Zwar fallen auch im zweiten Corona-Sommer viele Traditionsveranstaltungen aus, aber nicht alle Feste sind schon abgesagt
Sorge vor der Delta-Variante: Feiern in Rheinland-Pfalz auf der Kippe
Weinmajestäten allein im Weinberg: Sehen so die Weinfeste in diesem Jahr aus? Für den Herbst haben die Touristiker Hoffnung.
Jens Weber

Rheinland-Pfalz. „Der Sommer wird gut“ – dieser Spruch ist in Rheinland-Pfalz längst zum geflügelten Wort geworden. Die Sehnsucht nach Entspannung inmitten der Corona-Pandemie ist an Rhein und Mosel groß. Schönes Wetter und niedrige Inzidenzzahlen wecken Feierlaune. Doch der Budenzauber muss vielerorts ausfallen. Oft schon im zweiten Jahr in Folge. Ein Überblick:

Lesezeit 3 Minuten

Weinmajestäten allein im Weinberg: Sehen so die Weinfeste in diesem Jahr aus? Für den Herbst haben die Touristiker Hoffnung.
Jens Weber

Mehr als 600.000 Gäste zieht es alljährlich im September an zwei Wochenenden nach Bad Dürkheim. Der dortige Wurstmarkt gilt als größtes Weinfest der Welt. Vor wenigen Tagen entschied der Stadtrat, die Feier ausfallen und auf dem Platz auch keine „abgespeckte“ Veranstaltung stattfinden zu lassen. Ein kleineres Format verursache ebenfalls Vorlaufkosten bis zu 100.000 Euro, sagte Fachbereichsleiter Marcus Brill. „Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar.“

Auch das touristisch geprägte Moselstädtchen Cochem hat wegen Corona fast bis zum Jahresende Traditionsveranstaltungen abgesagt: das Weinlagenfest im Juli, das Burgfest sowie das Heimat- und Weinfest im August, den Erntemarkt des Moselweinbergpfirsichs im September und das Federweißenfest im November. Nur Weihnachtsmarkt und Burgweihnacht sollen stattfinden. „Es ist einfach zu schwierig, vorher Veranstaltungen mit einem Hygienekonzept zu realisieren. Wie soll das gehen?“, sagte eine Sprecherin der Tourist-Information Ferienland Cochem. Es gebe zu wenig Personal dafür. Gäste seien deshalb enttäuscht. „Aber die meisten haben Verständnis.“

Branchenkennern zufolge herrscht im Tourismusbereich in Rheinland-Pfalz aktuell eher eine positive Grundstimmung. Getrübt wird sie allerdings unter anderem durch die Corona-bedingte Absagen von Großveranstaltungen wie Rhein in Flammen, die traditionell viele Tagestouristen und Kurzurlauber anlocken.

Und wie sieht es in der Landeshauptstadt Ende August und Anfang September aus? „Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch keine Entscheidung für oder gegen den Mainzer Weinmarkt getroffen werden, da die kommenden Landesverordnungen abgewartet werden müssen“, erklärt Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz. „Klar ist, dass Gesundheit und Sicherheit vorgehen.“ Grundsätzlich ist vonseiten des Veranstalters ein Konzept geplant, bei dem das Gelände im Stadtpark eingezäunt wird, um die Besucherströme an den verschiedenen Ein- und Auslassschleusen zu kontrollieren. Eine der Voraussetzungen ist aber, dass Großveranstaltungen erlaubt und genehmigt werden.

Vieles ist noch in der Schwebe – etwa das überregional bekannte Kellerweg-Fest im rheinhessischen Guntersblum. „Die endgültige Entscheidung, ob es Möglichkeiten für ein sicheres Weinfest gibt oder ob es eine komplette Absage werden muss, möchten wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht treffen“, heißt es auf der Internetseite der Organisatoren. „Klar ist nur eines: Ein Fest, so wie wir es gewohnt waren, kann es auch 2021 nicht geben.“ Auch in Worms prüfen die Beteiligten derzeit immer noch, ob und wie das beliebte Backfischfest stattfinden kann.

Das Trierer Altstadtfest als „größte Freiluftveranstaltung der Region“ wurde bereits abgesagt. Früher tummelten sich rund 100.000 Menschen um die Porta Nigra. Als Alternative traten Künstler wie Guildo Horn beim Corona-konformen Festival „Lautstark für Trier“ auf.

Die aktuelle Corona-Verordnung des Landes setzt die Obergrenze für Großveranstaltungen im Freien bei 5000 Menschen fest. Zu gering für viele Volksfeste, verlautet es aus Gemeinden. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) betonte Ende Juni: „Konzerte, Sportveranstaltungen und Volksfeste – sie kehren zurück. Und natürlich auch Festivals.“ Bilder wie bei der Fußball-EM mit Tausenden Besuchern seien hingegen ein sehr schlechtes Signal. Weil der Eindruck vermittelt wird, alles sei ohne Regel machbar – das fühle sich dann so an wie eine „sturmfreie Bude“.

Zur Zukunft der zahlreichen Weinfeste in derPfalz lasse sich derzeit noch nicht viel sagen, berichtete Detlev Janik, Geschäftsführer der Regionalagentur Pfalz.Touristik. „Auf kleinerer Ebene wird da in einzelnen Weingütern schon einiges geboten.“ Kristina Neitzert, Geschäftsführerin der Vermarktungsgesellschaft Romantischer Rhein Tourismus, sagte, mit Blick auf die Weinfeste richte sich der Fokus der Touristiker eher auf den Herbst. „Wir hoffen, dass die eine oder andere kleinere Veranstaltung wird stattfinden können und uns so ein weiteres Stück Normalität zurückbringt.“

Top-News aus der Region

Weitere regionale Nachrichten