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Ludwigshafen/Köln

Rekordentschädigung 1 Million Euro: Muss Kohls Ghostwriter zahlen?

Von Christoph Driessen
Der lange Schatten des Helmut Kohl verfolgt ihn: Heribert Schwan, Ghostwriter des Altkanzlers, soll auch nach dem Tod des CDU-Politikers eine Entschädigung von 1 Million Euro an die Kohl-Witwe Maike Kohl-Richter zahlen. Dagegen wehrt sich Schwan vor Gericht.  Foto: dpa
Der lange Schatten des Helmut Kohl verfolgt ihn: Heribert Schwan, Ghostwriter des Altkanzlers, soll auch nach dem Tod des CDU-Politikers eine Entschädigung von 1 Million Euro an die Kohl-Witwe Maike Kohl-Richter zahlen. Dagegen wehrt sich Schwan vor Gericht. Foto: dpa

Keine zwei Monate vor seinem Tod, am 27. April dieses Jahres, machte Helmut Kohl zum letzten Mal Schlagzeilen. Vor dem Landgericht Köln erstritt der Altkanzler eine Rekordentschädigung von 1 Million Euro für die unzulässige Veröffentlichung des Buches „Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle“. Eine so hohe Summe war in der deutschen Rechtsgeschichte noch nie zugesprochen worden. Doch jetzt ist die Frage: Was passiert mit dem Geld?

Lesezeit: 2 Minuten
Ausgezahlt worden ist es noch nicht, denn die Buchautoren Heribert Schwan und Tilman Jens sowie der Verlag Random House haben Berufung eingelegt. Das Verfahren hängt nun beim Kölner Oberlandesgericht. Kohl-Anwalt Thomas Hermes von der Kanzlei Holthoff-Pförtner lässt keinen Zweifel daran, dass die Witwe Maike Kohl-Richter die Sache weiterverfolgen will. „Wir ...
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Warum Maike Kohl-Richter keine Witwenrente erhält

Die Witwe des gestorbenen Altkanzlers Helmut Kohl könnte auch deshalb so stark an der Entschädigung aus dem Rechtsstreit mit Ghostwriter Heribert Schwan in Höhe von 1 Million Euro interessiert sein, weil sie bei der Witwenrente leer ausgehen wird. Doch warum ist das so?

Kohl kam auf ein monatliches Ruhegehalt von 12.800 Euro. Davon stünden seiner Witwe nach seinem Tod normalerweise 7000 Euro monatlich zu. Im Fall von Kohl-Richter liegen die Dinge anders.

Grund dafür ist der Zeitpunkt der Eheschließung. Da die beiden erst nach der Pensionierung des ehemaligen Kanzlers heirateten, hat Kohl-Richter laut Beamtenversorgungsgesetz keinen Anspruch auf die ansonsten vorgesehenen 55 Prozent der Kanzlerrente. Sie heiratete Kohl am 8. Mai 2008 in Heidelberg im engsten Freundeskreis. Allerdings ist Maike Kohl-Richter ein angemessener Unterhaltsbeitrag zu gewähren. Dies sieht das Gesetz auch vor.

Vor der Heirat war Kohl-Richter nach dem VWL-Studium mit Promotion in München seit 1994 im Kanzleramt tätig, als Redenschreiberin für den damaligen Kanzler Helmut Kohl. Irgendwann verliebte sie sich in ihren Chef.

Schwan bedauert Zerwürfnis mit Kohl

Berlin. Der ehemalige Ghostwriter des verstorbenen Altkanzlers Helmut Kohl (CDU), Heribert Schwan (72), leidet darunter, dass es zwischen ihnen keine Aussprache mehr gegeben hat. „Mich macht es fertig, dass wir uns nicht mehr aussprechen konnten“, sagte der Journalist in einem Interview mit der „FAZ“. „Hat Kohl Anfang 2009 wirklich entschieden, Knall auf Fall auf mich zu verzichten? Das geht mir nicht mehr aus dem Hirn“, sagte er.

Schwan hatte für Helmut Kohl die ersten drei Bände seiner Memoiren verfasst. Der vierte Band erschien nie, weil Kohl den Kontakt zu Schwan abbrach. Der vermutet dahinter die zweite Ehefrau Maike Kohl-Richter. Der Journalist veröffentlichte später eigenmächtig ein Buch mit nicht autorisierten Zitaten von Kohl, wofür das Landgericht Köln ihn und den Verlag zu einer Rekordentschädigung von 1 Million Euro verurteilte. Zwei Monate danach starb Kohl.

„Hat er das alles mitbekommen?“, fragte sich Schwan in dem Interview. „Hat er mir wirklich kündigen wollen? Diese Fragen werde ich nicht mehr beantwortet bekommen, sie quälen mich.“ Gleichwohl bezeichnete er Kohl weiter als „väterlichen Freund“, der ihm „sehr ans Herz gewachsen“ sei.

Schwan glaubt, dass Kohl einen deutschen Staatsakt für sich wollte. „Kohl hat immer wieder vom Staatsakt für Willy Brandt gesprochen. Der war ein Vorlauf für seinen eigenen Staatsakt. Er sagte: So werde ich irgendwann aufgebahrt sein im Reichstag.“ Es könne natürlich sein, dass Kohl seine Meinung am Ende doch noch geändert habe. „Aber ändert ein betagter Mensch in so fundamentalen Fragen seine Meinung? Ich glaube nicht.“

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