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Mainz

Pragmatische Partner: Eine Halbzeitbilanz der Landesregierung

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD, Mitte), Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP, rechts) und Umweltministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) ziehen während einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei in Mainz eine gemeinsame Bilanz. 
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD, Mitte), Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP, rechts) und Umweltministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) ziehen während einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei in Mainz eine gemeinsame Bilanz.  Foto: Arne Dedert/dpa

Die Ampel arbeitet nüchtern ihren Kaolitionsvertrag ab, aber Überraschungen und damit die ganz großen Würfe bleiben dabei aus.

Lesezeit: 4 Minuten
Seit fast zweieinhalb Jahren wird Rheinland-Pfalz von einer Koalition aus SPD, FDP und Grünen regiert: der Ampel. Diese Ampel wurde nach langatmiger Verhandlung schnell eine Art Subventionsprogramm für schlechte Wortspiele. Mal tickt sie (welche Ampel tickt denn bitte?), mal blinkt sie. Gern steht sie auch auf Rot. Dabei eignet sich ...
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Erfolge bei Haushalt und Kitas, Probleme bei Internet und Islamverbänden: So läuft die Umsetzung des Koalitionsvertrags

Auf 138 Seiten hat die Koalition vor zweieinhalb Jahren Pläne und Prioritäten aufgeschrieben. Welche Punkte des Vertrags sind umgesetzt, was ist ins Stocken geraten, was steht noch aus? Ein Überblick:

Haushalt: Ein Jahr früher als gesetzlich vorgeschrieben hat das Land einen strukturell ausgeglichenen Haushalt erreicht. Dies bedeutet, dass die Ausgaben nicht höher sind als die Einnahmen, wenn konjunkturelle Einflüsse herausgerechnet werden. Die Landesregierung profitiert dabei von hohen Steuereinnahmen und niedrigem Zinsniveau. Die jetzt erzielten Überschüsse gehen in die Tilgung von Altschulden des Landes – zurzeit 32,7 Milliarden Euro – und in die Bildung von Rücklagen.

Digitalisierung: Nach zweijähriger Vorbereitung mit Beteiligung von Bürgern auf einer Internetplattform hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im April ihre „Strategie für das digitale Leben“ vorgestellt. Für die Umsetzung der Projekte nimmt das Land über die Legislaturperiode hinweg rund 500 Millionen Euro in die Hand, hinzu kommen Fördermittel von Bund und EU.

Schnelles Internet: Das Ziel eines flächendeckenden 50-Mbit-Ausbaus bis Ende 2018 kann weder bundesweit, noch in Rheinland-Pfalz erreicht werden. Diese Bandbreite soll nun bis Ende 2020 flächendeckend verfügbar sein. Kupferkabel begrenzen den Ausbau der Bandbreite. Daher sollen verstärkt Glasfaserstränge verbuddelt werden, um flächendeckend eine Bandbreite von einem Gigabit/s zu erreichen. Die Landesregierung nennt dafür das Zieljahr 2025.

Kita-Gesetz: Das Bildungsministerium hat einen ersten Entwurf für eine neue Gesetzesregelung für Kindertagesstätten vorgelegt. Ziel sind Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Betreuung sowie eine Reform des Finanzierungssystems, das vom Landesrechnungshof als „hochkomplex und teilweise intransparent“ kritisiert wurde. Wohlfahrtsverbände fordern eine Erhöhung der vorgesehenen Personalquote um 25 Prozent. Das Ministerium will sich nun mit den Stellungnahmen befassen.

Kommunalreform: Die Ampel- Koalition will für die nächste Stufe der Kommunal- und Verwaltungsreform gemeinsam mit der CDU ausloten, ob die Aufgaben für Gemeinden, Städte, Kreise und Land richtig aufgeteilt sind und eine Kreisreform prüfen. Angesichts zahlreicher Widerstände wird die Frage nach Kreisfusionen wohl noch auf der Tagesordnung der nächsten Landesregierung stehen.

Islam: Der im Koalitionsvertrag genannte Vertrag mit muslimischen Verbänden ist nicht absehbar. Die Verhandlungen darüber sind seit Sommer 2016 ausgesetzt. Jetzt soll es zunächst eine Zielvereinbarung geben, die nach einem Jahr überprüft werden soll.

Tourismus: Rechtzeitig vor der Halbzeit der Regierungsperiode hat das Wirtschaftsministerium die im Koalitionsvertrag zugesagte Tourismusstrategie 2025 vorgelegt. Um die Wertschöpfung aus dem Tourismus zu steigern, sollen ungenutzte Potenziale erschlossen und Rheinland-Pfalz zu einer eigenen Marke gemacht werden.

Baldauf: „Es fehlt der Kompass für die Zukunft“

Die Landtagsopposition zeigt sich unzufrieden mit der Halbzeitbilanz der Regierungskoalition. Nach Ansicht der CDU fehlt ihr ein Kompass für die Zukunft. „Kernproblem dieser Landesregierung ist, dass die Koalitionäre jedem konstruktiven Streit über den besseren Weg ausweichen, wo mutiges Handeln notwendig wäre“, kritisierte CDU-Fraktionschef Christian Baldauf. „Das führt zu einer Politik, die sich mit wenig zufrieden gibt und Antworten auf die zentralen Herausforderungen unserer Zeit auf unbestimmte Zeit verschiebt.“ AfD-Chef Uwe Junge erklärte, keine der Koalitionsparteien habe bisher „wirkliche Akzente“ setzen können.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zog eine gemischte Zwischenbilanz und forderte mehr Investitionen. „Die Landesregierung hält mit aller Kraft an der Schuldenbremse fest und vergisst dabei, dass auch das eiserne Sparen seinen Preis hat: den Investitionsstau“, kritisierte DGB-Landeschef Dietmar Muscheid. Besonders belastet seien die Kommunen.

Die Unternehmer sind der Ansicht, dass für „große Würfe die Schnittmenge fehlt“. Für den Präsidenten der Landesvereinigung Unternehmerverbände, Gerhard Braun, zeigt sich das zum Beispiel an der Digitalisierungsstrategie: „Da bestellt jedes Ministerium brav sein Gärtlein, es fehlt indes der große Landschaftsplan.“ Der LVU-Präsident begrüßte, dass die Landesregierung mehr in Erhalt und Ausbau von Straßen investiert.

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