Plus
Rheinland-Pfalz

Weiter Ärger um Schnelltests in Schulen: Sind manche Tests gar nicht für Kinder geeignet?

Von Gisela Kirschstein
Puh, negativ: Schnelltests in der Schule sollen asymptomatische Corona-Infektionen aufdecken. Doch um die Durchführung gibt es weiter Ärger, viele Lehrer wollen die Schüler dabei nicht beaufsichtigen.
Puh, negativ: Schnelltests in der Schule sollen asymptomatische Corona-Infektionen aufdecken. Doch um die Durchführung gibt es weiter Ärger, viele Lehrer wollen die Schüler dabei nicht beaufsichtigen. Foto: dpa

Der Widerstand gegen die Durchführung der Selbsttests in den Schulen reißt nicht ab: Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellt den Lehrern in Rheinland-Pfalz nun sogar Musterformulare zum Protest gegen die Durchführung der Tests unter Lehreraufsicht zur Verfügung. Der Grund: Die Selbsttests der Aesku Group sind laut Herstellerangabe nur von Jugendlichen ab dem 16. Lebensjahr zu verwenden. Der VBE fordert das Land nun deutlich auf, seine Teststrategie umgehend zu ändern, die Tests müssten durch qualifiziertes Personal durchgeführt werden.

Lesezeit: 2 Minuten
Seit dem Ende der Osterferien sollen in den Schulen in Rheinland-Pfalz auch die Schüler zweimal pro Woche getestet werden, die Tests sollen von den Schülern selbst unter Aufsicht der Lehrer in den Schulen erfolgen. Dagegen laufen Lehrer und Gewerkschaften Sturm: „Es ist ein großes Problem, dass die Masken abgenommen werden“, ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

„Elternwille wird glatt ignoriert“: Elternvertreter fordern mehr Abstand im Schülerverkehr und Luftreiniger

Rheinland-Pfalz. Der Regionalelternbeirat (REB) Koblenz fordert mehr Platz für Schüler in Bus und Bahn sowie Luftfilteranlagen in allen Klassenräumen. REB-Sprecher Erwin Lenz wendete sich mit diesen Ideen am vergangenen Freitag an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Für beide Maßnahmen sprachen sich in einer Elternbefragung des REB breite Mehrheiten aus. Passieren wird nichts. Das geht aus einem Antwortschreiben des Bildungsministeriums von Stefanie Hubig (SPD) hervor. Tenor: Für Verkehr ist das Haus nicht zuständig, und Luftfilteranlagen sind überflüssig. Lenz ist sauer: „Der Elternwille wird glatt ignoriert.“

Der gesamte Vorgang mutet kurios an. Denn Lenz hat sich an Dreyer und Wissing gewendet und das Bildungsministerium sowie den Landkreistag vom Vorgang in Kenntnis gesetzt. Innerhalb der Landesregierung hielt man offenbar das Bildungsministerium für zuständig. Das antwortet Lenz – um festzustellen, dass es für den Schülerverkehr nicht zuständig ist. Die Antwort nimmt Bezug auf die geltende Rechtslage, wonach das Land eigentlich schon mehr tut, als es müsste. „Allgemein ist darauf hinzuweisen, dass es vom Grundsatz her Aufgabe der Eltern ist, die Beförderung ihrer Kinder wirtschaftlich sicherzustellen.“

Lenz ist sich dessen bewusst, hat hinsichtlich des Infektionsschutzes aber ein Problem mit dieser Haltung. Er erklärt das so: „Wir testen Kinder in der Schule. Wenn ein Kind positiv getestet wird, geht die Klasse in Quarantäne“, sagt er. „Mit wem es im Bus zusammensaß, ist dann egal. Ich sage es deutlich: Es interessiert keinen Menschen, welche Kontakte da vorher waren.“

Im Bus säßen die Kinder eben nicht mit Abstand, sondern „einander auf dem Schoß“. Der REB fordere deshalb auch explizit eine Änderung „der gesetzlichen Rahmenbedingungen“. Seine Konsequenz: „Ich fahre meine Tochter jetzt jeden Tag selbst zur Schule und bin damit nicht allein.“ Er begrüßt eine Machbarkeitsstudie des Landkreises Neuwied, der überprüfen will, ob ein gestaffelter Schulbeginn möglich ist: „Ich bin mir aber bewusst, dass das Thema hochkomplex ist.“

Luftreiniger für jede Schule hält Hubigs Haus ebenfalls nicht für notwendig. Zwar sei „eine gute Innenluftraumqualität wichtiger Bestandteil der Infektionsschutzmaßnahmen“, sie lasse sich aber „durch eine sachgerechte Fensterlüftung erreichen“. Wenn das in Räumen grundsätzlich nicht möglich ist, müssen die Schulträger, also die Kommunen, Luftfilter anschaffen. Das Land unterstütze sie mit 6 Millionen Euro. Das Programm werde gut angenommen. „Deutlicher könnte eine Aussage ja nicht sein“, sagt Lenz. „Luftfilter werden aus Frau Hubigs Sicht nicht gebraucht. Ich frage mich, warum sie in Behörden und Ministerien stehen.“ Das Schreiben schließt mit den Worten: „Sie können versichert sein, dass seitens des Bildungsministeriums und der Landesregierung alles dafür getan wird“, das Recht auf Bildung mit „den Notwendigkeiten eines effektiven Infektionsschutzes in Übereinstimmung zu bringen“. „Das stimmt einfach nicht“, sagt Lenz. „Das Land kümmert sich genau so weit, wie es rechtlich zuständig ist. Corona interessiert sich aber nicht dafür, dass an manchen Stellen Landkreise verantwortlich sind.“

Der Elternvertreter sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass ihm zwar zugehört wird, daraus aber keine Konsequenzen gezogen werden. So sei er hinsichtlich der digitalen Plattformen davon ausgegangen, dass der Schulcampus verpflichtend für alle Schulen ausgerollt wird. „Frau Hubig sagt dazu: ,Wir rollen den Schulcampus auf freiwilliger Basis aus, es gibt keine Verpflichtung dazu'“, erklärt Lenz. Immerhin gebe es Hoffnung beim Einsatz von Microsoft Teams, dessen Nutzung weiterhin gefordert wird. Hubig habe ihm gegenüber erklärt: „Wir haben nicht vor, MS Teams zu verbieten.“

Carsten Zillmann

Meistgelesene Artikel