Traben-Trarbach

Von Käserei bis Hotel: Was wird aus dem Cyberbunker?

Von Katharina de Mos
Cyberbunker
Polizisten sichern das Gelände eines ehemaligen Bundeswehr-Bunkers. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild

Ein Niederländer will im Traben-Trarbacher Cyberbunker Käse einlagern, ein Hamburger will ein verrücktes, unterirdisches Hotel eröffnen, der Stadtbürgermeister will, dass die Landeszentrale Cybercrime einzieht. Ja, was passiert denn jetzt mit der Immobilie?

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Es gibt Immobilien, da kommen Menschen einfach ins Träumen. Ein Haus am See, eine Finca mit Fernblick, ein Bundeswehrbunker mit krimineller Vergangenheit. Jedenfalls erreichen Traben-Trarbachs Stadtbürgermeister Patrice Langer immer wieder Anfragen von Menschen, die sich alles Mögliche für den fünf Stockwerke tiefen und mehr als 5500 Quadratmeter großen Schutzbau vorstellen könnten, der oberhalb des Moselstädtchens auf dem Mont Royal liegt, in den vergangenen Jahren für reichlich Schlagzeilen sorgte und demnächst wohl den Besitzer wechselt. Noch gehört das 13 Hektar große Gelände mit seinen vielen Gebäuden dem niederländischen Boss einer frisch vom Landgericht Trier verurteilten Bande, die in dem Bunker ein illegales Rechenzentrum betrieb.

Unterhalten werden die Gebäude derzeit noch von der Generalstaatsanwaltschaft, die die Immobile bei einer Großrazzia im Jahr 2019 beschlagnahmt hatte. Wenn es nach dem Willen der Trierer Richter geht, dann fällt all das ans Land, sobald das Urteil rechtskräftig ist.

Und dann? „Ich habe Anfragen noch und nöcher“, sagt Stadtbürgermeister Langer dem „Trierischen Volksfreund“. „Ein Niederländer will da Käse einlagern, der andere will Pilze züchten, ein Hamburger Hotelier sagt: ,Ich mach da ein unterirdisches Bunkerhotel draus.'“ Letzteres könnte aus Langers Sicht sogar funktionieren. Auf „Knalltüten“ mit Pilzen und Niederländer mit Käse hat er allerdings weniger Lust. Sein Wunsch wäre ganz klar: eine Behörde. Das bringe Stabilität. Und Steuereinnahmen. Seit die Bundeswehr mit ihren 350 Mitarbeitern auszog, fehlten ihm im Haushalt jedes Jahr eine halbe Million Euro, klagt der Stadtchef, der auch einen sehr präzisen Wunsch hat, wer der neue Nutzer werden sollte: die Landeszentrale Cybercrime (die den Bunker nach vierjährigen Ermittlungen und einer Großrazzia schon ganz gut kennt).

Eine Cybercrime-Behörde, das sei was für die Zukunft, findet der Bürgermeister. Die Polizeihochschule am Flughafen Hahn sei ganz in der Nähe. „Das ist optimal. Wir haben den Bunker, da stellen sie die Server auf, stöpseln ein und können arbeiten.“ Es sei ja auch ein Zeichen, wenn so eine eroberte Cybercrime-Zentrale später der Verbrechensbekämpfung diene. „Das ist mein Weihnachtswunsch“, sagt Langer.

Doch wirklich beeinflussen kann er all das nicht. Denn die Entscheidung, wer in das ehemalige Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr einzieht, bei dem auch der Traben-Trarbacher Stadtbürgermeister jahrelang gearbeitet hat, trifft dann das Land. Und was plant Mainz?

„Es gibt hier noch gar keine Ideen für das Gelände“, sagt Ann-Kathrin Tauber, Pressesprecherin des Finanzministeriums. Allerdings pressiert es auch nicht. Nach Rücksprache mit dem Trierer Landgericht rechnet sie nämlich damit, dass ein ganzes Jahr vergehen könnte, ehe das Urteil rechtskräftig wird. Verteidiger von Mitgliedern der Bunkerbande haben bereits angekündigt, Revision gegen das Trierer Urteil einzulegen. Auch die Generalstaatsanwaltschaft prüft dies. Es ist daher so gut wie sicher, dass der Bundesgerichtshof eine Entscheidung treffen muss, ehe in die ehemaligen Forschungsanstalt der Bundeswehr neues Leben einzieht. Bis dahin müssen sich die Ermittler weiter kümmern. „Leider“, sagt Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer, Chef der Landeszentrale Cybercrime. Denn das ist ganz schön teuer.

Allein für Strom und Heizöl musste seine Behörde seit 2019 rund 50.000 Euro zahlen, Personalkosten schlagen mit rund 30.000 Euro zu Buche, und rund 15.000 Euro flossen in die Wartung von Heizung, Lüftung, Abwasseranlagen, Aufzügen und Schornsteinen oder die Reparatur vom Dach eines der beiden großen Verwaltungsgebäude, die sich auf dem Bunkergelände befinden. Ein weiteres Jahr könnte also wieder teuer werden.

Von unserer Mitarbeiterin Katharina de Mos