 86 Prozent aller Unterrichtsräume seien mit WLAN abgedeckt. Die Gesamtzahl der von der öffentlichen Hand bereitgestellten Endgeräte – PCs, Notebooks, Tablets – für Schüler und Lehrkräfte liege zum Schuljahr 2023/24 bei fast 236.000. Bei den Lehrkräften sei mit rund 46.000 Geräten eine flächendeckende Versorgung mit Endgeräten gegeben.