Ministerpräsident Alexander Schweitzer rief am Dienstagabend bei Sven Teuber an – und fragte ihn, ob er Bildungsminister in Rheinland-Pfalz werden will. Lange überlegen musste der Trierer SPD-Politiker wohl nicht. Am nächsten Tag schon sitzen die beiden in der Mainzer Staatskanzlei, und Teuber sagt: „Es geht ein ganz großer Traum in Erfüllung“. Was nicht nach einer Phrase klingt, weil Teuber den Satz mit einer Geschichte unterfüttert. Seine Eltern bekamen ihn schon im Alter von 17 Jahren, der Vater brauchte zwei Jobs, um die Familie zu versorgen. Teuber wächst in einem bildungsfernen Haushalt in Niedersachsen auf. Ein Arbeiterkind.
Bereits kommende Woche soll der 42-Jährige von Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) ernannt und anschließend vom Landtag bestätigt werden. Teuber folgt auf Stefanie Hubig, die am Dienstag nach Berlin wechselte und dort neue Bundesjustizministerin wurde. Sowohl Schweitzer als auch Teuber blieb kaum Zeit zur Vorbereitung. Erst am Montag stellte die SPD ihre Ministerriege in Berlin vor – im Anschluss brauchte Rheinland-Pfalz plötzlich einen neuen Bildungsminister.

Mit der Ernennung zum Minister gelingt Teuber die klassische Aufstiegsgeschichte. Es sei fast unvorstellbar, hier zu sitzen, sagt er am Mittwoch. Erzieher und Lehrer hätten ihm das erst ermöglicht. Als Bildungsminister wolle er den Aufstiegstraum vielen anderen auch möglich machen. Die Gestaltungsmacht dazu hat er nun. Bildung gilt als eines der wichtigsten Themen in der Landespolitik – hier gibt es das meiste Geld, und der Bund funkt kaum rein.
Ministerpräsident Schweitzer hat mit Teuber einen Praktiker als Nachfolger der Juristin Hubig ausgewählt. Vor seiner Zeit in der Politik war er für zwei Jahre Lehrer an einem Gymnasium in Kusel. Erfahrung in einem Ministerium kann Teuber deshalb nicht vorweisen. Dass Schweitzer trotzdem auf den noch jungen Teuber setzt, ist auch ein Fingerzeig in die Zukunft. Sollte die SPD die Landtagswahl im kommenden Jahr gewinnen, dürfte sich Teuber Hoffnungen auf eine erneute Mitgliedschaft in der Regierung machen. Das Geschlecht war dem Ministerpräsidenten indes unwichtig. Mit Teuber gerät die Zahl der Männer und Frauen unter den SPD-Ministern aus dem Gleichgewicht.

Wird jetzt ein Lehrer Bildungsminister in Mainz?
Durch den geplanten Wechsel von Bildungsministerin Stefanie Hubig nach Berlin dreht sich das Personalkarussell in Mainz. Beste Chancen haben gleich zwei Politiker aus der Region Trier. Oder hat Alexander Schweitzer eine Überraschung in petto?
2004 war der gebürtige Niedersachse zum Studium der Germanistik und Politikwissenschaft nach Trier gekommen – und blieb dort kleben. Landespolitisch stand er lange im Schatten der bekanntesten Trierer Politikerin, Ex-Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Seine politische Karriere begann aber schon früh – mit Unterstützung der damaligen Trierer SPD-Chefin. Dreyer machte Teuber 2009 zum jüngsten Fraktionsvorsitzenden einer Großstadt. Dieses Amt bei der SPD hat Teuber bis heute. 2016 gelang ihm über Malu Dreyer dann der Sprung in den Landtag. Als Ministerpräsidentin gab sie ihr Direktmandat nach der Landtagswahl an ihren B-Kandidaten Teuber ab – so auch 2021. Nun ist der 42-Jährige oben angekommen. Nach Verena Hubertz (neue Bundesbauministerin) und Katarina Barley (EU-Parlamentsvize) bereits der dritte Dreyer-Zögling.
Im Landtag hat sich Teuber als versierter Redner durchaus einen Namen gemacht. Er spricht meist komplett ohne Skript, spart nicht an scharfen Zwischenrufen. Seine Attitüde brachte ihm dabei auch immer mal wieder Arroganz-Vorwürfe ein. Im vergangenen Jahr hatte Teuber bereits seinen Einfluss bei den rheinland-pfälzischen Genossen ausgebaut. Er wurde stellvertretender Landesvorsitzender. Seit vielen Jahren engagiert er sich auch in der Trierer Kommunalpolitik – unter anderem als Mitglied des Stadtrats und als Vorsitzender der Trierer SPD. Sein Landtagsmandat will Teuber behalten, kommunalpolitisch aber wird er wohl kürzertreten. „Wir werden uns in Trier an einigen Stellen verändern müssen“, sagt er.
Dass ein Trierer Minister in Mainz wird, ist derweil auch ein Signal für die Region. Nach dem Rücktritt von Ex-Ministerpräsidentin Malu Dreyer gab es in der Landesregierung keine regionale Vertreterin mehr.
„Ich warte jetzt erst mal ab“
Vor dem Anruf bei seinem Wunschkandidaten für die Hubig-Nachfolge hat Alexander Schweitzer den Ausgang der Kanzlerwahl abgewartet. „Bei den Geschehnissen im Deutschen Bundestag gestern, habe ich gedacht, ich warte jetzt erst mal ab“, sagte Schweitzer bei der Vorstellung des Nachfolgers. Friedrich Merz war im ersten Wahlgang nicht zum Kanzler gewählt worden. „Ansonsten hätte ich gesagt, komm, wir packen unsere Koffer und machen in Rheinland-Pfalz weiter.“ Die bisherige Bildungsministerin Hubig ist nach rund neun Jahren im Amt als Justizministerin ins Bundeskabinett gewechselt. Er habe sich sehr über Schweitzers Anruf am Dienstagabend gefreut, sagte der designierte Bildungsminister Sven Teuber. Der Ministerpräsident habe ihn während einer Sitzung des Schulträgerausschusses in Trier erreicht, in dem es unter anderem um Schulbezirksgrenzen gegangen sei. Teuber ist seit 2013 Vorsitzender der Trierer SPD, Mitglied im Stadtrat und bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag. dpa