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Rheinland-Pfalz

Wenn Fettwegfrieren Qualen hinterlässt: Der Leidensweg einer Frau, die hoffte, ihre Pölsterchen loszuwerden

Von Ursula Samary
Anna Simonis erlitt schwerste Verletzungen am Bein.  Foto: Thomas Frey
Anna Simonis erlitt schwerste Verletzungen am Bein. Foto: Thomas Frey

Klingt verführerisch: Pölsterchen an Oberschenkel oder Hüfte schnell – auf einer Liege wohlig eingepackt – wegfrieren. Ohne teure Operation Problemzonen verschwinden lassen, dies verheißt Kryolipolyse-Technologie. Diese Methode wird von Ärzten, aber auch von Sonnenstudios oder in Spas angeboten. Alles soll ganz harmlos sein. Aber bei Anna Simonis (31) aus Saffig (Kreis Mayen-Koblenz) löst die Behandlung ein jahrelanges Martyrium aus – mit Verbrennungen dritten Grades und Notoperation. Wer aber haftet für ihre Qualen? Seit drei Jahren kämpft sie um Schmerzensgeld und Verdienstausfall. Auch die Ursache ist noch unklar: Das Gerät ist derzeit für Untersuchungen unauffindbar.

Lesezeit: 4 Minuten
Die junge, im Qualitätsmanagement tätige Frau zeigt Fotos ihrer schwersten Verletzungen. Dann erzählt sie von ihrer Leidensgeschichte. Sie erfährt im November 2015 im Wellnessbereich von Monte Mare in Andernach von der Möglichkeit, Pölsterchen wegzuschmelzen, „einfach – schnell – sicher“, heißt es. Mit ihrer Mutter lässt sie sich das Verfahren erklären. ...
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Die Kältebehandlung stammt aus den USA

Es gibt Problemzonen, die verschwinden auch durch gezielte Diät- oder Sportprogramme nicht immer. Dagegen soll Kryolipolyse, eine Kältebehandlung, helfen, die Fettzellen „zum natürlichen Absterben“ bringt, sagt der Facharzt für plastische Chirurgie, Tobias von Wild, in Hamburg. In der Praxisklinik für ästhetische und plastische Chirurgie wende er das auf Forschungen der Harvard-Universität basierende Verfahren der Coolscuplting-Kryolipolyse an, das inzwischen auch nachgeahmt wird.

Der Arzt vergleicht dies mit dem bekannten Markennamen unter den Papiertaschentüchern. Coolsculpting verfüge als einziges Kryolipolyse-System neben der europäischen CE-Kennzeichnung auch in den USA über die amtliche Zulassung als Medizinprodukt. Sein Gerät schalte sich automatisch ab, wenn nur eine Elektrode von Tausenden einen Fehler meldet. „Kontrollierte Kälte führt bei Fettzellen zum natürlichen Tod“, wie er sagt. „Dauerhaft“, wenn auch nicht sofort, weil Lymph- oder Blutgefäße erst die abgestorbenen Zellen abtransportieren müssen. Dabei helfen die richtige Ernährung und Sport.

Es könnten nach der Behandlung blaue Flecken und eine erhöhte Empfindlichkeit auftreten. Von Verbrennungen als Komplikation bei Coolsculpting hat der Facharzt noch nicht gehört. Aber von vielen schlechten Erfahrungen mit Billigherstellern, seien es Komplikationen, ganz fehlende oder asymmetrische Ergebnisse. Dann sei auch das Geld für Billigangebote rausgeworfen. Sein Honorar: ab 750 Euro. Der Experte rät dazu, unbedingt einen Facharzt aufzusuchen. Nur der könne einschätzen, ob bei der Behandlung für Menschen mit internistischen Vorbelastungen oder Hauterkrankungen ein erhöhtes Risiko besteht.

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