Rodder-Maar-Prozess in Koblenz
Angeklagte beim Hieven der Leichen ins Auto beobachtet?
Ein Absperrband der Polizei: In Niederdürenbach in der Eifel (Kreis Ahrweiler) waren am Sonntagmorgen, 20. Oktober 2024, in unmittelbarer Nähe des Rodder Maars zwei Leichen gefunden worden.
Thomas Frey/dpa

Der Vater des 28-jährigen Rodder-Maar-Opfers schafft es seit der Schreckensnachricht vom Tod seines Sohnes einfach nicht mehr, seine kreisenden Gedanken abzustellen. Psychologen halfen auch nicht, wie er jetzt im Landgericht Koblenz berichtete.

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Am dritten Prozesstag um die Leichen vom Rodder Maar in der Eifel sind am Landgericht Koblenz weitere Zeugen gehört worden. Auf der Anklagebank sitzen eine 51-jährige Frau und ein 41-jähriger Mann. Sie sollen laut Staatsanwaltschaft zwischen dem 16. und 19. Oktober 2024 einen 61-Jährigen aus der Pfalz und einen 28-Jährigen aus dem Westerwald aus Habgier mit Hämmern im Haus der 51-Jährigen in Bad Breisig erschlagen haben. Die Leichen sollen noch am 19. Oktober in Holzkisten versteckt zum Rodder Maar gefahren und angezündet worden sein.

Haben zwei Zeugen aus Bad Breisig nachts quasi live miterlebt, wie die Angeklagten die Leichen in Kisten in ein Auto schleppten? Dies scheint nicht unwahrscheinlich. Die Zeugen, eine Frau und ihr Freund, sagten übereinstimmend aus, dass sie am Abend des 19. Oktobers zwischen 22 Uhr und 23 Uhr noch eine Runde Gassi mit ihrem Hund gegangen seien. Und dabei sei man auch am Haus der 51-Jährigen vorbeispaziert.

„Ne, wir kommen klar!“
Das sollen die Verdächtigen laut Zeugenaussage beim Verladen eines schweren Gegenstands zurückgerufen haben, als der Zeuge seine Hilfe angeboten hatte.

Der Mann sagte, dass er beobachtet habe, wie Menschen eine „Kommode“ oder einen „Schrank“ in ein Auto gehievt hätten. Seine Beschreibung der Personen passt auf die zwei Angeklagten. „Sieht schwer aus!“, will der Zeuge den Personen zugerufen haben. Und gefragt haben, ob man helfen könne. „Ne, wir kommen klar!“, soll zurückgerufen worden sein.

Die Freundin des Mannes berichtete die Geschichte etwas anders. „Etwas schweres Hölzernes“ sei ins Auto geladen worden. Und zwar von zwei Personen – darunter die 51-jährige Angeklagte. „Weil die sich so abmühten, habe ich in meiner Naivität noch gefragt, ob wir anpacken sollen“, sagte die Zeugin.

Die Angeklagten sollen einst ein Liebespaar gewesen sein. Ihnen wird von der Staatsanwaltschaft gemeinschaftlicher Mord in zwei Fällen und gemeinschaftlicher Raub mit Todesfolge vorgeworfen. Die Taten sollen aus Habgier, heimtückisch und zur Ermöglichung einer anderen Straftat begangen worden sein.

Das 61-jährige Opfer soll an Schizophrenie erkrankt sein und davon überzeugt gewesen sein, adeliger Abstammung und vermögend zu sein. Dieser Irrglaube soll dem Mann laut Staatsanwaltschaft das Leben gekostet haben. So soll der 61-Jährige der 51-jährigen Angeklagten von dem Geld berichtet – und die Frau später gemeinsam mit dem 41-Jährigen Pläne geschmiedet haben, um an das Geld zu gelangen. Am 16. Oktober 2024 sollen sie den 61-Jährigen in Bad Breisig im Haus der 51-Jährigen mit einem Vorschlaghammer getötet haben.

„Weil die sich so abmühten, habe ich in meiner Naivität noch gefragt, ob wir anpacken sollen.“
Eine Zeugin über nächtliche Beobachtungen vor dem Haus der 51-jährigen Angeklagten

Dem zweiten Opfer, ein 28-Jähriger aus dem Kreis Altenkirchen, soll laut Staatsanwaltschaft eine Abmachung mit der 51-jährigen Angeklagten zum Verhängnis geworden sein. Demnach sollte der 28-Jährige die Erdgeschosswohnung des Hauses der Frau sanieren und diese im Gegenzug später übertragen bekommen. Dies wollten die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft jedoch verhindern. Zudem sollen sie es auf das Auto des 28-Jährigen abgesehen haben. Weshalb sie ihn am 19. Oktober 2024 in Bad Breisig im Haus der 51-Jährigen mit einem Fäustel getötet haben sollen.

Der 41-jährige Angeklagte behauptet in Koblenz, die Männer allein getötet zu haben: Der 61-Jährige habe ihn beleidigt, der 28-Jährige während der Arbeiten gepfuscht, weshalb er ausgerastet sei. Die 51-Jährige behauptet, an den Tötungen nicht beteiligt gewesen zu sein.

Vater des Opfers ist traumatisiert

Der Vater des 28-jährigen Opfers sagte, dass er seit dem Tod seines Sohnes keine ruhige Minute mehr gehabt habe. Tabletten und Psychologen helfen nicht, machten alles nur noch schlimmer. Einzig beim Spazieren im Wald oder beim konzentrierten Autofahren erlebe er kurze Pausen von dem sonst immerzu brennenden Schmerz.

Er berichtete weiter, dass sein Sohn ihm von Streitigkeiten mit dem 41-jährigen Angeklagten berichtet habe. Nach diesem Vorfall will der Vater seinem Sohn verboten haben, allein in dem Haus der 51-jährigen Angeklagten zu arbeiten. Details zu dem Streit lieferte als Zeuge ein Freund des getöteten 28-Jährigen. Er sagte, dass der 41-Jährige seinem Kumpel wegen angeblich falscher Arbeiten Schläge angedroht habe.

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