Steigen im Kreis oder in der Stadt die Infektionszahlen sprunghaft an, liegt es oft daran, dass es einen Corona-Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung gibt. Seit dem Lockdown sind auch im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung, dem nördlichen Rheinland-Pfalz, einige Einrichtungen zum Teil sehr schwer von einer Corona-Infektion heimgesucht worden. Eine Auswahl:
Aktuell besonders betroffen ist der Kreis Birkenfeld, wo sich vergangene Woche im Haus Göttschied in Idar-Oberstein 61 der 108 Bewohner sowie 31 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert haben. Besonders bitter: Die erste Impfgabe erfolgte am 21. Januar, als schon viele Bewohner infiziert waren. Die Ermittlungen nach der Ursache laufen.
Auch im Kreis Mayen-Koblenz gibt es einen schweren Fall im Kottenheimer Seniorenzentrum Villa Toscana. Mehr als 50 Menschen haben sich infiziert, darunter rund 30 Bewohner. Ein Todesfall ist bislang zu beklagen. Auslöser der Infektion war vermutlich eine Bewohnerin, die aus einer anderen Einrichtung gekommen ist.
Im Gegensatz dazu konnte im Alten- und Pflegeheim Marienstift in Mendig eine Ausbreitung gestoppt werden, nachdem zwei Mitarbeiter und eine Bewohnerin infiziert waren. Der Ausbruch konnte wohl durch rigoroses Testen und weitestgehende Kontaktbeschränkungen eingedämmt werden.
Das Infektionsgeschehen in den Einrichtungen im Rhein-Hunsrück-Kreis ist durchaus unterschiedlich. Während im Haus Ursula in Gemünden zeitweise mehr als 50 Bewohner positiv auf Corona getestet worden waren, hat sich die Anzahl kontinuierlich gegen null verschoben. Dagegen hält sich das Altenheim Hildegard von Bingen in Simmern hartnäckig an der Spitze: Weiterhin sind 47 Bewohner und zwölf Mitarbeiter infiziert. Wie sehr die Pflegeeinrichtungen das Infektionsgeschehen beeinflussen, sieht man, wenn man die Zahlen in Relation setzt: Am Montag meldete das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung insgesamt 236 Infizierte, allein 98 davon leben oder arbeiten in einer von vier stationären Pflegeeinrichtungen.
Im Kreis Neuwied fällt die Häufung der Fälle ins Auge. Sieben Seniorenpflegeeinrichtungen melden vermehrt auftretende Fälle von Covid-19. Hinzu kommt die Kamillus Klinik ins Asbach. In den sieben Pflegeheimen sind rund 200 Personen infiziert.
Doch nicht nur Seniorenpflegeeinrichtungen sind betroffen, auch bei Einrichtungen, in denen behinderte Menschen leben, gibt es Corona-Ausbrüche. Im Rhein-Lahn-Kreis meldet die Stiftung Scheuern insgesamt 27 positiv auf Corona getestete Bewohner und Mitarbeiter in den Häusern in Nassau und Nastätten. Entdeckt wurden die Infektionen, die laut einer Pressemitteilung teilweise ohne Symptome verliefen, aufgrund von Schnelltests.
Zudem waren im Dezember mehr als 60 Bewohner im Haus Hohe Lay in Nassau mit dem Coronavirus infiziert. Nur 22 Bewohner blieben bei den Tests negativ. Insgesamt 14 Senioren sind mit Corona verstorben.
Wie angespannt die Situation ist, lässt sich auch daran ablesen, dass viele Städte oder Kreise die Namen der betroffenen Einrichtungen nicht nennen möchten – oder auch die Einrichtungen selbst darum bitten, da die Mitarbeiter schon genug belastet sind. Der Kreis Bad Kreuznach beispielsweise ist sehr zurückhaltend und meldet insgesamt 45 neue Fälle, davon „etwa ein Drittel durch Ausbruch in einem Altenheim“. red