Ein Verdachtsfall der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im nordrhein-westfälischen Kreis Olpe, also nahe des Kreises Altenkirchen, hat auch hierzulande Landwirte, Jäger und Behörden alarmiert. Die ansteckende Tierseuche bedroht Nutz- und Wildtierbestände, verursacht großes Leid bei den Vierbeinern und könnte bei unkontrolliertem Ausbruch katastrophale Folgen für die Landwirtschaft haben. Davor warnt der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau in Koblenz. Für Menschen ist das Virus nicht gefährlich, doch sollte jeder durch sein persönliches Verhalten dazu beitragen, dass sich die Krankheit nicht ausbreitet.
Am 13. Juni gab die Landesregierung von NRW bekannt, dass ein Jäger in der Gemeinde Kirchhundem im Kreis Olpe ein totes Wildschwein gefunden hat. Das Tier wurde durch das zuständige Chemische und Veterinäruntersuchungsamt positiv auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) getestet. Zwischenzeitlich hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, den Befund bestätigt.
Kreis Altenkirchen wappnet sich
Bislang, so das Land NRW, handelt es sich nur um einen einzelnen Fall. Präventive Maßnahmen zum Schutz vor einer möglichen Ausbreitung von ASP in der Region laufen bereits. Auch im benachbarten Kreis Altenkirchen. Laut Harald Schultheiss, Leiter des dortigen Veterinäramtes, geht man seit dem 20. Juni mit Suchhundetrupps intensiv auf Kadaversuche. Überreste von Wildschweinknochen, die gefunden wurden, waren im Testergebnis negativ. Die Jäger wurden angewiesen, dass alle aufgefundenen Tiere beprobt werden müssen. Entlang der Kreisgrenze zu NRW gilt das auch für geschossene, gesund aussehende Wildschweine.
Außerdem wurden alle Landwirte auf die Gefahr hingewiesen. Wer Schweine hält, muss strengste Hygiene- und Schutzmaßnahmen beachten. Zwar kann das ASP-Virus nach bisherigem Kenntnisstand Menschen nicht gefährlich werden. Gleiches gilt für andere Haus- und Nutztierarten als Schweine. Für Haus- und Wildschweine verläuft eine Infektion jedoch fast immer tödlich.

AK-Land bei Afrikanischer Schweinepest auf der Hut
Afrikanische Schweinepest im Nachbarkreis Olpe: Während dort inzwischen bei acht verendeten Wildschweinen das Virus nachgewiesen wurde, wird im AK-Land einiges dafür getan, um ein Übergreifen der Seuche aufs nördliche Rheinland-Pfalz zu verhindern.
Erst vor einem Jahr war der ASP-Erreger im benachbarten Hessen in einem Hausschweinbestand nachgewiesen worden. In dem betroffenen Betrieb bei Biebesheim am Rhein waren bei einem Tier Krankheitssymptome aufgetreten. Neun Schweine mussten unter tierärztlicher Aufsicht getötet werden. Wenige Wochen zuvor war der erste ASP-Fall in Hessen bei einem Wildschwein im Kreis Groß-Gerau festgestellt worden. Danach wurden im Kerngebiet des Fundortes Elektrozäune aufgestellt, um die Wanderung infizierter oder erkrankter Tiere zu verhindern. Mehr als 7500 Hektar wurden von Teams mit speziellen Kadaversuchhunden und mit Drohnen abgesucht, wobei man etliche weitere positive Fälle entdeckte.
Virus erreicht Rheinland-Pfalz
Kurz darauf, am 9. Juli 2024, erreichte das Virus auch Rheinland-Pfalz. Ein in Gimbsheim im Landkreis Alzey-Worms gefundenes Wildschwein war laut Untersuchung des Friedrich-Loeffler-Instituts positiv. Ein weiterer Fall sorgte in Oppenheim, Landkreis Mainz-Bingen, für Aufregung. Das tote Wildschwein wurde nah bei Hessen und den dortigen ersten ASP-Funden entdeckt. Ein Jagdverbot und Leinenpflicht für Hunde waren unter anderem die Folge. Eine weitere Ausbreitung konnte bislang vermieden werden.
Darüber hinaus mussten vorsorglich drei Mastschweine in einem kleinen Betrieb in Gerolsheim/Bad Dürkheim in der Pfalz gekeult werden, die aber alle gesund waren. Grundsätzlich scheinen die bisherigen Schutzmaßnahmen also ausreichend gewesen zu sein. Ein Übergreifen auf Hausschweine wurde vermieden. Allerdings sind laut Bauern- und Winzerverband seit dem ersten Auftreten im Juli 2024 insgesamt 74 ASP positiv getestete Wildschweine erfasst worden, die an der Seuche verendeten.

Wie Hunde beim Kampf gegen Schweinepest helfen können
Mit Einsatz und Spürnase helfen Hunde und ihre Führer, Wildschweinkadaver aufzuspüren und die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) einzudämmen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die Mut, Geschick und Ausdauer von Mensch und Tier erfordert.
Erstmals wurde die Afrikanische Schweinepest im September 2020 in Deutschland im Schwarzwildbestand in Brandenburg und kurz darauf auch in Sachsen nachgewiesen. Daraufhin kam es in den betroffenen Gebieten zu sofortigen Jagd-, Ernte- und Betretungsverboten sowie in ganz Deutschland zu einem Einbruch des Schweinemarktes, Handelsrestriktionen und zahlreichen Sperren wichtiger Drittländer beim Handel mit Schweinen und deren Produkten. Die wirtschaftlichen Folgen beim Ausbruch der Seuche sind also massiv. Das hat sich auch jüngst wieder für betroffene Betriebe gezeigt.
Dies ist mit ein Grund dafür, warum gegen die sehr große Wildschweinpopulation in Rheinland-Pfalz angegangen wird. Gesetze und Verordnungen wurden angepasst, um die Bestände zu dezimieren. Motto: Je weniger Wildschweine in einer Region leben, desto kleiner ist die Zahl der Tiere, die erkranken können, und desto besser sind die Bekämpfungsaussichten.
Vandalismus in Sperrgebieten
Marco Weber, Präsident des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, appelliert an Landwirte, Jäger und die Bevölkerung: „Wir Schweinehalter tun alles, um unsere Tiere zu schützen. Aber auch die Bürger sind gefordert, verantwortungsvoll zu handeln und die Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest zu unterstützen. Nur gemeinsam können wir die Ausbreitung stoppen und unsere Landwirtschaft bewahren. Jeder kann seinen Beitrag dazu leisten, dazu rufe ich auf.“ Kritisch sieht der Verband den Vandalismus in Sperrgebieten. Besonders im Rhein-Pfalz-Kreis wurden in mehr als 20 bekannten Fällen Zäune niedergetrampelt, durchtrennt oder Teile wie Akkus gestohlen.
Doch das ASP-Virus ist ein Dauerläufer. Es konnte im Blut selbst in und auf verschiedenen Medien wie Wasser, Holz oder Ziegel wissenschaftlich noch nach Monaten und sogar Jahren festgestellt werden, was auch für bestimmte Körperteile infizierter Tiere gilt. Auf kontaminierten Feldfrüchten und Futterbestandteilen war es noch Stunden oder Tage später festzustellen, selbst in tiefgekühlten Schweineprodukten bis zu 118 Tage – was Ernteverbote und Handelseinschränkungen in Quarantänegebieten erklärt.
Bürgerinnen und Bürger können was gegen die Verbreitung tun
Was aber kann Otto Normalverbraucher tun, um die Jägerschaft und Behörden im Kampf gegen ASP zu unterstützen. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau hat dazu einen Leitfaden herausgegeben: Betroffene Gebiete sollten großräumig gemieden werden, denn über das Schuhwerk oder Autoreifen können Viren in andere Gebiete gebracht werden. Auch in angrenzenden Gebieten sollte man auf Spaziergänge verzichten.
Müll und Speisereste sollten generell zu Hause und nicht in offenen Mülleimern unterwegs entsorgt werden, damit sich Wildschweine nicht an den Resten bedienen können. Hunde unterwegs anleinen und nicht freilaufen lassen, denn sie könnten das Virus weiterverbreiten. Und: Verendeten Wildschweinen sollte man sich nicht nähern, die Funde aber bei der nächstgelegenen Polizeidienststelle oder Verwaltung melden.
So viele Schweine sind in RLP registriert
In Rheinland-Pfalz haben sich laut Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau 93.000 Hausschweine in 130 landwirtschaftlichen Betrieben registriert, davon 45.000 Mastschweine über 50 Kilogramm. Nicht nur diese Bestände werden durch das ASP-Virus bedroht, auch Haustiere wie sogenannte Minipigs oder Hängebauchschweine.