Rheinland-Pfalz
Beate Heinen wird 80: „Noch ganz viel Sehnsucht nach Leben“
Wenn Nonne und Mönch die Liebe finden - Beate und Ulrich Heinen
Beate und Ulrich Heinen stehen im Atelier der christlichen Künstlerin in Wassenach. Am Karsamstag feiert sie ihren 80 Geburtstag - und plant für den Herbst eine Ausstellung, die durch ihre Schaffensgeschichte führt.
Archiv/Sascha Ditscher

Mit Beate Heinen feiert am Karsamstag eine besondere Künstlerin unserer Region ihren 80. Geburtstag. Eng verbunden ist Heinen nicht nur dem Klosterverlag Maria Laach, sondern auch unserer Zeitung, für die sie seit Jahrzehnten Grafiken mit Sinnsprüchen gestaltet, die Menschen zum Nachdenken bringen. Mit der RZ blickt die Künstlerin auf ihr bewegtes Leben und ihre nächste große Ausstellung.

Beate Heinen darf an diesem Karsamstag ihren 80. Geburtstag feiern. Die christliche Künstlerin ist den Menschen weit über ihren Wohnort Wassenach am Laacher See hinaus bekannt. Nicht zuletzt den Lesern unserer Zeitung: Seit 40 Jahren gestaltet sie Grafiken mit Sinnsprüchen für die Rubrik „Nachgedacht“. Im Gespräch mit der Redaktion blickt Beate Heinen mit ihrem Mann Ulrich Heinen zurück auf ein Leben voller Glaube, Kunst, Begegnungen und eine besondere Liebesgeschichte. „Ich darf voller Dank auf die vergangenen Jahrzehnte zurückschauen und trage, trotz aller Begrenzung, die das Älterwerden mit sich bringt, noch ganz viel Sehnsucht nach Leben in mir“, betont Heinen.

Im Leben von Beate Heinen gibt es zwei Konstanten: ihre Beziehung zu Gott und die Kunst. Das erste Honorar ihrer Künstlerlaufbahn bekommt Heinen bereits mit vier Jahren, wenn man so will. Damals lebt die gebürtige Essenerin mit ihrer Familie in Oberpleis im Siebengebirge. Heinen spielt mit anderen Kindern auf der Straße und bemalt den Gehweg. “Die Kinder sagten: ,Beate, das darfst du nicht – dafür kommst du ins Kittchen'„, erinnert sich Heinen. “Das war mir aber egal, ich habe weitergemalt.„ Als tatsächlich der Polizist des Ortes vorbeikommt, ist er so angetan von ihrer Straßenkunst, dass er sie auf ein Eis einlädt.

Beate hat über die Jahrzehnte so viel ausgesät, jetzt ist die Zeit der Ernte.

Ulrich Heinen über die Wertschätzung, die seine Frau erhält

Das Kind am Gehsteig – Beate Heinen hat es zu einem Motiv ihrer Kunst gemacht und mit einem Zitat von Pablo Picasso versehen: “Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.„ Heinen selbst hat es geschafft, Künstlerin zu bleiben. Doch Picassos Worte sind sicher nicht auf die Malerei begrenzt, glaubt Ulrich Heinen: “Es geht auch darum, der Welt kreativ zu begegnen und in der Begegnung mit anderen Menschen zu bleiben.„ Eine Fähigkeit, die seine Frau besitze.

Hunderte von Menschen hätten in der Vergangenheit bereits das Atelier der Künstlerin besucht – für Begegnungen, zum Gespräch. “Beate hat über die Jahrzehnte so viel ausgesät, jetzt ist die Zeit der Ernte„, sagt Urlich Heinen. Seine Frau bekomme für ihr Wirken sehr viel Wertschätzung zurück. Beate Heinen selbst sagt: “Das macht mich dankbar.„

Heinen baut ihre künstlerischen Fähigkeiten aus

Mit 16 Jahren beginnt Heinen, ihre Kunst zu professionalisieren. Sie bekommt einen Kunst-Studienplatz an den Kölner Werkschulen. Ihre kreativen Fähigkeiten baut sie auch nach ihrem Eintritt in die Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard in Eibingen weiter aus – sie darf sich an der Werkkunstschule in Luzern fortbilden. Ebenso entsteht der künstlerische Kontakt zum Kloster Maria Laach 1971 während ihrer Zeit im Kloster. Sie beginnt unter anderem, Spruchkarten für den Klosterverlag zu gestalten. Zehn Jahre lebt Beate Heinen als Schwester Felicitas, bis sie die Entscheidung trifft, die Abtei in Eibingen zu verlassen – kurz vor ihrem 30. Geburtstag.

Ein Leben als freischaffende Künstlerin beginnt. Doch ihr Glaube verlässt sie durch den Austritt aus dem Kloster nicht. Er bleibt Bestandteil ihres Lebens und ihrer Kunst. Der Klosterverlag Maria Laach und unsere Zeitung werden schließlich “zu den beiden Flügeln ihres künstlerischen Schaffens„, sagt Ulrich Heinen. Mit beiden arbeitet sie seit Jahrzehnten zusammen. Neben den “Nachgedacht„-Grafiken für die Rhein-Zeitung sind unter anderem Heinens Weihnachtsbilder aus ihrem Schaffen für Maria Laach bekannt, die sie seit 1976 jährlich gestaltet.

Ausstellung zu künstlerischem Lebenswerk in Vorbereitung

Unter dem Titel “Stationen meines Lebens„ bereiten die Künstlerin und ihr Mann derzeit eine Ausstellung in Neuwied vor. Von Ende September bis Anfang November soll darin ein Querschnitt ihres Schaffens gezeigt werden. Ausgestellt werden soll an Orten der evangelischen und katholischen Kirche – mit beiden befinde man sich darüber im Gespräch. Es soll auch um Ökumene gehen, um das Verbindende in der Kunst. “Kunst ist nicht ausschließend, sondern bringt Menschen zusammen„, sagt Ulrich Heinen. Das sei seiner Frau und ihm gerade vor dem aktuellen weltpolitischen Hintergrund – etwa mit Blick in den Nahen Osten oder die Ukraine – wichtig. An die Ausstellung in Neuwied soll sich eine in Mainz anschließen, die sich ihren Weihnachtsmotiven widmet.

Feiern wird Beate Heinen ihren 80. Geburtstag im kleinen Familienkreis – “mit ihrer Tochter und ihren drei Enkelkindern, die ein Lebenselixier für sie sind„, sagt Ulrich Heinen. Das kann seine Frau nur bekräftigen. Doch sie will auch ihren Mann nicht unerwähnt lassen: “Das Größte, was passieren konnte, war, dass ich meinen Mann gefunden habe„, sagt die Jubilarin. Für seine Frau hat Heinen das Leben als Franziskanerbruder aufgegeben, das er Jahrzehnte lang geführt hat. 2020 hat das Paar sich das Jawort gegeben – mit 76 und 65 Jahren. Das Leben mit ihrem Mann an ihrer Seite empfindet Heinen als “eine unverhoffte und doch ersehnte Zugabe meines Lebens“.

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