Koblenz

RZ-Schatztruhe: Unikate sind Gold wert

Von Celina de Cuveland
Die Samenkiste der Familie Göpfert aus Alflen ist ein Unikat. Reno Daschmann glaubt, dass sie für Botaniker interessant ist. 
Die Samenkiste der Familie Göpfert aus Alflen ist ein Unikat. Reno Daschmann glaubt, dass sie für Botaniker interessant ist.  Foto: Celina de Cuveland

Fassungslos steht die ältere Dame neben dem kleinen Tisch in der großen Halle auf dem Verlagsgelände unserer Zeitung in Koblenz-Kesselheim. „Wie das Gemälde ist nur 1500 Euro wert?“, ruft sie und sieht Kunsthändler Michael Draheim anklagend an. „Vor 20 Jahren hat man mir gesagt, das Bild sei 10.000 Mark wert.“ Draheim erwidert nur: „Inzwischen haben sich die Preise für Gemälde verändert.“ Dann zuckt er hilflos mit den Achseln.

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Szenen wie diese ereigneten sich bei der Aktion „RZ-Schatztruhe“ am vergangenen Samstag glücklicherweise nur selten. Die meisten Rhein-Zeitungs-Leser wollten sich einfach mal erkundigen, wie viel die Schätzchen wert sind, die sie seit Ewigkeiten auf dem Speicher oder in ihrer Wohnung aufbewahren. Die Experten des Auktionshauses Wiesbaden sahen sich geduldig jedes neue Mitbringsel an.

So wie das von Tanja und Marco Schneider aus Singhofen im Rhein-Lahn-Kreis. Sie haben ein gigantisches Gemälde der Burg Pfalzgrafenstein mitgebracht, das sie mit einer Decke vor möglichen Transportschäden schützen. Normalerweise hängt das imposante Stück im Gästezimmer der Familie. „Uns geht es darum, zu erfahren, wie alt das Bild ist“, sagt Tanja Schneider. „Es ist ein Familienerbstück und hat einen hohen emotionalen Wert.“ Leider werden auch die Schneiders von Draheim enttäuscht: „Das ist leider kein altes Bild. Es wurde vermutlich erst nach 1970 gemalt und es gibt auch keine Signatur.“ Für die Schneiders ist das aber kein Grund zur Traurigkeit. „Dann kommt es jetzt eben einfach wieder ins Gästezimmer“, kommentiert Tanja Schneider.

Das Bild, das Norbert Geipel (links) mitgebracht hat, ist heute zwischen 1000 und 1500 Euro wert. Das schätzt Experte Michael Draheim (Mitte).
Das Bild, das Norbert Geipel (links) mitgebracht hat, ist heute zwischen 1000 und 1500 Euro wert. Das schätzt Experte Michael Draheim (Mitte).
Foto: Celina de Cuveland

Ein besonderes Stück haben Markus und Hermann-Josef Göpfert aus Alflen im Landkreis Cochem-Zell mitgebracht. Markus' Urururgroßvater hatte einst eine hübsche hölzerne Samenkiste mit allerlei Baumsaaten gefüllt. Die Körnchen sind heute noch fein säuberlich in der Box sortiert. „Das ist eine Kuriosität, ein Unikat“, ruft Auktionshauschef Reno Daschmann sofort, als er die Kiste sieht. „Für Botaniker oder Apotheker sind solche Stücke von ungeheurem Wert.“ Vorläufig soll aber auch dieses Schätzchen im Familienbesitz bleiben. „Wir sind eine alte Försterfamilie“, erklärt Hermann-Josef Göpfert. „Deshalb ist die Kiste auch für uns interessant.“

Rudolf Froitzheim schiebt auf einer Sackkarre den Heiligen Nepomuk durch das große Tor der Halle hinein. Etwa 70 Zentimeter ist die sakrale Statue groß, der Bruder von Rudolf hatte sie erstanden. Später übernahm Rudolf das schmucke Stück, das sein Wohnzimmer ziert. Mitte der 90er Jahre hat er die Statue restaurieren lassen, jetzt hat sie nur ein wenig durch Umbauarbeiten in der Wohnung gelitten. Die Experten schätzten sie auf 1500 bis 2500 Euro.

Die „RZ-Schatztruhe“ hatte es im vergangenen Jahr zum ersten Mal gegeben, wegen des hohen Andrangs wurde sie jetzt wiederholt. Damals standen bereits um 8.30 Uhr morgens viele Menschen vor dem Gebäude der Rhein-Zeitung und warteten darauf, ihre Antiquitäten den Experten zu präsentieren. „Um diese Situation ein wenig zu entzerren, haben wir in diesem Jahr Zeitfenster eingerichtet, in denen die angemeldeten Leser ihre Objekte vorstellen können“, erklärt Vanessa Henrich, die im Marketingbereich des Verlags tätig ist. „Das hat wunderbar funktioniert.“ Insgesamt ließen in diesem Jahr etwas mehr als 400 Leser ihre Antiquitäten schätzen.

Von unserer Reporterin Celina de Cuveland