Kreis Ahrweiler
Manfred Ruch zur Kritik am Krisenstab der ADD im Ahrtal: Da kann einem mulmig werden

Manfred Ruch, stellvertretender Chefredakteur der Rhein-Zeitung

Jens Weber

Nach den mutmaßlich fatalen Versäumnissen in der Flutnacht, was die Warnung der Bevölkerung betrifft, schlittern wir offenbar gerade durch die nächste Krise. Was von den Verantwortlichen im Land als „Einzelfälle“ abgetan wird, nennen andere Hilfskräfte nach ihren Erfahrungen vor Ort bereits die „Katastrophe nach der Katastrophe“. Der Krisenstab der Aufsichtsbehörde ADD sieht sich dem schmerzlichen Vorwurf des Versagens ausgesetzt.

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Verlässliche Ansprechpartner für die professionellen Hilfskräfte? Gesicherte Kommunikation? Sachgerechte Einteilung der Hilfs- und Rettungskräfte? „Fehlanzeige!“ So machte sich einer der Helfer per E-Mail an unsere Zeitung wütend Luft. Und er trifft damit ganz offenbar den Nerv vieler Menschen im Ahrtal, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Schlimm ist, dass diese Wut sich an Hilfskräften entlädt, die selbst ihr Bestes geben wollten, aber dabei offenbar von einer mangelhaften Einsatzleitung gehindert wurden. Es kann und darf nicht sein, dass in einer solch prekären Lage wichtige Kapazitäten an Menschen und Gerät sinnlos und ohne Auftrag herumstehen.

Was aber erst recht nicht geht, sind Landesvertreter, die diese Kritik nur abwehren und Fehler im Krisenmanagement zur Ausnahme stempeln, während überall im Tal die Verärgerung wächst. In solch einer kritischen Lage, in der sich das gesamte Ahrtal befindet, hilft nur ehrliche Analyse – und der unbedingte Wille, mögliche Fehlerquellen bei der Koordination der Hilfe schnellstens abzustellen.

Stattdessen erleben wir weiterhin Rechtfertigungsversuche am Stück. Auch gestern fiel die Gesamtbilanz des ADD-Krisenstabs erwartungsgemäß positiv aus – bei allem Verständnis für die Kritik aus der Perspektive „einzelner Helfer und Betroffener vor Ort“. Nach dem Motto: Wir machen das schon. Wenn sich dieser rosa gefärbte Blick auf die Wirklichkeit auch beim komplexen und teuren Wiederaufbau des Katastrophengebiets fortsetzt, kann einem wirklich mulmig werden für die Zukunft des Ahrtals.

E-Mail: manfred.ruch@rhein-zeitung.net

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