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Bonn/Bad Breisig

Mutter des getöteten Niklas P.: „Der Prozess ist ein emotionales Schlachtfeld“

Von Jan Lindner
Im Prozess um ihren totgeprügelten Sohn Niklas hat Denise P. (rechts) jede Sekunde aufmerksam verfolgt und viele Gespräche geführt (hier mit Pfarrer Wolfgang Picken). Fast immer wird sie von ihrer Tante begleitet. Dass jetzt der Staatsanwalt einen Freispruch fordert, macht sie fassungslos .  Foto: Archiv dpa
Im Prozess um ihren totgeprügelten Sohn Niklas hat Denise P. (rechts) jede Sekunde aufmerksam verfolgt und viele Gespräche geführt (hier mit Pfarrer Wolfgang Picken). Fast immer wird sie von ihrer Tante begleitet. Dass jetzt der Staatsanwalt einen Freispruch fordert, macht sie fassungslos . Foto: Archiv dpa

Ihr Sohn wurde zu Tode geprügelt. Seit Januar wird verhandelt, wer die grausame Tat begangen hat – und jetzt, kurz vor Prozessende, steht Denise P. fassungslos vor einer bitteren Erkenntnis: „Ich wollte vor allem herausfinden, wer Niklas getötet hat. Doch der Wahrheit sind wir leider kein bisschen näher gekommen.“

Lesezeit: 2 Minuten
Freispruch: Das haben Verteidiger und sogar der Staatsanwalt beim kurzen vorletzten Verhandlungstag am Bonner Landgericht für den Hauptangeklagten Walid S. (21) gefordert. Damit ist fast sicher, dass S. in einer Woche wieder auf freiem Fuß ist. Gefühlt ist es ein Nullpunkt, an dem das Gericht ankommt. Man weiß, dass Niklas ...
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Kommentar: Grausames Schweigen der Zeugen

Niklas P. ist tot. und der Täter wird wohl ohne Strafe davonkommen. Das ist neben der grausamen Tat selbst das Erschreckendste an diesem Fall. Es bleibt die brennende Frage: Wer ist schuld?

Eine Mitschuld am Ausgang des Verfahrens tragen die Ermittler. Sie haben mit und unter Hochdruck gearbeitet. Aber sie haben es nicht geschafft, den Fall aufzuklären. Warum sie ausgerechnet Walid S. als den brutalen Schläger ausmachten, wurde im Lauf des Prozesses immer rätselhafter.

Schuld tragen aber, nach allem, was man weiß, vor allem einige Zeugen. Ihr Verhalten ist grausam. Es sind die jungen Männer aus dem Umfeld von S. Einige wurden in Handschellen in den Zeugenstand geführt, sie sitzen wegen anderer Taten ein. Viele von ihnen dürften mehr wissen, als sie sagten. In Bad Godesberg wird viel geredet. Nur vor Gericht haben sie nicht die Wahrheit erzählt, geschwiegen, gelogen – ob aus Selbstbelastung, Angst, Ehrgefühl oder Unlust. Auf ihre Aussagen sind die Ermittler angewiesen. Sie aber decken lieber den Täter. Ein ausgelöschtes Menschenleben spielt für sie offenbar keine Rolle.

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