Rheinland-Pfalz

Trotz Ärztemangel keine weiteren Medizinstudienplätze in Rheinland-Pfalz – Gesundheitsminister nennt Gründe

Von Ira Schaible, Christian Kunst
Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD)
Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz. Foto: Arne Dedert/DPA

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Länder jüngst aufgefordert, mehr Studienplätze für Medizin zu schaffen. Rheinland-Pfalz sieht keine Kapazitäten und appelliert an den Bund, in die Finanzierung einzusteigen.

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Mit der Erhöhung der Zahl der Medizinstudienplätze um 15 Prozent auf 450 pro Jahr hat Rheinland-Pfalz nach den Worten von Gesundheitsminister Clemens Hoch den Nachholbedarf erfüllt. „Wir haben unsere Kapazität ausgeschöpft“, sagte der SPD-Politiker in Mainz. „Wir haben eine Universitätsmedizin, und die rangiert, was die Studienanfängerzahlen betrifft, auf Rang drei in Deutschland nach München und Berlin.“

5.000 weitere Plätze gefordert

Bundesgesundheitsminister Lauterbach (auch SPD) will mehr Medizinstudienplätze schaffen, um den Ärztemangel zu mildern. Notwendig seien bald 5000 zusätzliche Medizinstudierende. Die Bundesländer beklagten sich über fehlendes Personal und seien gleichzeitig nicht bereit, für die Mehrkosten bei der Ausbildung aufzukommen, hatte er kritisiert. Zu Lauterbachs Forderungen sagte Hoch: „Wir gehen wirklich an die Schmerzgrenze.“ Die Zahl der Medizinstudienplätze lasse sich nicht ohne Weiteres weiter aufstocken. „Die Studienplatzkapazität hängt an der Größe und der Bettenkapazität einer Hochschule, vor allem im klinischen Bereich“, erläuterte der Minister. „Deswegen haben wir jetzt den Medizincampus in Trier aufgelegt, um das Angebot in Mainz zu ergänzen.“

Auf dem Medizincampus in Trier sollen mit der letzten Ausbaustufe (neuntes und zehntes Semester) 40 Studienplätze an den Start gehen. „Die Studierenden, die sich für Trier entschieden haben, fanden das Angebot dort offensichtlich ziemlich gut“, sagte Hoch. Dort absolvieren bereits Studenten ihren klinischen Teil in den mit der Unimedizin kooperierenden Trierer Krankenhäusern.

Der Bund muss da auch seiner Verantwortung nachkommen und in die Finanzierung mit einsteigen.

Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) appelliert, dass der Bund sich an den Kosten von Medizinstudienplätzen beteiligt.

Diesbezüglich hatte Hoch bereits vor einigen Wochen gegenüber unserer Zeitung erklärt: „Ich kann mir vorstellen, dass wir zunehmend zu Modellen kommen werden, in denen wir den Engpass des klinischen Teils der Ausbildung etwas dezentraler als bisher verteilen.“ Den Vorteil für Studierende sieht Hoch darin, dass sie in kleineren Krankenhäusern viel schneller eng mit den Patientinnen und Patienten arbeiten könnten und „viel mehr machen können, als dies in der großen Unimedizin möglich ist“, so der Minister. Dafür brauche es aber eine geschickte Verzahnung der dezentralen Ausbildungskrankenhäuser mit der Unimedizin in Mainz.

Hoch betonte: „Wir haben diese eine Universitätsmedizin in Rheinland-Pfalz in Mainz, und es wird auch bei der einen Universitätsmedizin bleiben.“ Um diese komplett zu modernisieren und neu aufzustellen, würden jetzt mehr als 2 Milliarden Euro investiert.

Angesprochen auf eine häufig gestellte Forderung nach einer zweiten medizinischen Fakultät für das Land – in Koblenz – hatte der Gesundheitsminister gegenüber unserer Zeitung erklärt, dass er von diesem Vorschlag nichts halte. Ein Aufbau dieser Institution würde mit Blick auf den Ärztemangel nicht helfen, da diese Maßnahme nicht dazu führen würde, „in absehbarer Zeit Absolventen zu gewinnen. Wir werden das Problem des Ärztemangels aber nicht nur über mehr Medizinstudienplätze lösen“, so der Minister.

Um einem Mangel an Ärztinnen und Ärzten in Rheinland-Pfalz entgegenzuwirken, müsste vielmehr unmittelbar reagiert werden, „um sie im Land zu halten. Es gibt heute ein anderes Lebensmodell von Ärztinnen und Ärzten. Viele wollen in Teilzeit als Angestellte arbeiten. Dafür müssen wir Lösungen und Modelle finden. Und das findet auch statt“, erklärte Hoch gegenüber unserer Zeitung. Nötig sei „mehr Durchlässigkeit zwischen dem ambulanten und stationären Sektor, also zwischen dem niedergelassenen Bereich und den Krankenhäusern“. Überdies müssten auch sehr gezielt Kooperationen zwischen beiden Sektoren gefördert werden.

Anforderungen steigen

Was die Medizinstudienplätze angeht, führte Hoch aus, dass sie die Bundesländer „wahnsinnig viel Geld“ kosteten. „Der Bund muss da auch seiner Verantwortung nachkommen und in die Finanzierung mit einsteigen“, sagte der Minister.

„Der Bund verschärft in den letzten 15 Jahren – und gerade auch in der Diskussion um die neue Approbationsordnung – immer mehr die Anforderungen an das Medizinstudium.“ Die Anforderungen würden immer höher, „und das geht jedes Mal zulasten der Kapazität“. Die neue Approbationsordnung werde die Qualität der einzelnen Ausbildungsabschnitte verbessern, wozu auch gehöre, dass die Studierenden schon früher in den Kliniken seien. „Das Patientenbett – nicht der Hörsaal – ist aber der Kapazitätsengpass.“