Zum Tod von Benedikt XVI.: Reaktionen aus Rheinland-Pfalz und der Welt
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg, würdigte den Verstorbenen in einer ersten Stellungnahme:
„Mit dem Tod von Papst em. Benedikt XVI. verlässt uns ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte. Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat. Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums – gelegen oder ungelegen – hörbar gemacht„, schrieb Bätzing.
Sein theologisches Denkvermögen, seine politische Urteilskraft und sein persönlicher Umgang mit vielen Menschen habe Papst Benedikt XVI. ausgezeichnet.
“In diesem Moment der Trauer erinnern wir uns an seinen Brief vom 8. Februar 2022 anlässlich der Veröffentlichung des Münchener Gutachtens zu sexualisierter Gewalt. Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen„, ergänzte Bätzing.
“Gerade als Kirche in Deutschland denken wir dankbar an Papst Benedikt XVI.: In unserem Land wurde er geboren, hier war seine Heimat, hier hat er als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben mitgeprägt. Der Priester, Bischof und emeritierte Papst Benedikt – und der Mensch Joseph Ratzinger – ist von uns gegangen. In dieser Stunde des Abschieds bete ich für ihn und empfehle ihn der Barmherzigkeit Gottes.“
Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Papst Benedikt XVI. hat die katholische Kirche maßgeblich geprägt
Ministerpräsidentin Malu Dreyer nahm die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. mit großer Anteilnahme auf: „Nach einem sehr langen und erfüllten Leben ist der Diener im Weinberg des Herrn, wie sich Papst Benedikt XVI. nach seiner Wahl selbst bezeichnete, heimgegangen. Allen, die um ihn trauern, spreche ich mein Mitgefühl aus.“
Die Ministerpräsidentin verwies auf die historische Bedeutung des Verstorbenen: „Für uns in Deutschland war es ein herausragendes Ereignis, dass nach Jahrhunderten wieder ein Deutscher zum Papst gewählt wurde. Und wie immer man sein Lebenswerk einschätzt: Papst Benedikt hat zweifellos die katholische Kirche über Jahrzehnte maßgeblich geprägt.“
Schon vor seiner Wahl zum Papst sei Joseph Ratzinger ein bedeutender Theologe gewesen, war Bischof von München und Freising und wirkte als Kardinal über 20 Jahre als Präfekt der Glaubenskongregation sowie mehrere Jahre als Dekan des Kardinalskollegiums. „Unvergessen sind für mich der Besuch von Papst Benedikt beim Weltjugendtag in Köln 2005, bei dem er die junge Generation begeistern konnte, und seine Apostolische Deutschlandreise 2011 mit der Rede im Deutschen Bundestag und seinem Besuch in Erfurt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Ausdrücklich würdigte die Ministerpräsidentin die Verantwortung des verstorbenen Papstes für die Zukunft der Kirche. „Papst Benedikt hat die Leitung der Weltkirche in herausfordernden Zeiten übernommen. Und ich empfinde großen Respekt vor seiner Entscheidung, vom Papstamt zurückzutreten, als er altersbedingt seine Kräfte nicht mehr geeignet befand, in angemessener Weise das Petrusamt auszuüben. Damit hat er erkennen lassen, dass die katholische Kirche sich weiterentwickeln muss und den Weg dafür freigegeben.“
Bundeskanzler Scholz würdigt emeritierten Papst Benedikt XVI.
Mit dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. verliert die Welt nach den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz einen klugen Theologen. „Als „deutscher“ Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer“, schrieb der SPD-Politiker am Samstag auf Twitter. „Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen. Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus.“
Auch die evangelische Kirche würdigte Benedikts Wirken. „Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben“, erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am Samstag in Hannover. Sie hätten zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben.
Bischof von Mainz: Urteil über Benedikt Gott überlassen
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf warnt indes davor, sich vorschnell ein Urteil über Papst Benedikt zu bilden. „Sein überraschender Rücktritt als Papst hat viele Menschen bewegt und beeindruckt“, sagte Kohlgraf.
„Mit abschließenden Einordnungen eines derart vielfältigen Lebenswerks sollten wir uns jetzt zurückhalten. Es hat seinen guten Sinn, dass historische Bewertungen, seien sie kritisch oder positiv, erst in einem zeitlichen Abstand und ohne ein inhaltliches Eigeninteresse vorgenommen werden.“ Es sei zu kurz gegriffen, ein Lebenswerk im Licht jetzt offenkundiger Probleme zu sehen. „Ich überlasse dieses Urteil dem großen Gott, an den wir glauben.“
Der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat Benedikt unterdessen als einen „Theologen von Weltgeltung“ bezeichnet. Als Papst habe dieser stark durch sein theologisches Denken gewirkt, sagte Jung am Samstag in Darmstadt. Benedikt sei es besonders darum gegangen, „in der Auslegung der Bibel das Geheimnis der Person des Jesus von Nazareth für den Glauben zu entfalten“.
Benedikt, der 2013 als erster Papst nach Jahrhunderten von seinem Amt zurücktrat, habe in der Erkenntnis eigener Grenzen ein deutliches Zeichen für „die Praxis päpstlicher Amtsführung“ gesetzt, würdigte Jung.