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Neue Fernleitungen sorgen vor: Wie knapp wird unser Wasser?

Von Ursula Samary

Wer bei großer Sommerhitze den Wasserhahn aufgedreht hat, der dürfte sich auch gefragt haben: Wie sicher sprudelt das Wasser noch, wenn die Sommer immer heißer werden und zur Mitte des Jahrhunderts 46 Grad erreicht werden? Wenn es immer weniger regnet (und schneit) und gleichzeitig mehr Regen einfach verdunstet, sinkt der Grundwasserspiegel. Aber das Grundwasser liefert in Rheinland-Pfalz zu 95 Prozent unser Lebensmittel Nummer eins. Und 120 Liter verbraucht jeder Rheinland-Pfälzer täglich davon.

Lesezeit: 4 Minuten
In einigen deutschen Regionen gerät die Wasserversorgung nach zwei trockenen Jahren bereits an ihre Grenzen. Wie der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Ulrich Kleemann, als Chef der oberen Wasserbehörde vorrechnet, sinkt die Grundwasserneubildung auch im nördlichen Rheinland-Pfalz nach derzeitigen Prognosen bis 2050 um 15 Prozent. Diese Menge entspricht aber ...
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Der Rhein gilt bei jedem Wetter als sicherer Lieferant

Wird die Wasseraufbereitung schwieriger, wenn im Rhein weniger Wasser fließt? Wir fragten die EVM, die sich als Betriebsführerin der Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein (VWM) und im Auftrag der Stadtwerke Remagen um die Trinkwasserversorgung in der Region mit rund 185.000 Kunden kümmert und ein rund 1500 Kilometer langes Leitungsnetz betreibt. Fazit: Sie sieht keine größeren Probleme.

Im Koblenzer Stadtteil Oberwerth steht das leistungsstärkste der von der EVM betriebsgeführten Wasserwerke, wie Sprecher Marcelo Peerenboom sagt. Erbaut wurde es bereits 1885/86. Anfang der 60er-Jahre kam eine Aufbereitungsanlage hinzu, in der Wasser entsäuert, gefiltert, adsorbiert und desinfiziert wird. In den 80er-Jahren wurde das Werk modernisiert. Wie Peerenboom sagt, musste am Konzept der Aufbereitung nichts geändert werden – trotz langer Betriebszeit und der heute wesentlich besseren Analytik, die bis in den Nanogrammbereich reicht.

Die gute Nachricht für die Bürger entlang des Mittelrheins: „Vereinfacht können wir sagen: Solange es den Rhein gibt, werden wir genug Wasser für die Bevölkerung haben.“ Im Gegensatz zu Wasserwerken, die ihr Wasser im Wesentlichen aus Talsperren gewinnen, gebe es bei der Entnahme aus dem Uferfiltrat keine Schwierigkeiten. Weder der sinkende Grundwasserspiegel noch Niedrigwasser des Rheins „beeinflussen die Trinkwassergewinnung der VWM negativ“, wird betont. Hintergrund: „Das geförderte Wasser stammt zum größten Teil aus dem Uferfiltrat des Rheins und einem landseitigen Zustrom mit unterschiedlich langen Fließzeiten im Untergrund.“ Diese könnten zwischen acht und mehr als 100 Tagen liegen. Bis zu den Brunnen im Untergrund durchlaufe das Wasser unzählige Porenkanäle, in denen Verunreinigungen zurückgehalten und abgebaut werden. Auf die erste natürliche Filterung durch die Gesteinsschichten folge dann die Aufbereitung im Wasserwerk. Daher gebe es „auch keine Probleme damit, dass Schadstoffe möglicherweise weniger stark verdünnt würden“. Solche Effekte stellten sich bei den von der EVM betreuten Werken nicht ein, heißt es. us

Großes Messstellennetz

In Rheinland-Pfalz wird bereits seit den 50er-Jahren von der Wasserwirtschaftsverwaltung ein Messnetz „Grundwasser“ betrieben, berichtet das Landesamt für Umwelt. So gebe es landesweit 1544 Grundwasserstandsmessstellen. An 725 dieser Messstellen wird wöchentlich der Grundwasserstand kontrolliert.

208 von ihnen sind mit Datensammlern ausgerüstet, die automatisch messen. Hinzu kommen 415 Messstellen an Quellen. Bei 90 von ihnen werden derzeit wöchentlich Daten erhoben. Dabei wird gemessen, wie viel Wasser pro Sekunde jeweils austritt. Dies kann je nach Niederschlagsmenge schwanken.

Die Temperatur steigt

Rheinland-Pfalz ist stärker vom Klimawandel betroffen als andere Regionen in Deutschland, wie das Umweltministerium in Mainz betont: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist die Jahresdurchschnittstemperatur im Land um 1,6 Grad auf 9,6 Grad gestiegen. Besonders von Trockenheit und einer defizitären Grundwasserneubildung bedroht seien Rheinhessen und die gesamte Oberrheinregion. Um Wasserengpässe zu vermeiden, wurden von 2016 bis 2018 53 Millionen Euro etwa in neue Verbünde investiert.

Das Ministerium beteiligte sich an den Kosten für neue Infrastrukturen mit 36 Millionen Euro pro Jahr. us
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