Rheinland-Pfalz
Ab '11 gilt in Rheinland-Pfalz Meldepflicht für Borreliose

 Rheinland-Pfalz. Rheinland-Pfalz und das Saarland wollen als erste Bundesländer im Westen eine Meldepflicht für bakteriell bedingte Zeckeninfektionen einführen.

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Rheinland-Pfalz. Rheinland-Pfalz und das Saarland wollen als erste Bundesländer im Westen eine Meldepflicht für bakteriell bedingte Zeckeninfektionen einführen. Das Register für Borreliose soll von 2011 an aufgebaut werden. Die Gesundheitsämter sind informiert, mit den Ärzten wird die Organisation vorbereitet. Beide Länder planen außerdem eine Studie zu den von Zecken übertragenen Krankheiten. Dazu braucht man Daten und Fakten. Damit übernehmen Mainz und Saarbrücken eine Vorreiterrolle im Westen.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), geht davon aus, dass eine Million Menschen bundesweit unter Borreliose leidet, die oft verkannt wird. Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung. Es gibt Schätzungen, wonach in Rheinland-Pfalz jede dritte Zecke mit Borrelien infiziert ist. Anders als bei FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), die ebenfalls durch Zecken übertragen wird, gibt es gegen Borreliose aber noch keine Impfung. Deshalb ist es wichtig, dass die Behandlung mit Antibiotika möglichst schnell nach dem Zeckenbiss beginnt.

Wird die Infektion nicht erkannt, kann sie viele Organe befallen – Gelenke, Muskeln, das Nervensystem, das Herz oder Auge. Zöller ist deshalb ebenfalls für die Meldepflicht und hat eine gezielte Ausbildung der Ärzte gefordert.

Bisher gibt es die Meldepflicht für Borreliose nur in ostdeutschen Bundesländern. Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) hat sich für eine bundesweite Meldepflicht starkgemacht, ist aber am Widerstand ihrer Kollegen gescheitert. Sie halten den Aufwand, gemessen am Erkenntnisgewinn, für zu gering, heißt es immer wieder. „Allen voran Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern verweigern sich seit mehr als zehn Jahren, über Borreliose überhaupt zu diskutieren. Sie behindern damit eine realistische Datenlage, vertuschen die Not der von Borreliose betroffenen Kassenpatienten und verhindern Ärztefortbildung“, kritisiert die Sprecherin der Patientenorganisation Borreliose und FSME, Ute Fischer. In Bayern weigere sich Gesundheitsminister Markus Söder, die Pflicht einzuführen, obwohl CSU, FDP und Freie Wähler, so Fischer, die Notwendigkeit der Meldepflicht einsehen. In Nordrhein-Westfalen sei die SPD noch vor der Wahl für die Meldepflicht gewesen, jetzt aber wieder dagegen.

Die Patientenorganisation kritisiert auch „die Blockade gegen Transparenz“, die das Robert Koch-Institut aufbaut. Es verbreite mangels aktueller Untersuchungen 20 Jahre alte Zahlen über Borreliose. Danach erlitten jährlich nur 40 000 bis 80 000 Menschen eine Borreliose-Infektion. Doch nach den Hochrechnungen der Gesetzlichen Krankenkassen rechneten allein im vergangenen Jahr die Ärzte mehr als 800 000 Diagnosen einer akuten Borreliose bei ihrer Kassenärztlichen Vereinigung ab.

Von unserer Redakteurin Ursula Samary

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